Roger Federer Federer: «Wenn ich wollte, könnte ich jetzt aufstehen und in die Ferien gehen»

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16.11.2018

Roger Federer hat den Tritt an den World Tour Finals definitv gefunden. Dennoch wird er nach seinem Sieg mit der Frage konfrontiert, ob die Saison für viele Spieler nicht doch etwas gar lang sei.

Noch ist nicht klar, auf wen Roger Federer am Samstag im Halbfinal an den World Tour Finals treffen wird. Am wahrscheinlichsten ist ein Duell mit Alexander Zverev, denn Novak Djokovic dürfte in der aktuellen Verfassung John Isner schlagen und somit Gruppenerster werden. Antworten gibt es heute ab 15 Uhr – hier im Ticker.

«Ich habe noch Energie im Tank»

Dass Federer selbst – mit etwas Verspätung zwar – im Turnier angekommen ist, zeigte sich bei seinem dritten Einzel schnell und eindrücklich. Der Baselbieter spielte zum Auftakt gegen Nishikori katastrophal, später gegen Thiem gefestigt und schliesslich am Donnerstagabend gegen Anderson souverän.

Der Steigerungslauf ist ein gutes Vorzeichen im Hinblick auf die vielleicht letzten zwei Spiele der Saison. Federer sagte nach dem Zweisatz-Sieg gegen seinen Wimbledon-Bezwinger aus Südafrika: «Der Körper fühlt sich gut an, ich habe noch Energie im Tank.» Und er ergänzt: «Ich will nochmals Spass haben und am Samstag auf jeden Fall nochmals einen guten Match spielen.» Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten – Djokovic ausgenommen – offenbart Federer einmal mehr Reserven.

Noch vor dem Turnier sagte er: «Es ist von einem sang- und klanglosen Ausscheiden in der Gruppenphase bis hin zum Turniersieg alles möglich. Das gilt für jeden Spieler.» Die Aussage untermauert die Vermutung, dass an diesem Turnier mit diesem Modus zu diesem Zeitpunkt der Saison eben doch vieles unberechenbar ist. Es zeigt aber auch: Meist sind nur die ganz Grossen in der Lage, die Puzzle-Teile aus Motivation, Einstellung, Ausdauer, Fokussierung, Leidenschaft und Energie zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Federers Appell an die Eigenverantwortung

Auf der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Anderson wird Federer zudem auf die hohe Belastung im Lauf einer Saison angesprochen.

Der Halbfinalist führt aus (Video am Anfang des Artikels auf Englisch): «Wir könnten zwanzig Turniere streichen. Ich weiss nicht, wer das möchte. Bestimmt nicht die Verantwortlichen dieser Turniere und wohl auch nicht die 3’000 Spieler auf der Tour. Eine andere Option ist, dass die Spieler mit ihren Teams die Prioritäten besser setzen und sich etwa die Frage stellen: ‘Wie viel hält mein Körper aus? Wie oft und wie viel möchte ich reisen?’ – Das Gute an unserem Sport ist, dass wir als Spieler nicht von einem Klub angestellt sind. Wenn ich wollte, könnte ich jetzt aufstehen und in die Ferien gehen. Keiner könnte mich stoppen. Natürlich würde man das nicht mögen, aber ich könnte es machen. Das ist ein massives Privileg, das wir Tennisspieler geniessen. Aber so etwas machen wir nicht. Aus Respekt gegenüber den Fans, den Organisatoren, den Sponsoren und für die Integrität des Spiels.»

Des Maestros Aussagen lassen der Konkurrenz nur wenig Interpretationsspielraum: 'Plant eure Saison besser', scheint er ihnen zurufen zu wollen. Wenn einer weiss, wovon er spricht, dann Roger Federer.

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