Nach dem Auftakt der Australian Open herrschen aus Schweizer Sicht gemischte Gefühle. So auch bei Heinz Günthardt, der Belinda Bencic an diesem Turnier aber einen Exploit zutraut.
Freude bei den Frauen, Leid bei den Männern: Nach der ersten Runde der Australian Open sind sowohl Stan Wawrinka wie auch Marc-Andrea Hüsler bereits ausgeschieden. Dabei hatten beide die Weichen im dritten Satz schon auf Sieg gestellt, verloren dann aber jeweils nach fünf Sätzen. Insbesondere von Stan Wawrinka haben wir uns aus Schweizer Sicht definitiv mehr erhofft. Nicht nur, weil sein Gegner eigentlich eine machbare Aufgabe war, sondern weil der Romand in Melbourne 2014 auch schon die Trophäe in die Höhe stemmte.
«Man sieht ja bei den Männern oft, wie knapp die Matches sind. Zwei oder drei Punkte können über einen Satz entscheiden. Diese holt man sich mit entsprechendem Selbstvertrauen und davon hat Stan in den letzten acht Monaten nicht viel getankt», hält Heinz Günthardt im Interview mit blue Sport fest.
Nichtsdestotrotz habe es Wawrinka einmal mehr geschafft, mit seinem sagenhaften Comeback im fünften Satz das ganze Stadion mitzureissen. Etwas, das jungen Spielern gemäss Günthardt oft fehlt. «Er lässt in solchen Momenten alles auf dem Platz liegen. Man spürt den Menschen und nicht nur den Sportler, der dahinter steckt und das ist auch so attraktiv, wenn man ihm zuschaut.» Umso mehr bedauert Günthardt das frühe Ausscheiden von Wawrinka, denn es stellt sich ausserdem die Frage: «Wie oft werden wir ihn in Zukunft überhaupt noch sehen?»
«Belinda Bencic ist stark genug, um den Titel zu holen»
Umso erfreulicher war hingegen der erste Auftritt von Belinda Bencic. Die 25-Jährige machte unmittelbar dort weiter, wo sie zuletzt bei ihrem Sieg in Adelaide aufgehört hatte. Bencic spielte unglaublich druckvoll und aggressiv und zog mit einem 6:1 und 6:2 souverän in die zweite Runde ein.
Viele Expert:innen zählen sie nicht nur deshalb zum erweiterten Favoritenkreis. Heinz Günthardt geht sogar noch einen Schritt weiter: «Sie ist in dieser Form stark genug, um den Titel zu holen.» Er vermutet, dass etwa fünf oder sechs andere Spielerinnen aktuell auf einem ähnlichen Level spielen. «Das Gute ist, dass diese sich aber je nach Auslosung auch gegenseitig ausschalten.»
Bei Jil Teichmann ist Günthardt hingegen etwas zurückhaltender mit euphorischen Prognosen. «Sie ist nicht die konstanteste Spielerin. Sie braucht Zeit, um ein Turnier zu finden. Meine Hoffnung ist deshalb, dass sie sich mal in eine zweite Woche eines Grand Slams spielt, weil dann ist wirklich alles möglich.»