Kampf gegen die ZeitWeshalb Nadal in New York noch grosse Probleme bekommen könnte
Aus New York: Jan Arnet
28.8.2018
Als erstes Grand-Slam-Turnier führen die US Open die «Shot Clock» ein. Eine Uhr, die den Spieler anzeigt, wie viele Sekunden sie noch Zeit haben, um aufzuschlagen. Vor allem für Rafael Nadal und Novak Djokovic könnte sie zu einer grossen Hürde werden.
Mit dem Zupfen der Hose, des Shirts und der Nase muss sich Rafael Nadal nun beeilen. Neu hat er, sobald der Schiedsrichter den Punktestand bekannt gibt, «nur» noch 25 Sekunden Zeit für seinen nächsten Aufschlag. Die neu eingeführte «Shot Clock» informiert die Weltnummer 1 – wie natürlich alle anderen Spieler auch – darüber, wie viel Zeit noch übrig bleibt. Werden die 25 Sekunden überschritten, gibt es zunächst eine Verwarnung. Im Wiederholungsfall einen Punkt Abzug, beim dritten Mal ist ein ganzes Game weg.
Schon bei den Hartplatz-Turnieren im Vorfeld der US Open kam die «Shot Clock» zum Einsatz. In Cincinnati etwa, wo sich Novak Djokovic im Final schon mal tierisch ärgerte, weil er eine Verwarnung bekam. Der Serbe gehört neben Nadal zu jenen Spielern, die am längsten für ihre Services brauchen. Djokovic kann mit der neuen Uhr nicht viel anfangen. «Ich mag sie nicht. Auch wenn man eigentlich genug Zeit hat», sagte der Wimbledon-Sieger kürzlich. Auch Nadal muss die Neuerung wohl oder übel akzeptieren: «Ich muss mich noch daran gewöhnen, aber das wird mir bestimmt gelingen», meinte die Weltnummer 1 vor einigen Wochen in Toronto. «Ich muss einfach etwas schneller werden.»
Durchschnittlich benötigt Nadal rund 30 Sekunden zwischen seinen Aufschlägen – deutlich zu lange also. Auch Djokovic und Andy Murray liegen oft über der Zeit. Roger Federer hingegen brauchte in Vergangenheit selten länger als 25 Sekunden. Bisher konnten die Schiedsrichter bei einer Zeitüberschreitung immer ein Auge zudrücken. Nun wird es für alle sichtbarer, wer länger braucht als erlaubt. Und die Schiedsrichter werden zum Handeln gezwungen.
Djokovic und Nadal wissen natürlich, dass sie nicht gerade zu den zügigsten Aufschlägern gehören. Deshalb haben die beiden Cracks die «Shot Clock» womöglich immer im Hinterkopf – das könnte zu Konzentrationsproblemen führen. Vor allem dann, wenn sie schon verwarnt wurden. Bei seinem Erstrundenmatch gegen David Ferrer, der im 2. Satz verletzt aufgeben musste, entging Nadal einer Verwarnug. Doch was, wenn die Weltnummer 1 richtig gefordert wird? Wird die Zeit im Verlauf des Turniers noch eine wichtige oder sogar entscheidende Rolle einnehmen? Die nächsten Tage werden Aufschluss geben.