Tour de France 100 Jahre Gelbes Trikot: Helden und Skandale

DPA / wer

5.7.2019

Haben Tour-Geschichte geschrieben: Armstrong, Merckx und Cancellara.
Haben Tour-Geschichte geschrieben: Armstrong, Merckx und Cancellara.
Bild: Keystone / Getty

Das Gelbe Trikot ist bei der Tour de France in 100 Jahren zum Mythos geworden. Insgesamt 266 Radprofis durften sich seit 1919 das begehrte Stück Stoff überstreifen. Am häufigsten fuhr Eddy Merckx in Gelb, während Lance Armstrong für die dunkle Ära des Maillot Jaune steht.

Eingeführt mit dem simplen Zweck, den Gesamtersten der Tour de France besser zu erkennen, ist das Gelbe Trikot längst zu einem Mythos geworden. 100 Jahre Maillot Jaune, wie das wohl berühmteste Trikot der Welt in Frankreich heisst, sind verknüpft mit Heldengeschichten, Tragödien, aber auch grossen Skandalen. Mal leuchtete der Mann in Gelb heller, mal dunkler. Ein Rückblick vor dem Start zur 106. Tour de France.


DER ERSTE: Die Idee kam vom Tour-Gründer Henri Desgrange im Jahr 1919. Etappen von bis zu 500 Kilometern Länge waren kurz nach dem Ersten Weltkrieg keine Seltenheit. Und damit die Zuschauer den Führenden der Tour in der Dunkelheit besser erblicken konnten, sollte dieser kenntlich gemacht werden. Da das Tour-Organ «L'Auto» – der Vorgänger der «L'Equipe» – ebenfalls in Gelb gedruckt wurde, war die Farbe schnell gefunden.

So erhielt Eugène Christophe am Morgen der elften Etappe am 19. Juli in Grenoble das erste Gelbe Trikot. Jener Christophe, der bereits sechs Jahre zuvor Berühmtheit erlangte, als er nach einer Pyrenäen-Abfahrt einen Gabelbruch erlitt, nach einem langen Fussmarsch in der Schmiede von Sainte-Marie-de-Campan sein Rad wieder richtete und weiterfuhr. Das gleiche Malheur passierte ihm dann auch 1919, wodurch er die Tour verlor. Seine Gelben Trikots verschliss er anschliessend im Krieg, doch die erste Legende war geboren.

Erster Mann in Gelb: Eugène Christophe.
Erster Mann in Gelb: Eugène Christophe.
Bild: Wikipedia

DER BESTE: Kein Fahrer verkörperte so sehr das Maillot Jaune wie Eddy Merckx – der Kannibale aus Woluwé-Saint-Pierre. 111 Mal beziehungsweise an 96 Tagen trug der Belgier Gelb, was bis heute unerreicht ist. Fünf Mal gewann er die Tour, das erste Mal vor genau 50 Jahren. «Das war der schönste Sieg meiner Karriere», sagte Merckx, der am Donnerstag bei der Mannschaftspräsentation auf dem Grand Place in Brüssel von seinen Landsleuten euphorisch gefeiert wurde. Merckx hat die Tour geprägt wie kaum ein anderer. Auch an seine 34 Etappensiege ist bis heute niemand herangekommen.

Trug an 96 Tagen das Gelbe Trikot: Eddy Merckx.
Trug an 96 Tagen das Gelbe Trikot: Eddy Merckx.
Bild: Keystone

DER GLÜCKLICHSTE: Es war das Herzschlagfinale der Tour-Geschichte 1989. Die ganze Rundfahrt über lieferten sich der Franzose Laurent Fignon, der Mann mit der Nickelbrille, und der Amerikaner Greg Lemond einen packenden Zweikampf. Zum Showdown kam es am letzten Tag beim Einzelzeitfahren über 24,5 Kilometer von Versailles nach Paris. Fignon hatte eigentlich einen beruhigenden Vorsprung von 50 Sekunden. Doch Lemond, der mit einem damals neuartigen Triathlon-Lenker angetreten war, machte Sekunde um Sekunde wett. Im Ziel auf den Champs Élysées hatte er schliesslich acht Sekunden Vorsprung. Bei Fignon flossen die Tränen.

DIE SCHWEIZER: Ferdy Kübler und Hugo Koblet sind die einzigen Schweizer, welche die Tour de France jemals gewinnen konnten. Logischerweise gehören Sie auch zu den Trägern des Gelben Trikots. Mit 29 Tagen ist aber Fabian Cancellara der Schweizer, der das begehrte Stück am meisten überstreifen durfte. Er brauchte jedoch sechs TdF-Ausgaben, um diese Marke zu erreichen. Hier die Übersicht:

Ferdy Kübler, 11 Tage: Tour de France 1950
Hugo Koblet, 11 Tage: Tour de France 1951
Erich Mächler, 6 Tage: Tour de France 1987
Alex Zülle, 3 Tage: Tour de France 1996
Rubens Bertogliati, 2 Tage: Tour de France 2002
Fabian Cancellara, 29 Tage: Tour de France 2004, 2007, 2009, 2010, 2012, 2015

Fabian Cancellara: 29 Tage in Gelb.
Fabian Cancellara: 29 Tage in Gelb.
Bild: Keystone

DER SKANDALÖSESTE: Blickt man in die Geschichtsbücher der Tour, hat es ihn eigentlich gar nicht gegeben. Der Name Lance Armstrong existiert darin schlichtweg nicht. Seine sieben Siege von 1999 bis 2005 wurden gestrichen, als könnte das dunkelste Kapitel im Radsport einfach ausradiert werden. Vom geheilten Krebspatienten zum Tour-Rekordsieger – die Story des Texaners war einfach zu schön. Tatsächlich war alles Lug und Trug. Armstrong hat nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Doping Massstäbe gesetzt. EPO, Eigenblut-Doping, Wachstumshormone - Armstrong stand für den grössten Betrug der Tour-Geschichte. Am Ende wurde er lebenslang gesperrt und zur unerwünschten Person bei der Tour erklärt.

Lance Armstrong geht als eine faszinierende Person, aber gleichsam als einer der grössten Betrüger der Geschichte in die Annalen ein.
Lance Armstrong geht als eine faszinierende Person, aber gleichsam als einer der grössten Betrüger der Geschichte in die Annalen ein.
Bild: Keystone
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