Nino Schurter «Ich stehe dort, wo ich in meinen besten Jahren war»

jos, sda

4.5.2023 - 06:30

Nino Schurter blickt an einem Medientermin in Landquart in die Zukunft.
Nino Schurter blickt an einem Medientermin in Landquart in die Zukunft.
Keystone

Nino Schurter blickt mit neuem Elan und gewachsenem Selbstvertrauen auf die anstehende Weltcup- und WM-Saison. Er sagt: «2022 hat gewissermassen meine Karriere verlängert.»

Keystone-SDA, jos, sda

Nach zwei schwierigen Jahren war er 2022 im Gesamtweltcup und an der Weltmeisterschaft wieder die Nummer 1. «Hätte ich nicht das Gefühl, vorne mitfahren zu können, wäre ich mit Sicherheit nicht mehr so motiviert», so Schurter.

In anderthalb Wochen erfolgt in Nove Mesto der Weltcup-Auftakt mit dem Short Race am Tag vor Schurters 37. Geburtstag und dem Cross-Country-Rennen am Tag danach. Zugleich startet für die Schweizer Athleten der einjährige Selektionsprozess um die nur noch zwei Olympia-Startplätze pro Geschlecht. Bereits an diesem Sonntag kommt es an der von Schurter mitinitiierten Veranstaltung Bike Revolution in seinem Wohnort Chur zum ersten Kräftemessen mit einigen seiner stärksten Konkurrenten.

Wie Schurter im Vorfeld erklärt, liegt sein Fokus nicht mehr auf den Olympischen Spielen. «Paris 2024 ist für mich kein Fixpunkt mehr. Aber wenn ich merke, dass ich eine Medaille gewinnen kann, dann will ich es probieren», sagt der Olympiasieger von 2016, -zweite von 2012 und -dritte von 2008. Vielmehr liebäugelt der Bündner mit dem 34. Sieg im Weltcup, mit dem er zum alleinigen Rekordhalter vor Julien Absalon würde.

Nino Schurter über den ungebremsten Biss und Ehrgeiz:

«Als Sportler musst du diesen Ehrgeiz haben. Du musst den Wettkampf wollen, und das ist bei mir immer noch der Fall. Einerseits, weil es mir immer noch sehr viel Spass macht, ich auch Spass am Training habe und das Mountainbiken für mich immer noch der schönste Sport ist. Für mich ist das immer noch ein Traumleben. Ich bin gerne in der Natur, kann an die schönsten Orte reisen und die schönsten Trails auf dieser Welt befahren. Sehr entscheidend ist ausserdem, dass ich immer noch erfolgreich bin. Wäre der Erfolg nicht mehr da, hätte ich nicht mehr die gleiche Freude. Das habe ich in den Jahren 2020 und 2021 gemerkt. Hinzu kommt, dass meine Partner nach wie vor hinter mir stehen und an mich glauben.»

... über die letzte Saison mit dem Gewinn des zehnten WM-Titels und achten Gesamtweltcups:

«Das letzte Jahr hat mir natürlich wieder extrem viel Freude und Selbstvertrauen gegeben. Es fühlte sich für mich ein bisschen wie ein Comeback an – zurück dahin, wo ich sein will. Es fing mit dem Sieg im ersten Weltcuprennen in Brasilien an, dann fuhr ich konstant vorne mit und erlebte ich an der WM ein weiteres riesiges Highlight. Gewissermassen hat 2022 meine Karriere verlängert.»

... über die Olympischen Spiele 2024 in Paris:

«Paris 2024 ist für mich kein Fixpunkt mehr. Wenn ich merke, dass alles super läuft, und ich das Gefühl habe, ich könnte noch einmal eine Medaille gewinnen, dann will ich es probieren. Aber das grösste Ziel ist Olympia nicht mehr. Noch einmal ein Weltcuprennen zu gewinnen hat für mich den höheren Stellenwert, und auch die WM in Glasgow gehört zu den Höhenpunkten. Dort wird auch Peter Sagan teilnehmen, um sich für Paris zu qualifizieren, was ich sehr spannend finde. Wenn ich merke, dass ich mich als zweitbester Schweizer vielleicht knapp für die Olympischen Spiele qualifizieren würde und es im Optimalfall in die ersten fünf schaffen könnte, dann überlasse ich meinen Platz lieber einem jüngeren Fahrer.»

... über seinen Formstand:

«Ich fühle mich super und stehe mit den Werten dort, wo ich in meinen besten Jahren war. Die bisherigen Rennen verliefen sehr gut. Das Capolivera Legend XCO auf der Insel Elba, wo mit Luca Braidot und Titouan Carod die Nummern 2 und 4 der Weltrangliste dabei waren, gewann ich recht deutlich, und am Cape Epic fühlte ich mich ebenfalls sehr gut.»

... über neue Reize:

«Die brauche ich vorab im Training. Es sind kleine Dinge, nicht entscheidend, aber als neue Anreize und Challenges vor allem wichtig für den Kopf, damit sich kein Schlendrian einschleicht. In dieser Zwischensaison habe ich zum Beispiel das Kraft- und Intervalltraining leicht angepasst.»