Das Schweizer Handball-Nationalteam verpasst die WM-Playoffs zum vierten Mal in Serie. Die aktuelle Kampagne endete in Tuzla mit einer 15:21-Niederlage gegen den Gruppensieger Bosnien-Herzegowina.
Erst als die Bosnier souverän führten und angesichts ihrer deutlichen Zwischenführung (13:7/38.) das Tempo fahrlässig früh drosselten, kamen die Schweizer vorübergehend nochmals auf. Bis zur 51. Minute erkämpften sie sich ein Comeback und erspielten sich nach Küttels 15:16 einen Funken Zuversicht auf einen Umschwung in der Gesamtabrechnung.
Mehr als einen Hoffnungsschimmer liessen die Einheimischen indes nicht zu. Eine späte Tempoverschärfung und zwei, drei weitere grosse Paraden des überragenden Bundesliga-Profis Benjamin Buric genügten, den unkonstanten Aussenseiter mit einer 5:0-Bilanz wieder abzuschütteln. Damit ist ein bitterer Fakt unumstösslich: Die SHV-Auswahl wird 2019 zum 12. Mal in Folge nicht an der Weltmeisterschaft vertreten sein.
Das Problem, das sich die Schweizer bereits in St. Gallen in ihren ungenügenden letzten 19 Minuten eingehandelt hatten, akzentuierte sich in der ausverkauften Halle rasch einmal. Wie aufgrund der letzten Impressionen zu befürchten war, hielt die vergleichsweise unerfahrene Equipe dem Druck des in jeglicher Beziehung robusten Kontrahenten bereits in der Startviertelstunde nicht stand.
Die Bosnier sorgten frühzeitig für klare Verhältnisse. Ihre lautstarke Kulisse - gegen 5000 Zuschauer füllten die Mejdan-Arena bis auf den letzten Platz - beanspruchten sie dabei nicht; Suters Team vereinfachte die Aufgabe des Favoriten mit zu vielen "unforced errors" in der Offensive.
Matchwinner Buric
"Die acht vergebenen Chancen vom Kreis und Flügel tun uns natürlich weh", bilanzierte Suter nach dem siebten negativen Ergebnis in der achten Partie auf Qualifikations-Level seit seinem Amtsantritt 2016. Zum einen fehlte in Bosnien-Herzegowina neben Star-Regisseur Andy Schmid eine Reihe weiterer Aufbauer der ersten Garde, andererseits machte Suter einige Mängel aus: "Es fehlen uns vorne natürlich auch ein paar Prozente Klasse, um in Bedrängnis das Maximum abzurufen."
In der ersten Hälfte manövrierten sich die Schweizer mit einer minimalen Angriffs-Effizienz von unter 30 Prozent primär selber in eine ungemütliche Lage. Die Achse um Mittelmann Lukas von Deschwanden kam nicht auf Touren, das Timing fehlte weitgehend, die Präzision und Wurfkraft gleichermassen. Und im bosnischen Tor stand einer, der nahezu jeden schwierigen Ball entschärfte: Buric, der künftige Keeper des deutschen Topklubs Flensburg-Handewitt, am Ende mit 20 Paraden der eigentliche Matchwinner.
Unter Druck und gegen physisch unangenehme Gegner fehlt den Schweizern Aufbauern ein gewisser Fundus, wie ihn selbst Mittelklasse-Vertreter wie Bosnien-Herzegowina zu bieten haben. Rund 550 Länderspiele mehr Substanz steckt im Kader der Sieger. Suter hat zwar Talente zur Verfügung, die im Junioren-Bereich so ziemlich jede Top-Nation geschlagen haben, aber einen womöglich längeren Entwicklungsprozess vor sich.
EM-Chancen grösser
Defensiv hat Suter bereits viel erreicht. 88 Gegentore in 240 Minuten sind im Prinzip ein ansprechender Wert. Nikola Portner hat das langjährige Goalieproblem beseitigt. Der 24-jährige Montpellier-Professional brillierte hinter einer guten gruppierten Verteidigung während der gesamten Kampagne. "Auf unsere exzellente Abwehr müssen wir aufbauen", so Suter. "Wir haben künftig ohnehin nur eine Chance, wenn es in diesem Bereich stimmt."
Ab dem nächsten Herbst steht die eigentliche Bewährungsprobe für die neu formierte Equipe an. Die EM-Chancen sind mutmasslich grösser denn je, der europäische Verband hat das Feld für das Turnier in Schweden, Norwegen und Österreich von 16 auf 24 Teams aufgestockt.
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