Tennis-Olympiasiegerin Belinda Bencic und Skirennfahrer Marco Odermatt gewinnen die Sports Awards 2021.
Belinda Bencic ist an den Sports Awards in Zürich als Schweizer Sportlerin des Jahres ausgezeichnet worden. Die Tennis-Olympiasiegerin, die 26,3 Prozent der Stimmen erhielt, setzte sich bei der Wahl vor der Mountainbike-Olympiasiegerin Jolanda Neff (20,2 Prozent) und Lara Gut-Behrami (17,6 Prozent) durch.
Nach Manuela Maleeva (1993) und Martina Hingis (1997) ist Bencic die dritte Tennis-Spielerin, die den Award entgegennehmen kann.
Gleich bei seiner ersten Nomination schwang Marco Odermatt an den Sports Awards oben aus. Noch am Samstag feierte er in Val d’Isère seinen bereits dritten Weltcupsieg in diesem Winter, nun wurde der 24-jährige Nidwaldner zum Sportler des Jahres gewählt. Odermatt verwies Beat Feuz, den zweiten nominierten Skifahrer, und Jérémy Desplanches, den Olympia-Bronzemedaillengewinner im Schwimmen, auf die nachfolgenden Plätze.
Odermatt, der 34 Prozent aller Stimmen erhielt, verdiente sich die Auszeichnung mit konstant guten Leistungen im letzten Weltcup-Winter, den er als Zweiter der Super-G-, Riesenslalom- und Gesamt-Wertung abschloss.
Euphorie um Bencic
Mit Belinda Bencic wird eine Frau Sportlerin des Jahres, die sich mit Biss und Hingabe an die weltweite Tennisspitze spielte. 2021 erreichte sie ihren grössten Erfolg: Olympia-Gold.
Belinda Bencic war das Schweizer Gesicht der Olympischen Spiele in Tokio. Eine Woche lang konnte das TV-Publikum mit der 24-jährigen Ostschweizerin zur besten Sendezeit fast täglich mitleiden – und das gleich doppelt und jeweils mit positivem Ausgang.
Im Einzel gewann Bencic bei brutaler Hitze ab den Achtelfinals viermal in drei Sätzen. Nie klagte die US-Open- und Masters-Halbfinalistin von 2019 über die Belastung oder die coronabedingten Einschränkungen. Vielmehr sog sie die Olympia-Atmosphäre in vollen Zügen auf. Im Kreis des Schweizer Teams blühte Bencic so richtig auf und gewann neben Gold im Einzel an der Seite von Viktorija Golubic auch Silber im Doppel.
Wenn sie für die Schweiz spielt, ist die St. Gallerin mit Wurzeln in der Slowakei kaum zu stoppen. «Egal, was noch kommt, dieses Gold wird immer mein grösster Erfolg bleiben», streicht sie die Bedeutung von Olympia heraus.
Der Triumph war einer mit Ansage – und doch kein Selbstläufer. Schon als Juniorin gehörte Bencic zu den Besten der Welt. Bereits mit 17 Jahren stand sie am US Open im Viertelfinal. Ihr Aufstieg verlief aber nicht geradlinig, der ungewohnte Rummel und verschiedene Verletzungsprobleme sorgten auch für Rückschläge.
Bencic liebt aber die grosse Bühne. Sie lässt die Fans an ihren Emotionen teilhaben. Als Nummer 9 gesetzt, konnte sie in Tokio in einem starken Teilnehmerfeld – nur drei fehlten aus den Top Ten – ihr ganzes Potenzial ausspielen, weil die Einstellung durchwegs positiv war. Diese Hingabe für die olympischen Ideale wurde nun auch mit dem Titel Sportlerin des Jahres an den «Sports Awards» belohnt.
Supertalent Odermatt
Marco Odermatt hat die Wandlung vom Super-Talent zum Leistungsträger scheinbar mühelos vollzogen. Die Wahl zum Sportler des Jahres ist ein weiterer Beleg für den Aufstieg des Nidwaldners.
Die persönliche Vorgabe in der Karriereplanung war nichts Besonderes. «Schritt für Schritt zu nehmen» hatte sich Odermatt vorgenommen. Die Losung eines aufstrebenden jungen Sportlers halt. Doch der Blondschopf aus Buochs vollzog diese Schritte in enorm hoher Frequenz – und tut dies immer noch.
Knapp zwei Jahre nach seinem fünffachen Gold-Rausch an den Junioren-Weltmeisterschaften in Davos gewann Odermatt erstmals auch im Weltcup. Im vergangenen Winter hatte er schon eine Hand an den Kristallkugeln für den Sieg in der Gesamt-, Riesenslalom- und Super-G-Wertung – und in die laufende Saison startete er als erster Anwärter auf den grossen Glaspokal. Die Fähigkeit, in drei Disziplinen ganz vorne mitmischen zu können, stempelte ihn zwangsläufig zum Favoriten.
Odermatt hat nie ein Geheimnis um seine Ambitionen gemacht. Seine hohen Ziele definiert er stets mit Überzeugung. Dass er damit die ohnehin grosse Erwartungshaltung zusätzlich schürt und sich zusätzlichen Druck auf seine Schultern lädt, ist ihm bewusst. Seinen Status sieht er nicht als Hemmnis und schon gar nicht als Belastung, zumal sich die allgemeine Wahrnehmung mit seinem Plansoll deckt. Entsprechend spielt er seine Rolle mit der ihm eigenen Gelassenheit.
Odermatt weiss seine Stellung richtig einzuordnen. Überheblichkeit ist ihm fremd. Trotz des zügig vollzogenen Aufstiegs in den Kreis der Allerbesten hat er sich die Bodenhaftung gewahrt. Die Gefahr des Abhebens besteht auch in seinem Sportlerleben im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses nicht. Der 24-jährige Innerschweizer wird auf und neben der Piste den eingeschlagenen Weg weitergehen. Die nächsten Schritte werden nicht lange auf sich warten lassen.
MVP Yann Sommer
Der zweite Award in der vor zwei Jahren eingeführten Kategorie «MVP des Jahres» geht an Yann Sommer. Der Fussball-Nationalgoalie verwies in der Wahl zum wertvollsten Schweizer Mannschaftssportler 2021 den Basketball-Star Clint Capela und Eishockey-Nationaltorhüter Leonardo Genoni auf die Plätze. Unvergessen bleibt Sommers entscheidende Penalty-Parade gegen Frankreichs Weltstar Kylian Mbappé im EM-Achtelfinal.
Team: Fussball Nati
Die Fussball-Nationalmannschaft der Männer wurde als Team des Jahres ausgezeichnet. Die «Nati» setzte sich bei der Wahl vor dem Tennis-Doppel Belinda Bencic/Viktorija Golubic und der 4x100-m-Staffel der Leichtathletinnen durch. Letztmals hatten die Fussballer, die im EM-Achtelfinal Weltmeister Frankreich sensationell ausgeschaltet haben, die Auszeichnung im Jahr 2017 erhalten.
Trainer Telser
Der Trainer des Jahres heisst Edmund Telser. Der Südtiroler stach bei der Wahl Laurent Meuwly, den Coach der Topsprinterin Ajla Del Ponte, und Beat Tschuor, den Cheftrainer der Schweizer Ski-Frauen, aus. Telser verantwortet als Nationaltrainer unter anderem den historischen Schweizer Dreifach-Triumph der Mountainbikerinnen an den Sommerspielen in Tokio.
Marcel Hug
Der Gewinner in der Kategorie «Paralympische Sportler» heisst Marcel Hug. Der Rollstuhl-Leichtathlet setzte sich im Rahmen der Sports Awards bereits zum siebten Mal durch. Der vierfache Goldmedaillengewinner der Paralympics in Tokio verwies Manuela Schär (Leichtathletik) und Rekordgewinner Heinz Frei (Handbike) auf die Ehrenplätze.