Bei Olympiasiegerin Jolanda Neff hält sich die Enttäuschung über den 4. EM-Platz in Grenzen. Vor dem Rennen hat sie ein besonderes Erlebnis.
Da es vor dem Start regnete, wurden die Fahrerinnen mit Regenschirmen trocken gehalten. Jenen von Neff hielt keine geringere als Bundesrätin Viola Amherd, die später auf der Tribüne mitfieberte. «Das war mega lässig», sagte die 29-jährige Ostschweizerin. «Ich hatte sie zuvor schon ein paar Mal gesehen, und sie hat mir nach Wettkämpfen schon per SMS gratuliert. Sie lebt das voll mit, ist sehr sportinteressiert.»
Sich in Form einer Medaille zu bedanken, gelang der vierfachen Europameisterin dann allerdings nicht. Neff verlor 14 Sekunden auf die drittplatzierte Niederländerin Anne Terpstra, die Gesamtführende im Weltcup. Den Rückstand handelte sie sich auf der drittletzten Runde ein, als sie in einem Aufstieg nicht um die Kurve kam und durchspulte. «Es war extrem hart, jeder Meter war ein Kampf», beschrieb Neff das Rennen auf der sehr rutschigen und nassen Strecke.
Obwohl sie die anvisierte Medaille knapp verpasste, war sie «sehr zufrieden» mit ihrem Auftritt, wie sie das Rennen anpackte. «Ich kämpfte bis zum letzten Meter, das ist alles, was ich machen konnte. Ich habe nur einen begrenzten Einfluss auf das Resultat, kann bloss meine Leistung beeinflussen. Ich weiss, dass ich noch auf einem aufsteigenden Ast bin.»
Von daher beunruhigte sie nach aussen hin nicht gross, dass die Französinnen Loana Lecomte und Pauline Ferrand-Prévot im Olympiapark in München in einer eigenen Kategorie fuhren, obwohl am kommenden Freitag (Short Race) und Sonntag (Cross-Country) in Les Gets die WM-Rennen stattfinden. Denn im Gegensatz zu den beiden Französinnen startete Neff an den letzten beiden Weltcup-Stationen in Nordamerika. «Sie haben einen anderen Saisonaufbau», sagte Neff. «Ich habe nun nochmals eine Woche Zeit, um Energie zu tanken. Dann kann es wieder ganz anders aussehen.»
Neff und Co. reisen bereits am Sonntag nach Frankreich, um die Strecke anzuschauen. «Es geht nun Schlag auf Schlag, ich werde sicher versuchen, jede mögliche Minute für die Erholung zu nutzen.» Zum Dopingfall «Mathias Flückiger» sagte Neff: «Niemand hat mehr Informationen als die Öffentlichkeit. Es ist für alle ein Abwarten. Wir mussten versuchen, das Ganze auf die Seite zu schieben – das war eine Herausforderung. Es geht nun noch eine Woche bis zum WM-Highlight, wir müssen es nochmals schaffen, den Fokus darauf zu richten.»