Mountainbike Schurter und Neff führen starkes Schweizer Team an

SDA

17.5.2019 - 05:04

Wenn Nino Schurter, Jolanda Neff und Co. am Wochenende in den Cross-Country-Weltcup starten, hofft die Szene auf ein spektakuläres Duell zwischen Schurter und Mathieu van der Poel.

Ja, es gebe sie, die Tage, an denen es ihm schwerfalle, das Letzte aus sich herauszupressen – «wenn die Bedingungen widrig sind und man sich für ein Swiss-Cup-Rennen den Arsch abfriert» etwa. Das sagt Nino Schurter. Aber Abnützungserscheinungen, bei der Schinderei im Training, dem vielen Reisen? Nein, solche kennt der Bündner auch 14 Jahre nach seinem Debüt im Weltcup nicht.

Der Weltmeister, Olympiasieger und Gesamtweltcupsieger setzt auch 2019 auf Bewährtes. Gewohnt minutiös bereitete er sich auf die kommenden Aufgaben vor. Er schliff an Materialdetails und gewann in der Gegend seiner Frühlings-Trainingsbasis in Südafrika zum zweiten Mal das Cape Epic. Bleibt er in seinem Zwischenjahr auf dem Weg nach Tokio 2020 von grösseren Zwischenfällen verschont, sind der siebte Triumph im Gesamtweltcup und der achte WM-Titel in Reichweite. «Die Vorbereitung ist sehr gut gelaufen», sagt Schurter.

Jolanda Neff greift derweil mit einem neuen Team an. Die Ostschweizerin wechselte vom vergleichsweise klammen tschechischen Kross-Team zum amerikanischen Global Player Trek-Segafredo und tauchte dabei in eine ungewohnte Welt ein. «Alles ist fünf Schuhnummern grösser. Das ist ein Riesenschritt für mich», sagt die 26-Jährige. Das neue Team rollte der Schweizerin den roten Teppich aus. Neff durfte nicht nur Vater Markus Neff als Trainer ins neue Team mitnehmen, sondern auch ihre Physiotherapeutin Silja Stadler. Trek versorgte sie mit (Weltkasse-)Material für sämtliche Disziplinen, liess ihr in der Vorbereitung freie Startwahl und zeigte sich im Umgang mit den Individualsponsoren grosszügig. Mit 26 Jahren scheint die Teilzeitstudentin a.D. die Bedingungen für eine üppige sportliche Ernte gelegt zu haben.

Van der Poels Ausrufezeichen

In ihren bisherigen Rennen der Saison liessen Schurter und Neff keine Zweifel an ihrer Favoritenstellung im Gesamtweltcup aufkommen. Für die grossen Schlagzeilen sorgte aber Mathieu van der Poel. Der 24-jährige Niederländer und mehrfache Radquer-Weltmeister feierte zuletzt an der Belgian Mountainbike Challenge mit vier Siegen in vier Rennen den totalen Triumph, vor allem aber setzte er auf der Strasse reihenweise Ausrufezeichen. Spätestens nach seinem spektakulären Sieg am Amstel Gold Race Mitte April stehen dem Sohn des ehemaligen Radprofis Adrie van der Poel und Enkel der französischen Radlegende Raymond Poulidor alle Türen offen, zumal er in den Tagen zuvor schon den Pfeil von Brabant und das World-Tour-Rennen Quer durch Flandern gewonnen hatte.

Van der Poel kann sich seine Betätigungsfelder nach Belieben aussuchen. Die Qual der Wahl löst er bislang mit einem für normale Athleten kaum zu stemmenden Mammutprogramm. Angesichts des immensen Potenzials und der Verdienstmöglichkeiten läge es nahe, dass sich Van der Poel bald auf die Strasse fokussieren wird. Leicht tut sich der Allrounder mit diesem Schritt aber nicht. Mindestens bis 2020, dem Jahr der Olympischen Spiele in Tokio, wolle er sich auf die Sparte Mountainbike fokussieren, sagte er unlängst.

Schurter: «Ich würde so ein happiges Programm nicht schaffen»

Dem Cross-Country beschert das im belgischen Antwerpen geborene Multitalent eine willkommene erhöhte Aufmerksamkeit. Hat sich der Niederländer im Vorjahr im Gesamtweltcup bis auf Platz 2 vorgearbeitet, hofft die Szene nun auf ein Duell mit Nino Schurter. Den 33-jährigen Bündner konnte Van der Poel bislang erst in den Short-Track-Rennen bezwingen. «Wahnsinn, was er leistet. Ich sehe ihn definitiv als einen meiner grössten Konkurrenten», sagt Schurter. Es schwingt aber auch eine Prise Skepsis mit: «Ich würde so ein happiges Programm nicht schaffen.»

Zum ultimativen Kräftemessen zwischen Schurter und Van der Poel könnte es 2020 in Tokio kommen. Davor duellieren sich die beiden in dieser Saison an maximal sieben Weltcup-Stationen sowie an der WM Anfang September im kanadischen Mont-Sainte-Anne, dem Saison-Höhepunkt. «Der Tag, an dem einer schneller als ich ist, wird kommen», ist sich Oldie Schurter bewusst.

Harter Kampf umd Olympia-Qualifikation

In dieser Zeitspanne sowie beim Weltcup-Auftakt 2020 in Nove Mesto müssen sich die Athleten und Athletinnen von Swiss Cycling auch für einen Platz im Olympia-Team von 2020 aufdrängen. Es ist ein gnadenloser Kampf wohl für die Schweizer hinter Schurter und Neff. Kann die Schweiz ihren Status als Top-Nation behaupten, respektive fällt sie nicht auf den 3. Platz zurück, gibt es in Japan pro Geschlecht drei statt zwei Startplätze. Auch selbst in diesem Fall werden einige Schweizer Top-Athleten in Tokio zuschauen müssen.

Tour-de-Romandie-Teilnehmer Mathias Flückiger (6.), der 37-jährige Dauerbrenner Florian Vogel (8.) sowie der zu Schurters Scott-Team gestossene Europameister Lars Forster (9.) gehörten letzte Saison ebenfalls zu den besten 10 im Weltcup, Andri Frischknecht nähert sich diesen kontinuierlich an. Bei den Frauen wird vom Trio der bis Juli verletzt ausfallenden Alessandra Keller, Linda Indergand und der letztjährigen U23-Dominatorin Sina Frei mindestens eine das Nachsehen haben.

SDA

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