Daniela Ryf kann am Samstag zum sechsten Mal Weltmeisterin über die halbe Ironman-Distanz werden. Die sogenannte 70.3-Ironman-WM wird in St. George im amerikanischen Bundesstaat Utah ausgetragen.
Nachdem die WM über die komplette Ironman-Distanz auf Hawaii zum dritten Mal in Folge abgesagt wurde, gilt die diesjährige 70.3-Ironman-WM als Saisonhöhepunkt für die weltbesten Mittel- und Langdistanz-Triathleten. Mehr als zweimal hat ausser der 34-jährigen Solothurnerin noch keine Frau diesen WM-Titel gewinnen können. Seit 2006 werden die entsprechenden Titelkämpfe jährlich ausgetragen, mit Ausnahme der Corona-bedingten Streichung der letztjährigen WM.
Ryf hat wegen der Absage des Ironman Hawaii knapp zwei Wochen vor St. George noch die Premiere über die komplette Ironman-Distanz in Thun bestritten – und da hochüberlegen gewonnen. Inwiefern sich ein Substanzverlust bemerkbar machen könnte, wird sich am Samstag spätestens im abschliessenden Halbmarathon zeigen.
Ryf selbst betonte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort, dass sie sich seit Thun und einer kurz davor auskurierten Pilzinfektion erstmals in diesem Jahr maximal leistungsfähig fühle: «Meine Energie ist zu 300 Prozent zurück.»
Am 1. Mai WM-Test gewonnen
In St. George hatte Ryf am 1. Mai bereits die nordamerikanischen 70.3-Ironman-Meisterschaften als WM-Test überzeugend gewonnen. Am Samstag wird die Konkurrenz bei Temperaturen von über 30 Grad aber noch stärker und dichter sein. Erste Herausforderin für die vierfache Ironman-Weltmeisterin Ryf dürfte die aufstrebende und formstarke Amerikanerin Taylor Knibb sein. Die Zweite der diesjährigen WM-Serie im Kurzdistanz-Bereich besass bei Olympia in Tokio massgeblichen Anteil am Silbermedaillengewinn der USA im Mixed-Teamwettbewerb. Seither imponierte die erst 23-Jährige weiter mit Top-Resultaten.
Vor allem aber liess Knibb vor wenigen Wochen am erstmals ausgetragenen Collins Cup in Samorin aufhorchen. Die damals gesundheitlich angeschlagene Ryf musste sich in der Slowakei von Knibb um über 16 Minuten distanzieren lassen. Und dies über eine Distanz von 2 km Schwimmen, 80 km Radfahren und 18 km Laufen. Am Samstag wird aber im Gegensatz zu Samorin eine enorm coupierte und noch etwas längere Strecke (1,9/90/21,1) zu bewältigen sein. «Es braucht mehr Kraft im Radfahren und Laufen», weiss Ryf.
Britische Konkurrenz top
Weitere Titelanwärterinnen in St. George sind zwei Britinnen: die mehrfache Ironman-WM-Zweite Lucy Charles-Barclay sowie die 70.3-Ironman-Weltmeisterin von 2016 und WM-Zweite von 2019, Holly Lawrence. Ebenfalls in Utah am Start ist die zweitbeste Schweizer Mittel- und Langdistanz-Spezialistin, Imogen Simmonds. Die britisch-schweizerische Doppelbürgerin war 2019 in Nizza WM-Dritte hinter Ryf und Lawrence.
Im Männer-Feld ist kein Schweizer dabei. Als Topfavoriten gelten die beiden Norweger, Titelverteidiger Gustav Iden und Olympiasieger Kristian Blummenfelt.