Nach zuletzt zwei 2. Plätzen streben die Schweizer Handballer von Freitag bis Sonntag am Yellow-Cup den siebenten Sieg an. Fünf Tage später steht das erste EM-Spiel auf dem Programm.
Das Traditionsturnier ist stets ein wichtiger Termin im Kalender der Nationalmannschaft. Diesmal gewinnt es noch an Wert, da sich die Schweizer in Winterthur den letzten Schliff für die Europameisterschaft holen. Sie sind zum ersten Mal seit der Heim-EM 2006 wieder an einem grossen Turnier dabei und treffen in der Vorrunde in Göteborg auf Gastgeber Schweden, Polen und Slowenien.
Nationaltrainer Michael Suter nominierte für die Vorbereitung 19 Spieler, wovon neun Legionäre sind, was die bemerkenswerte Entwicklung im Schweizer Handball unterstreicht. Der unbestrittene Leader ist der fünffache Bundesliga-MVP Andy Schmid, der erstmals seit 2016 am Yellow-Cup zu sehen ist. Aus Verletzungsgründen nicht zur Verfügung stehen die Linkshänder Cédrie Tynowski, Ron Delhees und Pascal Vernier. Der bald 19-jährige Torhüter Leonard Grazioli steht vor seinem Länderspiel-Debüt.
Suter sprach von einer «guten Mischung aus Auslandsprofis, in der Schweiz tätigen Stammspielern und jungen Talenten». Es gehe nun darum, in kurzer Zeit auf internationales Wettkampfniveau zu kommen und die Kräfte gut einzuteilen. Insbesondere für Goalie Nikola Portner ist das Turnier sehr wichtig. Die designierte Nummer 1 braucht dringend Spielpraxis, da er bei Montpellier in der französischen Meisterschaft bloss für vier Penaltys eingesetzt wurde.
Turniersieg als Ziel
Die Schweizer treffen der Reihe nach auf die Ukraine (20:15 Uhr), Titelverteidiger Tunesien (20:15 Uhr) und die Niederlande (16 Uhr). Die Osteuropäer und die Niederlande haben sich ebenfalls für die EM-Endrunde qualifiziert. Gegen die zwei europäischen Equipen weist die SHV-Auswahl eine positive Bilanz aus, allerdings ging gegen beide das letzte Duell verloren. Den Niederländern unterlagen die Schweizer gar dreimal in Folge. Das 21:34 im Januar 2016 war ein absoluter Tiefpunkt und bedeutete das Ende der gut zweijährigen Ära des deutschen Trainers Rolf Brack. Unter Suter folgte ein radikaler Kurswechsel, der das gewünschte Ergebnis brachte.
Gegen die Tunesier gewannen die Schweizer neun von 22 Partien. Der letzte Sieg datiert vom 4. Januar 2010 (32:29), seither setzte es sieben Niederlagen ab, die letzte vor einem Jahr im «Final» am Yellow-Cup (28:30). Die Nordafrikaner haben das Turnier schon dreimal zu ihren Gunsten entschieden – auch 2015 und 2016 gewannen sie das entscheidende Spiel gegen die Schweiz.
Regisseur Andy Schmid brachte die Zielsetzung auf den Punkt: «Es geht sicherlich um die Feinabstimmung in unserem Spiel, aber im Endeffekt möchten wir mit einem guten Gefühl nach Schweden reisen.» Konkret wollen die Schweizer wie zuletzt 2017 triumphieren. Das ist trotz der starken Gegner durchaus realistisch. Die Schweizer verfügen mittlerweile über eine Mannschaft, mit der sie an einem guten Tag nahezu jeden Gegner bezwingen können.