Jérémy Desplanches war Ende 2022 als Schwimmer tief abgerutscht. Jetzt will er sich mit dem Ziel «Olympia Paris» vor Augen zurückkämpfen.
Der Genfer Schwimmer Jérémy Desplanches gewann schon an Europameisterschaften (Gold und Silber), Weltmeisterschaften (Silber) und Olympischen Spielen (Bronze) Medaillen. Derzeit kämpft er nach einer schwierigen letzten Saison aber um den Anschluss.
Die letzte Woche war für Jérémy Desplanches eine anstrengende. An den französischen Meisterschaften in Rennes bestritt er 14 Rennen in sechs Tagen. Aber Desplanches zieht ein zufriedenes Fazit: «Es ist schon eine Weile her, dass ich so viel Spass daran hatte, so viele Rennen zu schwimmen.»
Desplanches' Ziel ist es, an den Weltmeisterschaften in Fukuoka (23. bis 30. Juli) den Final über 200 m Lagen zu erreichen. Von der Leistung, die er dafür benötigt, ist Desplanches indes noch weit weg. «Die Freude ist relativ, denn ich habe keine überragenden Ergebnisse erzielt, obwohl ich in Rennes sowohl am Morgen (in den Vorläufen) als auch am Nachmittag (in den Finals) voll geschwommen bin. Aber es ist schön, dass ich mich immerhin nicht lächerlich gemacht habe, obwohl ich weder rasiert, noch ausgeruht war. Und bei den Franzosen ging es um viel.»
Die Franzosen schwammen um die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Japan, während Desplanches in Rennes startete, um sich zu testen. «Die französischen Meisterschaften dienen mir immer dazu, mit dem Finger auf meine Fehler zu zeigen. Genau das ist passiert.»
Fehler orteten Desplanches und sein Trainer Philippe Lucas bei den Wenden und den ersten Zügen danach. «Der Schwimmsport hat sich in den letzten Jahren in diesen Bereichen stark weiterentwickelt. Ich hatte bereits einen grossen Rückstand, und der ist jetzt noch grösser geworden, weil ich nach den Verletzungen im letzten Jahr (Rücken) von sehr, sehr, sehr weit hinten gekommen bin. Es liegt jetzt an mir, mich doppelt zu bemühen», sagt der Europameister von 2018 über 200 m Lagen.
Verlorene Sekunden
Bei der Analyse der Rennen von letzter Woche stellte Desplanches fest, dass er immens Zeit verliert. «Die Wenden sind noch in Ordnung. Aber ich verliere Sekunden beim Wandabstoss, der folgenden Unterwasserphase und beim Anschwimmen. Und ich meine wirklich Sekunden. Über 200 m Lagen verpasse ich zwei von drei Schwimmzügen. Das ist viel.» In Rennes schwamm Desplanches im Final über 200 m Lagen eine Zeit von 2:00,73 Minuten, was zum 5. Platz reichte. Auf den Sieger, das französische Wunderkind Léon Marchand (1:56,25), den Weltmeister von 2022, verlor der Genfer viereinhalb Sekunden.
Die Bestzeit von Desplanches liegt bei 1:56,17 Minuten, aufgestellt im Olympia-Final 2021 in Tokio. In Rennes gelang Desplanches in seiner Paradedisziplin im Vorlauf (2:00,26) eine etwas bessere Zeit als im Final, aber das kam für den Schweizer nicht überraschend: «Ich musste mich in den Vorläufen anstrengen, da bei den französischen Meisterschaften bloss ein ausländischer Schwimmer im A-Final antreten darf. Ich war schon vor dem Final ausgebrannt. Ausserdem bestritt ich im Final über 200 m Lagen schon das zehnte Rennen. Es ist zwar etwas frustrierend, aber ich bin trotzdem zufrieden. Ich weiss jetzt, woran ich bis zu den Weltmeisterschaften arbeiten muss.»
Eine Etappe
Die Weltmeisterschaften Ende Juli stellen eine Etappe dar auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Der Ehrgeiz bei Desplanches ist weiterhin gross, auch wenn er seinen besten Zeiten im Moment hinterher schwimmt. «Ich denke, es ist möglich, im Sommer an der WM den Final zu erreichen», versichert er. An den Schweizer Meisterschaften Ende März im Genf erzielte Desplanches seine Jahresbestzeit von 1:58,70, obwohl «ich mental nicht in Bestform war».
Desplanches ist überzeugt: «Wenn Kopf und Geist wieder auf der Höhe sind, werde ich mich schnell wieder zurechtfinden. Während der schlechten Zeiten im letzten Jahr bin ich nur um des Schwimmens-willen meine Längen geschwommen. Jetzt habe ich den Elan wiedergefunden, ich habe ein Ziel.»
Dieses Ziel ist natürlich Paris 2024. Im nächsten Jahr feiert Desplanches den 30. Geburtstag. «Ich bin jetzt in einen Zyklus von eineinhalb Jahren gestartet, der in Paris enden wird. Ich habe jetzt schon Paris im Blick und die 16-monatige Planung im Kopf. Die Weltmeisterschaften sind sehr wichtig und ich strebe dort einen Finalplatz an. Aber auch die WM in Japan ist nur eine Etappe auf dem Weg an die Olympischen Sommerspiele.»