Schwingen Stucki, Hasler und Co.: Die Bösen, die nie Könige waren

SDA

23.8.2019 - 04:05

Alle sähen Christian Stucki gern als Schwingerkönig. Eine Chance hat der sanfte Riese noch. An diesem Wochenende in Zug
Alle sähen Christian Stucki gern als Schwingerkönig. Eine Chance hat der sanfte Riese noch. An diesem Wochenende in Zug
Source: Keystone

Welche Schwinger kennen die Schweizer am besten? Die Schwingerkönige. Schläpfer, Käser, Abderhalden, Sempach und andere. Weitere Schwinger haben ebenfalls Klasse und Können, aber sie werden nie König,

Blickt man auf die letzten 40 Jahre zurück, ist Eugen Hasler der beste Schwinger ohne Königstitel. Der heute 54-jährige Schwyzer aus Galgenen war zwischen den Eidgenössischen Festen 1986 in Sitten und 1995 in Chur der von allen anerkannte Böseste. Mit eine breiten Repertoire ausgestattet und ungemein erfolgreich. Er entschied 38 Kranzfeste für sich, dazu noch – und vor allem – den Kilchberger Schwinget 1990. Mit «Schränz, Geni, schränz!» («Zieh, Geni, zieh!«), wurde er von den Schwyzer Fans immer und überall angefeuert, sodass er über das Verbandsgebiet hinaus auch als «Geni Schränz» bekannt wurde.

Dass er heute nicht in der Reihe der Schwingerkönige genannt wird, ist schier unglaublich. In Stans 1989 war er gleichsam der Leidtragende der bis heute grössten Sensation in einem eidgenössischen Schlussgang. Hasler hatte sich als klar bester Schwinger des Festes einen Vorsprung von anderthalb und mehr Punkten verschafft. Der Schlussgang-Gegner, der Teenager Adrian Käser, würde ihn kaum stoppen können. Hasler dominierte und dominierte. Als es in einer einzigen Szene hart auf hart ging, landete Hasler auf dem Rücken. Die beiden waren jetzt punktgleich. Als Schlussgang-Sieger wurde Käser zum König befördert. Hasler wurde als «Erstgekrönter» gefeiert, mit einem Titel, der rasch in Vergessenheit gerät. 1995 in Chur erging es Hasler ähnlich. Ein bis heute umstrittenes Kampfrichterurteil sah Hasler im Schlussgang auf dem Rücken. Der auf die Schultern gelüpfte König war diesmal Thomas Sutter, auch er ein Jungspund.



Niklaus Gasser war in seiner besten Zeit über die Verbandsgrenzen hinweg sehr populär. Die Eigenen, die Berner, nannten ihn «Gasser Chlöisu», während er für die Nordostschweizer der «Gasser Chlöisel» war. Der Oberaargauer vom Schwingklub Kirchberg gehörte etwa 15 Jahre lang zu den stärksten Bernern. Noch mit 35 Jahren siegte er 1996 am Kilchberger Schwinget, nachdem er 1987 das Unspunnenfest für sich entschieden hatte. Um den Grand Slam des Schwingsports zu vervollständigen, hätte er noch Schwingerkönig werden müssen. Am Eidgenössischen in Langenthal 1983 stand er im Schlussgang. Es war aber die Zeit, in der es einen Überschwinger gab, gegen den kaum etwas auszurichten war. So verlor denn Gasser gegen Ernst Schläpfer.

Heinz Suter, der Muotathaler, wäre ebenfalls ein würdiger Schwingerkönig gewesen. Sein Pech war wohl, dass er es in eine Zeit traf, in der die Nordostschweizer eine undurchdringbare Phalanx bildeten. Martin Grab, dem Rothenthurmer, erging es gleich. Er gewann zwei Feste mit eidgenössischem Charakter (Expo-Schwinget 2002, Unspunnen 2006 im Schlussgang gegen Jörg Abderhalden). Aber auch er musste sich in seinen besten Jahren der Überlegenheit der Nordostschweizer beugen.

Wenn das Eidgenössische in Zug vorüber ist, könnte es sein, dass Christian Stucki das Attribut des «bösesten Schwingers, der nie Schwingerkönig war» von Eugen Hasler übernimmt. Grosse Festsiege (Kilchberger, Unspunnen), ungeheure Beliebtheit, unverwechselbare Erscheinung – der Stucki bringt alles mit.


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