Die Weltelite freut sich nach dem durch das Coronavirus verursachten Totalausfall der Saison 2020 auf das Wiedersehen über das Auffahrt-Wochenende. In Neuenburg findet die Sprint-EM statt.
Immerhin erfuhr der Anlass dank der Pandemie ein Upgrade. Als Weltcup-Veranstaltung im Vorjahr abgesagt, wird er nun als Titelkampf nachgeholt – Russland als ursprünglicher Organisator zog sich zurück. Nach der EM 2018 im Tessin kommt die Schweiz zum zweiten Mal in Folge zum Zug.
Das Jahr 2019 läutete noch eine neue Ära im Orientierungslauf ein, die Aufteilung in Wald- und Sprint-Titelkämpfe. Sie stösst bei der Schweizer Elite auf wenig Begeisterung. In Neuenburg findet erstmals eine gestutzte EM-Version statt. Alle Wettkämpfe werden in der Stadt gelaufen: die Sprint-Staffel, die Knockout-Sprints und die Sprints. Zu vergeben sind noch fünf Medaillensätze, im Tessin waren es deren neun.
«Allumer le feu», lautet das Motto von Cheftrainer Kilian Imhof. Mindestens drei Medaillen sollen als Zunder dienen. Der Thurgauer spannt den Bogen vom Auffahrt-Wochenende 2021 bis in den Sommer 2023. Dannzumal wird die Schweiz Gastgeber eines noch grösseren internationalen Titelkampfes sein. In der Umgebung von Flims kämpfen die Weltbesten um Gold. In der sogenannten Wald-WM werden die Medaillensätze über die Mittel- und Langdistanz sowie in der Staffel verteilt.
Schweizer Titelverteidiger
Das Schweizer Team reist mit einer 20-köpfigen Delegation zu den kontinentalen Titelkämpfen. Unter ihnen auch der aktuelle Welt- und Europameister im Sprint, Daniel Hubmann, sowie Europameister Matthias Kyburz, der 2018 an der EM im Tessin zeitgleich mit Daniel Hubmann den Sprint für sich entschied. Auch in der Sprint-Staffel reist das Schweizer Team als Titelverteidiger an.
Der Orientierungslauf wird primär in Europa betrieben. Aus diesem Grund entspricht die Dichte des Feldes in der Regel jener von Weltmeisterschaften. Speziell in diesem Jahr, in dem sich die Aktiven nach Wettkämpfen sehnen. Von den Weltbesten fehlt einzig die Dänin Maja Alm, die Sprint-Weltmeisterin 2018.
Möglicherweise hat die anderthalbjährige Wettkampfpause zu Verschiebungen in den Team-Hierarchien geführt. An den Schweizer Meisterschaften vom vergangenen Wochenende in Zwingen setzte sich mit Simona Aebersold und Joey Hadorn der Nachwuchs durch. Die Seeländerin dürfte Team-intern von Elena Roos und aus internationaler Sicht insbesondere von der schwedischen Serien-Weltmeisterin Tove Alexandersson gefordert werden, der Aaretaler hat aus nationaler Sicht Matthias Kyburz und den Routinier Daniel Hubmann zu fürchten.
Wer an Serien im Sport glaubt, der muss auf Kyburz wetten. An Heim-Titelkämpfen gewann er im Sprint bislang immer Gold: 2012 an der WM in Lausanne und 2018 an der EM im Tessin. Kyburz freut sich darauf, wieder in Top-Form am Start zu stehen, nachdem er 2019 vor der WM verletzt war und 2020 keine internationalen Wettkämpfe stattgefunden haben. «Es ist eine lange Zeit her, seit ich mich optimal auf einen Wettkampf vorbereiten konnte», sagte der 31-jährige Fricktaler.
Aber Kyburz muss fehlerfrei durchkommen, wenn er eine Medaille will. Die Schweizer Meisterschaften in Zwingen waren international ausgeschrieben, der auf dem Papier beste Schweizer Sprinter beendete das Rennen auf Platz 4 – hinter dem Belgier Yannick Michiels, Hadorn und dem Norweger Kasper Fosser.