Wiler-Ersigen ist im Schweizer Unihockey als Titelverteidiger zurück in der Rolle des Gejagten. Die Herausforderer setzen mitunter auf Weltklasse aus dem Ausland. Zug United hat Grosses vor.
Nach vier Jahren Unterbruch und Niederlagen im Superfinal gegen Köniz und die Grasshoppers ist Wiler-Ersigen in der letzten Saison auf den Thron zurückgekehrt. Der 13. Meistertitel war das Ergebnis eines geschickt orchestrierten mehrjährigen Generationenwechsels, während dem der nun alleinige Rekordhalter nie aus dem Kreis der Titelanwärter gerutscht ist, die Favoritenrolle aber zwischenzeitlich die Seiten gewechselt hatte.
Mit dem Finalsieg im Penaltyschiessen hat Wiler-Ersigen im April eine perfekte Saison von Köniz verhindert. Nun ist der Rekordmeister wieder der Gejagte. Und die Vorzeichen für eine erfolgreiche Saison der Bestätigung stehen gut. Mit Tatu Väänänen ist zwar auch die letzte verbliebene Teamstütze der goldenen Jahre zurückgetreten. Vor allem in Sachen Kaderbreite kann dem Titelverteidiger, bei dem neu Lukas Schüepp als einer von sieben neuen Cheftrainern in der Prime League hinter der Bande steht, aber kein Konkurrent das Wasser reichen.
Hochkarätiges Ausländer-Quartett
Väänänens Rolle als Abwehrchef soll der ein Jahr früher als geplant aus Schweden zurückgekehrte Nationalverteidiger Jan Bürki übernehmen. Der schwedische Skorer Max Wahlgren dürfte die Torproduktion ankurbeln, die Rückkehrer Simon Laubscher, Lukas Moser und Mateo Fiechter den internen Konkurrenzkampf weiter befeuern.
Zu den ersten Herausforderern könnte sich neben Köniz und Rychenberg Winterthur nach Papierform Zug United anstelle der Grasshoppers gesellen. Zumindest versprechen dies die getätigten Transfers nach dem enttäuschenden 7. Platz und dem Aus in den Playoff-Viertelfinals in der Vorsaison. Mit Albin Sjögren, dem letztjährigen Topskorer und MVP in Schweden, sowie den Finnen Sami Johansson und Miko Kailiala verstärkten sich die nach sechs Jahren wieder vom Finnen Jarkko Rantala trainierten Zuger mit drei Ausländern aus dem obersten Segment.
Zusammen mit Verteidiger Robin Nilsberth bilden die vier Zuger Söldner das laut dem Fachmagazin unihockey.ch «hochkarätigste Ausländer-Quartett der Neuzeit». Demgegenüber verzeichneten Köniz und die Grasshoppers gewichtige Abgänge und ist bei Rychenberg Winterthur der langjährige Nationalgoalie Pascal Meier zurückgetreten.
Bündner kämpfen um den Anschluss
Für die Klubs aus der einstigen Unihockey-Hochburg Graubünden geht es derweil um Rehabilitation. Bei Malans, dem enttäuschenden Achten der letzten Saison, tritt der nach 21 Jahren heimgekehrte Trainer Thomas Berger die schwierige Mission an, den Klub trotz gewichtiger Abgänge und Rücktritte wieder weiter nach oben zu führen. Chur seinerseits erreichte mit dem Beinahe-Abstieg als Letzter der Prime League einen neuen Tiefpunkt und reagierte mit den Verpflichtungen des schwedischen Altmeisters Martin Östholm (35) vom Weltklasse-Klub Pixbo Wallenstam und dem Tschechen Lukas Veltsmid vom Kantonsrivalen Malans.
Graubündens Substanzverlust im Unihockey machte inzwischen auch nicht mehr vor den Frauen von Piranha Chur halt. Bezeichnend für die verschobenen Machtverhältnisse stehen die Transfers von Corin Rüttimann, der Schweizer Rekordtorschützin, und der Tschechin Martina Repkova. Beide wechselten von Chur zu Zug.
Während Piranha nach sieben Meistertiteln zwischen 2010 und 2018 nunmehr um die Zugehörigkeit zu den Top 4 kämpft, schielen die Zuger Frauen nach ganz oben. Als Favorit gehen indes wiederum die Titelverteidigerinnen der Kloten-Bülach Jets ins Rennen. Viermal in Folge beanspruchten die Zürcherinnen den Platz an der Sonne zuletzt für sich. Nach dem Finalsieg gegen Emmental Zollbrück wurde das Kader im Sommer noch einmal verstärkt, unter anderem mit der dreifachen schwedischen Weltmeisterin Ida Sundberg und der finnischen Torhüterin Krista Nieminen.
Superfinal in Freiburg
Zum ersten Mal findet der Superfinal, der Tagesevent mit den Finalspielen um die Meistertitel, heuer in der Westschweiz statt. Nach sieben Austragungen in Kloten und zwei coronabedingten Finals in kleinerem Rahmen in Winterthur erhielt die BCF-Arena in Freiburg den Zuschlag. Mit gut 9000 Zuschauern ist das Fassungsvermögen im Stadion des HC Fribourg-Gottéron noch etwas grösser als jenes im Klotener Schluefweg.