Michael Jordan, Lance Armstrong und bald schon Tiger Woods – Sportfans werden regelrecht mit Dokus überflutet. Jene über den Golfstar hat es in sich.
Tiger Woods galt einst als Wunderkind. 1997 schrieb er im Alter von 21 Jahren als jüngster Masters-Gewinner ein Stück Sportgeschichte. Im vergangenen Jahr kann er das Turnier, inzwischen 43-jährig, erneut gewinnen. Vom Comeback des Jahrhunderts ist die Rede.
Denn zwischenzeitlich ist Woods tief gefallen. So tief, dass man sich kaum hat vorstellen können, dass er je wieder den Weg an die Spitze schaffen würde. 2009 beichtet er seiner damaligen Frau Elin Nordegren kurz nach dem Gewinn seines 14. Masters-Titels, dass ein Boulevardmagazin eine Geschichte über eine heimliche Geliebte veröffentlichen werde. Die Affäre streitet er ab, doch Nordegren wird misstrauisch und entlarvt ihren Mann schon bald als dreisten Lügner.
Als sie ihren mit Schlafmitteln vollgepumpten Mann weckt, um ihn zur Rede zu stellen, ergreift dieser die Flucht. Weit kommt Woods nicht. Er streift einen Hydranten und kracht in einen Baum auf dem Grundstück eines Nachbarn. Wochenlang dominiert die Geschichte die Schlagzeilen, dabei dringen immer mehr Details und weitere Skandale ans Tageslicht. Woods spricht schliesslich von Sexsucht, zieht sich zwischenzeitlich aus dem Spitzensport zurück. Insgesamt soll Woods seine Frau, mit der er zwei Kinder hat, mit 121 Frauen betrogen haben. 2010 reicht Nordegren nach sechs Jahren Ehe die Scheidung ein.
Woods Höllenritt geht weiter
Bei seinem Comeback gibt Woods zunächst ein erbärmliches Bild ab. Der einstige Dominator wirkt übergewichtig, die scheinbar einfachsten Schläge misslingen – nichts erinnert an den Champion vergangener Tage. Bis 2012 kämpft er sich aber eindrücklich zurück und erobert die Nummer eins der Welt zurück – allerdings ohne bei einem Major zu triumphieren. Und das sollte vorerst auch so bleiben. Gesundheitliche Probleme werfen ihn aus der Bahn.
Im April 2017 muss er sich bereits zum vierten Mal am Rücken operieren lassen. Und wieder scheint er die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Einen Monat nach seiner letzten Operation wird er wegen Drogenmissbrauchs am Steuer festgenommen. Die Bilder von seiner Festnahme gehen um die Welt. In einem Video ist zu sehen, wie Woods nicht in der Lage ist, den Anweisungen der Polizisten zu folgen.
Erstmals seit Beginn seiner Laufbahn rutscht er in der Weltrangliste aus den Top 1000. Man kann Woods zu dieser Zeit nur noch wünschen, dass er sein Leben irgendwie in den Griff bekommt. Seine glorreiche Karriere scheint endgültig beendet.
2019 schreibt Woods ein weiteres Mal Sportgeschichte
Doch der Amerikaner beweist zum wiederholten Mal, dass er ein nimmersattes Stehaufmännchen ist – auf dem Golfplatz wohlverstanden. Denn an ein Karriereende denkt der tief gefallene Superstar nicht. Wie sich zeigen sollte, eine goldrichtige Entscheidung.
Im September 2018 setzt Woods ein erstes Ausrufezeichen, auf der PGA-Tour feiert er seinen ersten Sieg nach mehr als fünf Jahren. Und es sollte noch besser kommen. Im April 2019 gewinnt Woods beim US Masters nach zehn Seuchenjahren voller Skandale seinen 15. Major-Titel. Der Champion ist zurück. Woods ist der jüngste und gleichzeitig der zweitälteste Major-Sieger der Geschichte. Nur Jack Nicklaus war mit 18 Titeln (1962–1986) noch erfolgreicher als Woods.
Ob die vierstündige Dokumentation (zwei Folgen) dem turbulenten Leben Tiger Woods gerecht werden kann, wird sich zeigen müssen. Der Golfstar selbst kommt in der Dokumentation, die im Herbst erscheinen soll, nicht zu Wort. Woods würde zu dieser Zeit gerne Schlagzeilen schreiben, allerdings nicht aufgrund seiner Vergangenheit. Er will im Herbst seinen Titel beim US-Masters verteidigen.