«Wie in einem Focaccia-Sandwich» Evenepoel klopft nach Zwischenfällen lockere Sprüche

hle, sda

23.9.2024 - 08:33

Gold ist Gold. Bald einmal fragt niemand mehr nach der Vorgeschichte zu Remco Evenepoels Sieg im WM-Zeitfahren. In Erinnerung bleiben aber ein paar spezielle Momente und flotte Sprüche des Belgiers.

Keystone-SDA, hle, sda

«Zum Glück stand ich zuoberst auf dem Podest. Sonst hätte ich nicht aufs Foto der Medaillengewinner gepasst», scherzte der 1,71 m kleine Evenepoel an der Medienkonferenz. Er hatte sich am späten Sonntagnachmittag in Zürich im Kampf gegen die Uhr gegen die zwei Italiener, den 1,93 m hohen Filippo Ganna und den 1,92 m grossen Edoardo Affini, durchgesetzt. «Ich fühlte mich wie in einem Focaccia-Sandwich», antwortete er auf die Frage nach seinen Gefühlen bei der Medaillen-Zeremonie.

Evenepoel gehörte einmal mehr die Show. Zunächst geriet der Olympiaheld von Paris allerdings mit zwei Zwischenfällen ins Rampenlicht, die er nicht in den eigenen Händen hatte. «Zum Glück habe ich gelernt, in Situationen die Ruhe zu bewahren, die nicht in meiner Hand liegen», schilderte Evenepoel diese Momente. «Letztlich hat mir die Zuversicht geholfen. Ich wusste um meine Form. Deshalb verlor ich nicht den Kopf.»

Hektische Startphase

In den Minuten vor dem Start des Favoriten brach zweimal Hektik aus. Zunächst, als Evenepoel schon im Sattel sass, rückwärts kurbelte und die nicht angespannte Kette vorne vom Blatt fiel. Eilig eilten die Mechaniker herbei, vermochten das Malheur aber nicht auf Anhieb zu beheben und stellten sogar ein Ersatzvelo bereit. Erst 25 Sekunden vor dem Start war das Problem letztlich gelöst.

Als dann Evenepoel auf dem goldenen Velo und im goldenen Helm des zweifachen Olympiasiegers die Rennbahn Oerlikon verliess, musste der Profi ein zweites Mal um Fassung ringen. Der Wattmesser funktionierte nicht, und die Betreuer im Auto konnten zunächst die Handzeichen des Fahrers, der auf den Defekt hinwies, nicht deuten. Evenepoel war in der Folge auf mehr Informationen aus dem Begleitauto angewiesen. Denn er fuhr quasi nach Gefühl und wusste nicht, ob er seinem Plan folgte oder nicht.

«Es war stressig. Aber am Ende gibt es nur eine Sache, die heute zählt, und das ist für mich der Sieg oder für andere die Medaille. Der Weg dorthin spielt keine Rolle», resümierte der erfolgreiche Titelverteidiger und nunmehr zweifache Zeitfahr-Weltmeister. «Okay, ich gebe zu: Jetzt, da ich gewonnen habe, ist es leicht, sich nicht mehr um die Probleme am Start zu kümmern. Wenn ich Zweiter oder Dritter geworden wäre, würde ich wahrscheinlich anders reden. Ich sehe es als eine amüsante Geschichte, die ich einmal meinen Kindern erzählen kann.»

Evenepoel ordnete den Sieg in Zürich «als nicht den elegantesten» und den «dritthöchsten in diesem Jahr» ein. Die zwei Goldmedaillen an den Olympischen Spielen in Paris und den Sieg im Zeitfahren an der Tour de France samt dem dritten Gesamtrang gewichtet er höher. «Aber letztlich ist jeder Sieg wichtig. Ich gebe immer mein Bestes und fahre, um zu gewinnen. Es war wieder ein besonderer und schöner Tag.»

Noch ein Sieg fehlt

Dem Wunderkind aus Belgien steht nun ein seltener Rad-Grand-Slam offen, den noch keiner erreicht hat: Olympiasieger und Weltmeister im Zeitfahren und im Strassenrennen. Nur einer scheint in der Lage zu sein, ihm am kommenden Sonntag das Quadruple zu vermiesen: Tadej Pogacar.