Es war eine Box-Schlacht für die Geschichtsbücher zwischen dem siegreichen Engländer Tyson Fury (33) und dem Amerikaner Deontay Wilder (35). Mit insgesamt fünf Niederschlägen, einer K.o.-Entscheidung, allerlei Nebenschauplätzen und einem unversöhnlichen Ende.
20'000 Zuschauer in Paradise südlich von Las Vegas sahen einen unvergesslichen Fight mit temporeichem Vorwärtsboxen. Es war einer der mitreissendsten Schwergewichts-WM-Kämpfe der letzten Jahre mit nicht weniger als fünf Niederschlägen.
«Der beste Kampf der Trilogie – ein totaler Krieg», kommentierte ein amerikanischer TV-Kommentator dieses Box-Spektakel im Rahmen der WBC-Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Der 2,06-Meter-Gigant Fury ging zweimal, der 2,01 m grosse Wilder dreimal zu Boden, davon je einmal in der 10. und entscheidend in der 11. Runde.
Fury erwischte es in der 4. Runde gleich zweimal. Der ansonsten so überzeugend auftretende Titelverteidiger schien da geschlagen. Doch Fury kam danach noch stärker und dominanter zurück. «Ich kann immer liefern. Schreibt mich nie ab», sagte Tyson Fury später.
Furys Übersicht und Präzision, die Beweglichkeit im Oberkörper und seine schnellen Fäuste mit dem ansatzlos geschlagenen Jab stellten Wilder mit Fortdauer des Kampfes vor ein unlösbares Problem. Die Entscheidung in der 11. Runde führte Fury mit einer satten Rechten ans Kinn des Herausforderers herbei.
Nach dem Fight direkt ins Spital
Er habe Wilder mit Treffern eingedeckt, die Karrieren beenden könnten, urteilte der erfolgreiche Titelverteidiger. «Deontay ist ein harter Bursche. Er gab mir eine Challenge – keine Frage. Auch ich steckte ein. Doch Deontay wurde bestraft.»
Der Herausforderer war in der dritten Runde nach einem rechten Haken von Fury erstmals zu Boden gegangen. Und in der zweiten Kampfhälfte konnte er sich nur mit enormen Willen auf den Beinen halten, um eine frühzeitigere Niederlage zu vermeiden.
Vor der 9. Runde wurde Wilder vom Ringarzt auf die weitere Kampftauglichkeit hin überprüft. Nach dem Fight musste sich Wilder zu vorsorglichen Untersuchungen ins Spital begaben. Wilder beschied, dass er sein Bestes gegeben hätte. «Doch dies war nicht gut genug».
Wilder verweigert Handshake
Fury ärgerte sich über das von Wilder verweigerte Handshake nach dem Kampf. Der Engländer erzählte, dass Wilder ihm beschied, dass er «weder Sportlichkeit noch Respekt zeigen könne», so Fury. Allerdings war dies aufgrund der verbalen Entgleisungen von Fury im Vorfeld des Fights auch nicht verwunderlich. Zudem provozierte Fury im Ring noch mit Faxen wie herablassendem Lächeln oder hinter den Rücken gezogenen Armen.
Auch deshalb zeigte sich Wilder wohl unversöhnlich. Furys Interpretation lautete anders: Er hätte nun den zweitbesten Schwergewichtler gleich «dreimal» besiegt. Kein Wunder, dass Wilder deshalb nun nicht gut auf ihn zu sprechen sei.
Fury wurde derweil gefragt, ob er nach dem famosen Ende dieser Trilogie (Remis im ersten Kampf, TKO-Sieg 7. Runde im zweiten) nun in eine Depression verfallen könnte. «Ich hoffe nicht. Es gibt soviel, für das ich dankbar bin.»
Nun Fury gegen Usyk?
Er wolle aber nun den Sieg geniessen. Und vorderhand nicht an einen nächsten Kampf denken. Dass er einen Vergleich mit dem Sieger des Rückkampfes zwischen dem ebenfalls noch ungeschlagenen IBF-, WBA- und WBO-Schwergewichts-Weltmeister Alexander Usyk sowie Ex-Champion Anthony Joshua anstrebt, steht ausser Frage.
Fury gegen Usyk wäre auf jeden Fall ein Traum-Duell. Denn beides sind exzellente Techniker, denen das Boxen im Blut liegt und die sich ein Maximum an Begabung erarbeitet haben. Beide verfügen über Timing, Instinkt und ein unerschöpfliches Schlagrepertoire. Wobei bei Fury die klaren physischen Vorteile liegen. Bei einem Duell gegen den Linkshänder und früheren Cruisergewichts-König Usyk würde alleine der Grössenunterschied 15 Zentimeter betragen. «Ich bin der grosse grosse Hund im Schwergewicht», betont Fury denn auch.
Fury ist seit 2008 Profiboxer. Er verbesserte seine Kampfbilanz auf 31:0 Siege (22 vorzeitig, 1 Remis). Der frühere Olympia-Bronzemedaillengewinner Wilder hält nun bei 42:2 (41 vorzeitige Erfolgen und ein Remis). Fury kassierte für den Fight eine Börse von rund zehn Millionen Dollar, der unterlegene Wilder deren acht.