Basketball Endet die Suche nach dem nächsten Michael Jordan bei Zion Williamson?

Von René Weder

22.5.2019

Zion Williamson gilt als «The next big thing» in der NBA.
Zion Williamson gilt als «The next big thing» in der NBA.
Bild: Getty

Die NBA wird mit der Dominanz der Golden State Warriors zusehends langweilig. Da kommt der Hype um den bevorstehenden NBA-Draft gerade recht.

Noch dauert es rund einen Monat, bis am 20. Juni die schlechtesten Teams der National Basketball Association (NBA) die besten Nachwuchsspieler «picken» können. Als gesichert gilt jedoch bereits jetzt, dass Zion Williamson an erster Stelle gezogen wird (etwa wie damals Nico Hischier beim NHL-Draft 2017). Die Erwartungen an den nächsten potenziellen Superstar in einer der drei grossen Sportarten des Landes sind gewaltig. «His Airness» Michael Jordan lässt grüssen.

Das Draft-System in der nordamerikanschen Basketball-Liga ist für Laien nicht ganz einfach zu verstehen. Geläufig ist die Meinung, wonach das schlechteste Team der ablaufenden Saison als erstes wählen darf, welchen der zur Verfügung stehenden Nachwuchsspieler es im Hinblick auf die nächste Spielzeit zieht.

Ganz so simpel ist es aber nicht (mehr). Um zu verhindern, dass am Ende einer Saison die schwachen Teams selber dafür sorgen, dass sie Liga-Letzter werden und damit in den Genuss des «1st Picks» kommen, wurde 1985 die Draft-Lottery eingeführt, welche dieses Jahr revidiert wurde.

An der Lottery nehmen nun jene 14 Teams teil, welche die Playoffs verpasst haben. Die punkteärmsten drei Teams haben zwar nach wie vor die höchste Wahrscheinlichkeit, letztlich an erster Stelle wählen zu können. Aber ein komplexes und ausgeklügeltes Los-System (mehr dazu hier) sorgt dafür, dass auch andere Franchises zum Handkuss kommen können.


Die Tabelle der Eastern und Western Conference nach der Regular-Season


Der Stand nach der Regular Season: Die New York Knicks waren das schlechteste Team der Saison.
Der Stand nach der Regular Season: Die New York Knicks waren das schlechteste Team der Saison.
Bild: Screenshot

Bei der diesjährigen Lottery am 14. Mai gab es einen grossen Gewinner: die New Orleans Pelicans. Und einen grossen Verlierer: die New York Knicks. Als schlechtestes Team der Saison hatte New York (17 Siege, 65 Niederlagen) die grössten Hoffnungen auf das Recht des «1st Picks», New Orleans hingegen (33 Siege, 49 Niederlagen) musste auf das Losglück hoffen.

Und so ist es nun gekommen: Die Pelicans dürfen am 20. Juni zuerst wählen. Dann sind die Memphis Grizzlies dran, und erst an dritter Stelle die Knicks, gefolgt von den LA Lakers und den Cleveland Cavaliers. Welche Relevanz der «Sieg» in der Lottery hat, zeigt dieses Video der Pelicans-Franchise ...

... währenddessen die Anhänger der Knicks sich in etwa so gefühlt haben dürften:

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Knicks fans after falling to No. 3...

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Es gibt nur einen Zion Williams

Richten wir nun den Blick auf den eigentlichen NBA-Draft, der in Brooklyn (NY) über die Bühne gehen wird. In diesem Zusammenhang dominiert, wie erwähnt, ein Name die Schlagzeilen: Zion Williamson.

Der Einstieg ins Profigeschäft des erst 18-jährigen Power Forwards wird nunmehr seit Jahren sehnlichst erwartet. Schon 2015 gingen Videos viral, die Williams dabei zeigen, wie er mit seinen Konkurrenten Katz und Maus spielt: kräftiger, agiler, kreativer ist er.

Mit seinen 201 Zentimetern Körpergrösse und einem Gewicht von 129 Kilogramm ist Williamson ein regelrechter Tank, aber dennoch unglaublich wendig und technisch versiert. Müsste man eine Schwäche erwähnen, so wäre diese wohl seine Treffsicherheit aus der Distanz. Aber an dieser lässt sich noch feilen.

Alles andere beherrscht Williamson in einer Ausprägung, die man seit LeBron James’ Draft zu den Cavaliers 2003 nicht mehr gesehen hat. Das Kraftpaket ist in der Offensive nur schwer zu kontrollieren. Williamson ist für grosse Verteidiger zu schnell und für kleine Verteidiger zu gross. Sein Trainer Mike Krzyzewski, der zu den erfolgreichsten seines Fachs gehört, beschreibt Williamson so: «Er ist der aussergewöhnlichste Athlet, den ich hier je hatte.» Und der 72-Jährige hat in seiner Karriere schon einige kommen und gehen sehen.

Das spiegelt sich auch in den Statistiken: Williamson erzielte für die «Blue Devils» der Duke University, bei der er seine College-Karriere bestritt, in dieser Saison in 33 Spielen 22,6 Punkte, 8,9 Rebounds, 2,1 Steals und 1,8 Blocks pro Spiel. Beispiele gefällig?

Williamson bringt sogar Aktienkurse ins Wanken

Die Amerikaner lechzen nach einem neuen grossen Superstar, jetzt, da sich die Karriere von LeBron James dem Ende neigt und Kobe Bryant zurückgetreten ist. Zwar dürften Spieler wie Stephen Curry, Kevin Durant, Kahwi Leonard, Russell Westbrook, Kyrie Irving oder James Harden weiterhin die sportlichen Massstäbe setzen, aber Williamson weckt besondere Hoffnungen. Nicht nur jene der Fans, sondern auch die der Sponsoren.

Noch ist nicht klar, welchen Ausrüster Williamson, der nach dem biblischen Berg Zion in Jerusalem benannt wurde, wählen wird. Nike und Adidas sollen die besten Karten haben – und wohl auch das nötige «Kleingeld». Von einem 100-Millionen-Dollar-Vertrag ist die Rede. Kurioses ereignete sich im vergangenen Februar, als sich Williamsons Schuhsohle während eines Angriffs löste und sich der 18-Jährige dabei verletzte.

Obwohl Nike kein offizieller Sponsor des Teenagers war beziehungsweise während der College-Jahre nicht sein darf, hatte die Episode Auswirkungen auf den Aktienkurs des Sportartikelherstellers, der zwischenzeitlich um 2,2 Prozentpunkte sank.



«Ich war noch nie in New Orleans»

Und was sagt eigentlich Williamson zum ganzen Wirbel um seine Person? Er bleibt gelassen. Dass ihn die Pelicans wählen werden, scheint ihn zunächst zwar nicht zu begeistern: «Ich war noch nie in New Orleans, aber ich werde alles für mein Team geben», sagte er nach der Lottery. Lieber wäre er wohl in New York gelandet.

Das wäre vielleicht auch aus marketingtechnischer Sicht besser gewesen, gelten die Pelicans diesbezüglich nicht gerade als Wunschadresse. Aber das US-System bringt es mit sich, dass man eben nicht selber wählt, wo man künftig die Geschichten schreibt, sondern dort, wo man «hingedrafted» wird.


Die berühmtesten First-Picks seit 1980
1984, Hakeem Olajuwon, Houston Rockets
1985, Patrick Ewing, New York Knicks
1987, David Robinson, San Antonio Spurs
1992, Shaquille O’Neal, Orlando Magic
1996, Allan Iverson, Phliadelphia 76ers
1997, Tim Duncan, San Antonio Spurs
2002, Yao Ming, Houston Rockets
2003, LeBron James, Cleveland Cavaliers
2004, Dwight Howard, Orlando Magic
2009, Blake Griffin, LA Clippers
2011, Kyrie Irving, Cleveland Cavaliers




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