Rückblick Der beste Schwinger, der nie König wurde – für Geni Hasler sollte es nicht sein

SDA

17.6.2020 - 04:04

Am Eidgenössischen Fest 1995 sollte Eugen «Geni» Hasler – endlich – Schwingerkönig werden. Ab es kommt anders heraus. Wir halten Rückschau auf das Schweizer Sportjahr 1995.

Der in der ganzen Geschichte des Schwingsports bis heute nicht von Erfolgen überhäufte Innerschweizer Verband sollte am 20. August 1995 vor 40'000 Zuschauern in Chur zum zweiten Mal den Schwingerkönig stellen. Neun Jahre vorher hatte Harry Knüsel in Sitten triumphiert. In Chur sollte es der Schwyzer Geni Hasler dem Zuger Knüsel gleichtun.

Eindeutig Hasler. Er brachte mit 112 kg Wettkampfgewicht und 190 cm beste physische Voraussetzungen mit. Vor allem aber war er dank seiner Kraft und seiner technischen Versiertheit im allgemeinen Urteil der beste Schwinger von Mitte Achtziger- bis Mitte Neunzigerjahre.

Als es in Chur losging, hätte Hasler eigentlich längst König sein sollen. Aber am Heimfest 1989 in Stans liess er sich als haushoher Favorit im Schlussgang von Adrian Käser überraschen. Vielleicht hatte er den 18-jährigen Buben aus dem Bernbiet ein bisschen unterschätzt. 1992 in Olten unterlag er am Sonntagmittag ebenfalls unerwartet dem späteren Schlussgang-Teilnehmer Jörg Schneider aus dem Baselbiet. Hasler wurde alleiniger Zweiter hinter Silvio Rüfenacht.

Umstrittener Entscheid

Am sonnigen und heissen Wochenende in Chur lief lange Zeit alles nach Plan. Hasler musste sich zwar von Schneider und Käser stellen lassen, die weiteren fünf Gänge gewann er, vier davon mit der Maximalnote. Im Schlussgang bekam er es abermals mit einem Youngster zu tun, mit dem 21-jährigen Appenzeller Thomas Sutter. Hasler selber war jetzt nicht mehr 24 wie in Stans, sondern 30.

Im Schlussgang ereignete sich etwas, das noch heute gelegentlich kontrovers diskutiert wird und zu dem es mehrere Meinungen gibt. Hasler landete auf dem Rücken, der Platzkampfrichter anerkannte das Resultat, und Sutter jubelte. Aber es war eben überhaupt nicht eindeutig. Hasler protestierte. Er war sicher, dass Sutter keinen Griff mehr an Haslers Hose hatte, als er auf dem Rücken landete. Dann hätte das Ergebnis nicht zählen dürfen. Es gibt weder Fernsehbilder noch Fotos, die belegen, was Sache war.

So war denn Hasler zum dritten und letzten Mal der geschlagene Topfavorit an einem Eidgenössischen Fest. 1999 trat er zurück – für viele als der beste Schwinger aller Zeiten, der nie Schwingerkönig war.

Kloten zum Dritten

1995 war die Dominanz des EHC Kloten im Schweizer Eishockey in vollem Gang. Nach einer Pause von 26 Jahren waren die «Flieger» 1993 zum zweiten Mal in ihrer Geschichte Meister geworden, und 1994 doppelten sie nach.

In der Saison 1994/95 deutete lange nicht viel auf den Hattrick hin. Die Qualifikation hatten die Klotener im 7. Rang abgeschlossen, sodass sie im Viertelfinal gegen Lugano die Aussenseiter waren. Im dritten Spiel der Best-of-5-Serie glückte ihnen mit einem 2:1-Sieg in der Resega ein Break. Hierauf verloren sie daheim 0:1, wodurch sie den Vorteil preisgaben. Im fünften Spiel jedoch siegten sie in Lugano 5:3. Von dort weg waren die Klotener nicht mehr aufzuhalten. Im Halbfinal gegen Bern und in der Finalserie gegen Qualifikationssieger Zug verloren sie insgesamt nur noch einen Match.

Der EHC Kloten (zwischen 2000 und 2016 die Kloten Flyers) konnten sich in jener Saison auf ein ausgezeichnetes Duo aus Schweden stützen: auf Verteidiger Anders Eldebrink und Stürmer Mikael Johansson, den besten Skorer der Mannschaft in der Qualifikation. Aber Klotens Schweizer Spieler gehörten ebenfalls zu den Besten der Epoche: Die klingenden Namen waren Felix Hollenstein, Roman Wäger, Martin Plüss und Manuele Celio.

Und die Trainer? Kloten hat es als erster und einziger Klub der Nachkriegszeit zustande gebracht, mit zwei verschiedenen Trainern in je zwei aufeinanderfolgenden Saisons Meister zu werden. Für die Titel 1993 und 1994 firmierte der Schwede Conny Evensson, für die Titel 1995 und 1996 der Finne Alpo Suhonen. Seit der grossen Ära des HC La Chaux-de-Fonds (Meister von 1968 bis 1973) wurde bis heute nur Kloten viermal am Stück Meister.

Der 15. Dezember 1995

Aus dem Fussballgeschehen 1995 darf man festhalten: Meister Grasshoppers unter Trainer Christian Gross, Cupsieger Sion unter Trainer Jean-Claude «Boubou» Richard. Sportliche Ehren gehen manchmal rasch vergessen. Ein Ereignis vor der Winterpause 1995 kann man jedoch nie vergessen. Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg fällte am Freitag, 15. Dezember, das sogenannte Bosman-Urteil. Die daraus folgende vollständige Personenfreizügigkeit im europäischen Fussball revolutionierte den Fussball – auch in der Schweiz.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport