«Training um 16 Uhr statt um 20 Uhr» Loïc Gasch hebt als Profi ab

sda

19.5.2022 - 07:01

Der Hochspringer Loïc Gasch hebt künftig als Profi ab. Mit diesem Schritt will er die Basis für weitere Exploits legen – vielleicht bereits am Samstag beim Diamond-League-Meeting in Birmingham.

Keystone-SDA, sda

Der 27-Jährige aus Sainte-Croix hoch über dem Neuenburgersee posierte in den vergangenen Wochen gleich zweimal vor den Kameras. Einerseits mit der Silbermedaille als WM-Zweiter in der Halle von Belgrad, andererseits mit einem weiterführenden Berufs-Diplom in der Sparte Buchhaltung.

Nun ist für den Waadtländer, der jetzt in Grandson wohnt, die Zeit gekommen, voll auf die Karte Sport zu setzen. Diesen Plan hat er schon ein paar Monate vor den Prüfungen umgesetzt und schwärmt: «Mehr Zeit für die Regeneration, weniger Stress, Training um 16 Uhr statt um 20 Uhr.»

Der Romand eroberte die internationale Bühne relativ spät. Vergangenen Sommer überquerte er bei einem kleinen Meeting in Lausanne 2,33 m, holte sich so das Olympia-Ticket für Tokio und tilgte den Uralt-Rekord von Roland Dalhäuser aus dem Jahr 1981 – in der Halle liegt Dalhäuser mit 2,32 noch vorne. Mit dem Schritt ins Profitum will Gasch nun die Marke von 2,30 m regelmässig meistern und so die Basis für weitere Exploits legen.

Dreimal über 2,30 m

Mitte März an den Hallen-Weltmeisterschaften in Belgrad war Gasch dies heuer bereits ein erstes Mal gelungen. Er überquerte 2,31 m im zweiten Versuch und liess damit unter anderen den Olympiasieger Gianmarco Tamberi aus Italien hinter sich. Belgrad war bereits der dritte Event der Karriere, in dem er die Marke von 2,30 m knackte. Gasch gewann erstmals an einem internationalen Wettkampf eine Medaille. Auch in den Nachwuchs-Kategorien hatte es im entscheidenden Moment nie geklappt.

«Die Medaille von Belgrad war eine gute Neuigkeit, aber keine Überraschung», sagte Gasch vergangene Woche bei einem Treff in Ittigen, wo Swiss Athletics den Hauptsitz hat. «Ich wusste, dass es möglich sein kann.» Der Erfolg gibt ihm nun eine gehörige Portion Selbstvertrauen und öffnet auch Türen: Vermehrte Einladungen zu den Diamond-League-Meetings oder Ambassador der Athletissima.

«Nach Birmingham will ich wissen, wo ich stehe», sagt Gasch. Mit den Weltmeisterschaften in Eugene im US-Bundesstaat Oregon, den kontinentalen Titelkämpfen in München, der Athletissima und dem Diamond-League-Final in Zürich folgen ab Mitte Juli die Highlights Schlag auf Schlag. Der Romand will die Bestätigung erhalten, dass der Formaufbau stimmt. Es wäre ihm zu gönnen, denn während der Corona-Pandemie musste er auch unten durch. 2020 war er erkrankt, lange machten ihm Probleme mit Lunge, Leber und Muskeln zu schaffen.

Lust auf mehr

«Meine Karriere ist noch nicht fertig», betont Gasch. Aus diesem Grund versteckt er auch all seine Medaillen und Auszeichnungen in einem Schuhkarton. «Würden sie an der Wand hängen, käme ich in Versuchung, zurückzuschauen, in Erinnerungen zu schwelgen.» Das könne er dann nach der Karriere machen.

Potenzial sieht der mit 1,91 m relativ klein gewachsene Hochspringer primär in der Technik. Noch könne er die Anlaufgeschwindigkeit nicht optimal in Höhe umsetzen. «Da verliere ich wegen meines Sprungstils ein paar Prozent.» Der «Fehler» habe sich erst in den letzten Jahren eingeschlichen. In Gegensatz zu anderen Disziplinen können die Hochspringer bei ihrer Leistungssteigerung nicht ein paar Prozente durch die Entwicklung im Schuhbereich herausholen. «Karbon ist bei uns verboten, alles ist sehr eingeschränkt», hält Gasch fest.