Mit Geraint Thomas setzt sich an der 85. Tour de Suisse erstmals ein Brite durch. Sein Team Ineos Grenadiers stellt damit bereits den dritten Gesamtsieger in Folge.
«Die Schweiz ist ein wunderbares Land mit tollen Strassen. Manchmal sind sie nur etwas eng», sagte Geraint Thomas nach seinem Sieg in Vaduz. Der Waliser sprach damit wohl den Zwischenfall von 2019 an. Ein Jahr nach seinem Triumph an der Frankreich-Rundfahrt war Thomas damals als grosser Favorit zur Tour de Suisse angetreten. In der 4. Etappe nach Arlesheim stürzte er jedoch und musste das Rennen aufgeben.
Drei Jahre später holte er den verpassten Gesamtsieg nach. Mit seinem 2. Rang im abschliessenden Zeitfahren entschied er die Gesamtwertung mit einem komfortablen Vorsprung von 1:12 auf den Kolumbianer Sergio Higuita, der als Leader in den Tag gestartet war, und 1:16 Minuten auf Jakob Fuglsang für sich. Der Däne war bei der Schweizer Landesrundfahrt schon letzten Juni Gesamt-Dritter geworden.
Rechtzeitig in Form
Entsprechend zufrieden zeigte sich der Brite, der 2015 bereits einmal Zweiter gewesen war und 2021 mit seinem Sieg an der Tour de Romandie schon einmal auf Schweizer Strassen triumphiert hatte. «Es ist ein sehr schöner Sieg. Ich bin die ganze Woche sehr konstant gefahren.» Die Plätze 4, 8, 5 und 2 in den letzten vier Etappen untermauern diese Aussage.
Die Favoritenrolle vor Beginn der Rundfahrt hatte Remco Evenepoel gehört, dem Sieger des Zeitfahrens – auch weil Thomas in dieser Saison noch nicht überzeugt hatte. An der Tour de Romandie hatte er als Bestresultat einen 19. Gesamtrang eingefahren. Nun scheint er rechtzeitig auf die Tour den France in Form gekommen zu sein.
Bereit, die Leaderrolle zu erben
Für den Saison-Höhepunkt ist Thomas eigentlich nicht als Leader vorgesehen bei Ineos, das nach 2019 (Egan Bernal) und 2021 (Richard Carapaz) zum dritten Mal in Folge den Gesamtsieger an der Schweizer Rundfahrt bejubeln konnte. Diese Rolle hätte Adam Yates zusammen mit Daniel Martinez einnehmen sollen. Doch Yates fiel vor der 5. Etappe mit einem positiven Coronatest aus. Ob er sich rechtzeitig erholt, ist offen.
Thomas scheint bereit zu sein, die Leaderrolle in knapp zwei Wochen einzunehmen. In Vaduz wollte er davon aber noch nichts wissen: «Der Sieg ist sicher gut für die Moral, aber an der Tour de France sind Adam und Daniel unsere Leader. Ich werde ihnen helfen, so gut es geht.»
Diese Ausgangslage mag vor der Tour de Suisse gegolten haben. Nach dem souveränen Auftritt von Thomas und den gesundheitlichen Fragezeichen um Yates muss die erfolgsverwöhnte Equipe aus Grossbritannien ihre Pläne vielleicht umstellen.