Der Unfalltod von Gino Mäder erschüttert die Schweiz. So ruhten auf dem 26-Jährigen viele sportliche Hoffnungen. Vor allem aber würdigten die Medien am Tag nach dem Unfall den Charakter des Sportlers.
«Tages-Anzeiger»: «Er war mindestens so sehr Mensch wie Radprofi. Gino Mäder spendete für Schweizer Gletscher und versuchte stets, mit sich selber im Reinen zu sein. Ein junger Mann, der die Welt und das Leben als Ganzes wahrnahm. Inklusive der Frage, ob es Sinn macht, als Bewohner der Stadt Zürich ein Auto zu besitzen.»
«NZZ»: «Er war viel mehr als ein Radprofi mit dem Potenzial für grosse Siege: Der tödlich verunglückte Gino Mäder war beseelt vom Anspruch, für andere da zu sein. Er bewies, dass Sportler keine Egoisten sein müssen. Seine Offenheit war aussergewöhnlich. (...) Personen wie Mäder sind der Grund, warum der Spitzensport mit seinem zunehmenden Hang zu Oberflächlichkeiten, Plattitüden und Marketing-Floskeln überhaupt noch auszuhalten ist.»
«Blick»: «Er sagte, was er dachte, und das war immer gut gemeint. Im Feld der Radprofis war er einer der beliebtesten Fahrer. Gino Mäders grosses Herz schlägt nicht mehr.»
«SRF»: «In Erinnerung bleiben werden aber nicht primär die sportlichen Leistungen, sondern das Engagement für das Klima und sonstige sensible Themen, die im Spitzensport eher verdrängt werden. (...) Man hatte ihn sehr gern, weil immer noch etwas mehr kam von ihm als beim typischen Radsportler. Das wird fehlen. Er stand zu seinem Wort, er stand zu den Widersprüchen, er wollte etwas verändern.»
«Schweiz am Wochenende»: «Da heute die Drachen erschlagen, die Welt vermessen und der Mond betreten ist, liefert uns vor allem der Sport verlässlich diese Sagenfiguren und bietet der Sport die Chance, ein Held zu werden. (...) Die wahren Helden der Moderne sind jene, die sich vor den Augen der TV-Kameras in Gefahr begeben. Die Höllenmaschinen auf Rennstrecken fahren. Die auf Brettern todesmutig ins Tal hinabrasen. Oder die Titanen der Landstrasse, die auf Fahrrädern mit schier übermenschlicher Anstrengung die höchsten Pässe erklimmen und sich dann in halsbrecherischen Abfahrten ins Tal herabstürzen. (...) Bei einem Unglück suchen wir nach Schuldigen. Nach der Ursache. Aber gibt es DIE Ursache, DEN Schuldigen bei dieser unfassbaren Tragödie? Nein. Der entscheidende Faktor ist der Zufall. In der Zeit eines Wimpernschlages entscheidet der Zufall über Leben und Tod.»
Tour-de-Suisse-Organisatoren werden entlastet
Einig sind sich die Medien in der Ansicht, dass es einen Radsport ohne Risiko nicht gebe. Die Organisatoren der Tour de Suisse seien aber kein aussergewöhnliches Risiko eingegangen, um ein besonders spektakuläres Rennen zu bieten, hiess es im zum Beispiel im «Tages-Anzeiger», der «NZZ», und dem «Blick».
Trotzdem soll der tragische Tod von Gino Mäder zum Nachdenken darüber anregen, forderte die «NZZ» und die «Schweiz am Wochenende». «Risiken gehören zum Leben. Doch ebenso gehören der Wille und das Bemühen dazu, Tragödien zu vermeiden», schrieb die «Schweiz am Wochenende». «Die Sicherheit ist ein entscheidender Faktor für die Organisatoren im Radsport. Und hier gibt es tatsächlich noch einiges zu tun. Das beginnt mit mehr Augenmass beim Inszenieren des Spektakels», hiess es in der NZZ.