Handball Schmid nach unverhoffter WM-Premiere: «Dass ich das in meiner Karriere noch erleben darf»

sfy, sda

20.1.2021 - 09:22

Andy Schmid trumpft bei seiner WM-Premiere gross auf.
Andy Schmid trumpft bei seiner WM-Premiere gross auf.
Bild: Keystone

Andy Schmid ist unbestritten einer der besten Handballer der Welt. Doch er muss 37 Jahre alt werden, um erstmals an einer Weltmeisterschaft dabei zu sein.

Als am Dienstagabend klar war, dass die Schweiz für die USA an die WM in Ägypten nachrückt, war das für Schmid surreal. «Es war für die ganze Familie ein emotionaler Moment», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nicht einmal 48 Stunden später, nach einer strapaziösen Anreise am Spieltag, gewannen die Schweizer mit dem 28:25 gegen Österreich die entscheidende Partie um den Einzug in die Hauptrunde. Wäre uns das nicht gelungen, hätte uns der Nachrücker-Stempel angehaftet, so Schmid. Den Sieg führte er auf einen guten Mix von Bundesliga-erproben Spielern und den «lockeren» Jungen zurück.

Schmid selber ging der vergangene Donnerstag «physisch und psychisch extrem an die Substanz. Ich versuchte vor dem Spiel, mit dem Kopf zu arbeiten, damit ich mental bereit bin.» Und das war er. Die WM-Teilnahme bedeutet ihm enorm viel, ist für ihn «nicht greifbar irgendwie. Es ist einfach schön, dass ich das in meiner Karriere auch noch erleben darf. Es sah ja nicht danach aus. Von daher geniesse ich es einfach. Ich versuche all die Gefühle aufzusaugen, die ich in mir drin habe. Die Umstände machen das Ganze noch intensiver», führt Schmid aus.



Optimistisch für die Hauptrunde

Die Vorrunde der Schweizer stuft er als «durchwegs positiv» ein. Am Montag forderte das Team von Trainer Michael Suter dem sechsfachen Weltmeister Frankreich (24:25) alles ab, und auch gegen den Mitfavoriten Norwegen (25:31) zwei Tage zuvor war die Leistung über weite Strecken gut gewesen. In der Hauptrunde bekommt es die SHV-Auswahl nun mit Island (Mittwoch), Portugal (Freitag) und Algerien (Sonntag) zu tun. «Das sind alles Gegner, die wir an guten Tagen bezwingen können», sagt Schmid.

Gute Stimmung im Schweizer Team.
Gute Stimmung im Schweizer Team.
Bild: Keystone

Wie gut funktioniert die Bubble, in der sich die Teams an der WM befinden? «Klar kann man rasch etwas finden, das nicht zu 100 Prozent so ist, wie es sein sollte, ich fühle mich jedoch sehr sicher. Es ist nicht so, dass sich die Nationen durchmischen. Alle tragen eine Maske, und wir werden jeden Tag getestet.» Dass sich das Leben der Schweizer hauptsächlich im Hotel sowie in der Halle abspielt – am Sonntag durfte das Team unter strengen Bedingungen während einer Stunde die grossen Pyramiden von Gizeh anschauen, wobei die Polizei zuvor alles abgeriegelt hatte – findet Schmid nicht schlimm. Er geniesst es durchaus, Zeit im Hotelzimmer zu verbringen, Ruhe zu haben. Dabei kommt ihm zupass, dass er im Gegensatz zu den anderen Spielern einzeln logiert.



Nach der Karriere will er Trainer werden

Schmid besitzt beim Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen noch einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison. Wie es danach weitergeht, ist offen. Könnte die unverhoffte WM-Teilnahme einen Einfluss auf seinen Entscheid über die Fortsetzung der Karriere haben? «Solche Gedanken habe ich mir nicht gemacht. Es geht alles sehr schnell, wir haben nun ja gesehen, dass von einer Minute auf die andere alles anders sein kann. Die erste Priorität ist für mich, dass ich Freude habe am Handball, die zweite, dass ich gesund bin und die dritte, dass ich gut bin. Wenn ich hinter all diesen Punkten ein Häkchen setzen kann, dann spiele ich weiter.»

Die Zeit in der Bundesliga dürfte im nächsten Jahr allerdings zu Ende gehen, falls er weiterspielt, wird er dies aller Voraussicht nach in der Schweiz tun. Genügend Ziele mit der SHV-Auswahl gäbe es für ihn noch. 2024 findet die Europameisterschaft in Deutschland statt. «Den perfekten Zeitpunkt um aufzuhören, findest du sowieso nicht. Da bin ich Realist», sagt Schmid. Dem Handball dürfte er aber auch nach dem Karriereende erhalten bleiben, und zwar als Trainer – jedoch nicht umgehend. «Ich werde mir im Minimum ein Jahr Zeit nehmen, um alles, was passiert ist, einzuordnen und Pläne zu schmieden, wie ich als Trainer sein will.» Zuerst einmal möchte er aber mit der Schweiz weiter für Furore sorgen.


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