Abtrünnige Profis Haben die Saudigolfer den falschen Finger verbunden?

sda

3.8.2022 - 06:00

Für den Dollarkrieg gegen die saudiarabische LIV-Tour macht der amerikanische Circuit der Profigolfer Mittel frei. Viele Mittel.

Keystone-SDA, sda

Die besten und wichtigsten Turniere in den USA werden mit unerhörten Preisgeldern aufmunitioniert.

Zwischen der US PGA Tour und ihren abtrünnigen Profis, die sich von der aus dem Boden gestampften, mit Hunderten von Millionen Dollar um sich werfenden Tour aus Saudi-Arabien haben ködern lassen, scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Für erfolgreiche Profis wie etwa Dustin Johnson, Brooks Koepka, Bryson DeChambeau, Sergio Garcia und den in die Jahre gekommenen Phil Mickelson gibt es vermutlich kein Zurück mehr.

Sie, die alle ihren Status als Weltklasse-Golfer der regulären amerikanischen Tour verdanken, haben sich dafür entschieden, sich einer sportlich bedeutungslosen Tour anzuschliessen und im Gegenzug noch viel reicher zu werden, als sie es sowieso längst sind.

Offiziell sind keine Summen bekannt, aber Johnson und Brooks sollen Dollar in deutlich dreistelliger Millionenhöhe eingesackt haben, nur damit sie ihrer angestammten Tour den Rücken kehrten und der vom früheren australischen Star Greg Norman, dem «Weissen Hai», orchestrierten Tour anschlossen.

Sportlicher Leerlauf

Auf der Saudi-Tour können oder konnten sie in diesem Jahr acht Turniere mit Preisgeldern von jeweils 20 Millionen Dollar spielen. Im nächsten Jahr sollen es 14 solche, auf verschiedenen Kontinenten veranstaltete Turniere sein. Jedes Turnier ist eine Art Exhibition mit kleinen Teilnehmerfeldern und ohne jeden sportlichen Wert.

Für die abtrünnigen Spieler geht die Rechnung auf, solange sie bei den Saudis mehr verdienen und solange sie die vier ganz grossen Turniere – in der jährlichen Reihenfolge das US Masters, die US PGA Championship, das US Open und das British Open – trotz allem bestreiten können.

Ausschluss von den vier grossen Turnieren?

Aber es könnte sein, dass die Rechnung schon ab 2023 überhaupt nicht mehr aufgeht. Die in Ponte Vedra Beach in Florida ansässige amerikanische Profi-Organisation US PGA ist die Veranstalterin der US PGA Championship. Dass die golferischen Judasse im nächsten Mai noch daran werden teilnehmen können, ist sehr unwahrscheinlich.

Die übrigen drei Turniere auf Grand-Slam-Stufe sind unabhängige Organisationen mit eigenen Statuten. Aber die US PGA Tour ist die mit Abstand mächtigste Organisation im Weltgolf. Mit ihrem immensen Einfluss könnte sie auf diplomatischem Weg erwirken, dass Johnson, Koepka und Co. auch von den übrigen grossen Turnieren ausgeschlossen werden.

Das könnte auch dadurch gelingen, dass die Turniere der LIV Tour (LIV steht für die römische Zahl 54) in der Weltrangliste nicht gewertet werden. Dann würden verschiedene Saudigolfer im Ranking relativ rasch so weit zurückfallen, dass sie höchstens noch als ehemalige Sieger dieser Majorturniere ein Startrecht hätten.

Sie könnten allenfalls juristisch gegen ihre Ausgrenzung vorgehen. Aber die Chancen stünden sehr schlecht, zumal die grossen Turniere ihre Statuten jederzeit autonom anpassen können.

Nicht am Ryder Cup

Die Abtrünnigen bekommen bereits jetzt eine Bestrafung zu spüren, die ihnen wehtut. Sowohl die amerikanischen als auch die europäischen Saudigolfer werden vom nächstjährigen Ryder Cup in Rom ferngehalten.

Der Ryder Cup, der Wettkampf zwischen den 12-Mann-Auswahlen Europas und der USA, ist mindestens so prestigeträchtig wie die vier Majorturniere. Das persönliche Palmarès im Ryder Cup ist für die besten Profis etwas vom Wichtigsten.

Die US-Tour öffnet die Portokasse

Die US PGA Tour hat nicht nur einen immensen Einfluss auf diplomatischer Ebene, sie hat auch immens viel Geld. Bereits jetzt hat sie auf die Preisgelder der LIV-Tour reagiert. Die wichtigsten acht Turniere in den USA werden mit Preisgeldern in zweistelliger Millionenhöhe aufgerüstet, ebenso die FedEx-Cup-Finalturniere am Ende der Saison.

Der Tour tun solche Beträge nicht weh. Aber vielleicht werden die Abtrünnigen dereinst merken, dass sie auf das falsche Kamel gesetzt haben.