Spanien verteidigt als erstes Team seit Schweden im Jahr 2002 den EM-Titel im Handball. Die Iberer gewinnen den Final gegen Kroatien 22:20 und lösen das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio.
Das Endspiel war ein Hin und Her. Den besseren Start erwischten die Kroaten, die in der 19. Minute 10:7 vorne lagen. Der spanische Trainer Jordi Ribera nahm ein Timeout und wechselte Goalie Gonzalo Perez de Vargas sowie Jorge Maqueda ein. Perez de Vargas parierte in der Folge sechs Schüsse in Serie, Maqueda glich mit drei Toren zum 10:10 (25.) aus. Nach dem 12:12 (33.) setzten sich die Spaniern mit vier Treffern in Folge auf 16:12 (36.) ab, zweimal waren sie ins leere Gehäuse erfolgreich.
Die Kroaten kämpften sich aber zurück und gingen in der 54. Minute dank Luca Stepancic 19:18 in Führung. Nachdem Aleix Gomez per Penalty in der 59. Minute das 21:20 gelungen war, unterlief dem Kroaten Igor Karacic ein Schrittfehler. 25 Sekunden vor dem Ende machte Alex Dujshebaev mit einem herrlichen Schlenzer alles klar. Es war für den Sohn des zweimaligen Welthandballers Talant Dujshebaev das erste Tor in diesem Spiel – die ersten beiden Schüsse hatte er verworfen. Schon im Halbfinal gegen Slowenien (34:32) hatte er mit einem Schlenzer für den Schlusspunkt gesorgt.
Dennoch ist Perez de Vargas als spanischer Matchwinner zu bezeichnen. Mit acht Paraden brachte es der Keeper des FC Barcelona auf eine Abwehrquote von 42 Prozent. Nachdem die Iberer die ersten vier Finals an Europameisterschaften allesamt verloren hatten, triumphierten sie nun zum zweiten Mal in Folge. Abgesehen vom 22:22 gegen die Kroaten in der Hauptrunde gewannen sie sämtliche Partien.
Die Spanier, die an der 14. EM zum achten Mal eine Medaille holten, überzeugten als Kollektiv und stellten das effizienteste Team des Turniers – 68 Prozent der Schüsse gingen ins Tor. Gegen die Kroaten stellten sie ihre defensive Stärke unter Beweis. «Wir haben zwei Jahre hart dafür gearbeitet», sagte Abwehrspezialist Gedeon Guardiola, Teamkollege des Schweizer Star-Regisseurs Andy Schmid bei den Rhein-Neckar Löwen. Mit einem grossen Empfang in der Heimat rechnet er nicht: «Spanien ist ein Fussball-Land. Wir werden uns selbst feiern.»
Derweil verloren die Kroaten, die 1996 und 2004 Olympia-Gold sowie 2003 den WM-Titel gewonnen hatten, trotz grosser Unterstützung auch ihren dritten EM-Final nach 2008 und 2010 – selbst Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic war kurzfristig in die schwedische Hauptstadt gereist. «Ich bin leer und sehr traurig. Diese Niederlage tut echt weh», sagte Teamleader Domagoj Duvnjak. «Wir haben noch nie die EM gewonnen, das war unser grösster Traum. So ist das Leben.» Insofern war es für Duvnjak ein schwacher Trost, dass er zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt wurde. Kroatiens Rechtsaussen Zlatko Horvat zeigte sich als fairer Verlierer: «Sie waren heute besser.»
Mit dem Final ging eine EM mit einigen Überraschungen zu Ende. Olympiasieger und Weltmeister Dänemark schied ebenso in der Vorrunde aus wie Frankreich, Portugal beendete das Turnier als Sechster. Die Schweiz, die erstmals seit 2006 wieder an einer EM-Endrunde dabei war, klassierte sich im 16. Rang.