Happige Vorwürfe Happige Vorwürfe: «Swiss Ski hintergeht die Lauberhornrennen und den Skirennsport»

Luca Betschart

20.5.2020

Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann wird vom OK der Lauberhornrennen scharf kritisiert.
Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann wird vom OK der Lauberhornrennen scharf kritisiert.
Bild: Getty

Nach jahrelangen Differenzen eskaliert der Streit: Mit happigen Vorwürfen stellt das OK der Lauberhornrennen Swiss Ski um Präsident Urs Lehmann an den Pranger. Der Verband verteidigt sich.

Seit Anfang Jahr ist der Zwist zwischen dem Organisationskomitee der Lauberhornrennen und dem Schweizer Skiverband öffentlich bekannt, dessen Ursprung geht aber bis ins Jahr 2016 und den damals neugestarteten Vertragsverhandlungen für die Periode zwischen 2018 und 2022 zurück. Streitpunkt sind insbesondere die Einnahmen aus Fernsehrechten und deren Verteilung. «Dabei geht es im Kern um eine vertraglich zugesicherte und gerechtere Verteilung der am Anlass in Wengen generierten finanziellen Mittel», schreibt das OK Wengen in einer Stellungnahme.

Eine gerechtere Verteilung der Gelder sei vonnöten, damit der Veranstalter den Grossanlass und die zunehmenden Risiken finanzieren könne. «Nur so sind attraktive Rennen vor Ort möglich, welche Swiss Ski im Gegenzug die Finanzierung ihrer Leistungen zugunsten der Schweizer Skirennfahrer erlauben», heisst es weiter. Eine Ansicht, die der Schweizer Skiverband so offensichtlich nicht teilt.



Denn die beiden Parteien können sich weder 2016 noch 2017 auf die Modalitäten der nächsten Vertragsperiode einigen – obwohl das OK Wengen gemäss eigenen Aussagen in weiteren Gesprächsrunden bis Anfang 2018 Kompromissvorschläge einbringt. «Swiss Ski hielt jedoch trotz steigenden Einnahmen aus dem Anlass an den alten Konditionen fest. Diese Haltung zementierte die Ausgangslage, wonach die steigenden Risiken der Veranstaltungen an die Organisatoren vor Ort delegiert werden», wirft man Swiss Ski vor.

OK Wengen beklagt «unwürdiges Vorgehen»

Daraufhin sieht sich das OK Wengen gezwungen, den internationalen Sportgerichtshof CAS einzuschalten. Die Lauberhornrennen von 2018 bis 2020 werden trotz fehlendem Veranstaltervertrag auf die Beine gestellt. «Obwohl seit 2017 ein vertragsloser Zustand herrscht, (…) organisierte das OK der Lauberhornrennen in diesen drei Jahren erfolgreiche Wettkämpfe, welche bei Swiss Ski hohe Einnahmen generierten», heisst es.

Im Frühjahr dieses Jahres verkündet der CAS schliesslich ein erstes Zwischenurteil, über dessen Inhalt allerdings Stillschweigen vereinbart wird. Das OK Wengen habe daraufhin aber erneut das Gespräch mit dem langjährigen Partner gesucht – eine Reaktion von Swiss Ski sei aber ausgeblieben. «Die neuesten Entwicklungen können nur dahingehend gedeutet werden, dass Swiss Ski nach dem Zwischenurteil nicht mehr mit einem Obsiegen vor dem CAS rechnet, aber trotzdem die Vergütungen nicht anpassen will», schlussfolgert man beim Rennveranstalter.

Der Hammer folgt an diesem Mittwochmorgen. Der internationale Verband FIS teilt dem OK mit, dass Swiss Ski die Lauberhornrennen vom Rennkalender streichen will. Doch damit nicht genug: «Zusätzlich wurde die FIS angewiesen, diesen Antrag dem OK der Lauberhornrennen gegenüber zu verschweigen. Dieses Vorgehen ist einer langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft absolut unwürdig», äussert das OK sein Unverständnis. Die Befürchtung: «Mit maximalem Druck soll das OK in Wengen zur Aufgabe gezwungen werden.»



Zudem zeigt man sich irritiert vom Verhalten von Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann, der in Interviews erst kürzlich über die enorme Relevanz des Rennwochenendes im Berner Oberland spricht. «Die Tatsache, dass Urs Lehmann unter anderem am 9. und 11. Mai 2020 die ausserordentliche Wichtigkeit der Internationalen Lauberhornrennen in Wengen betonte und nur wenige Tage später die Streichung eben dieser Rennen aus dem FIS Weltcup-Kalender beantragt, ist in keiner Art und Weise nachvollziehbar.»

Nichtsdestotrotz sei man nach wie vor gesprächsbereit. «Trotz dieser unsportlichen Vorgehensweise ist das OK der Lauberhornrennen nach wie vor für partnerschaftliche Lösungen offen.»

Swiss Ski verteidigt sich

Die Reaktion des Schweizer Skiverbands auf die happigen Vorwürfe lässt nich lange auf sich warten – auch wenn die Stellungnahme weniger ausführlich ausfällt: «Swiss Ski kann die vom Organisationskomitee in Wengen gestellten finanziellen Forderungen nicht erfüllen. Da es sich um ein laufendes Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS handelt, können diesbezüglich keine weiteren Auskünfte erteilt werden.»

Aus diesem Grund habe man den entsprechenden Termin im FIS-Long-Term-Kalender 2021/22 mit dem Platzhalter «SUI» versehen. «Da sich Swiss Ski in einem laufenden Verfahren befindet, sieht sich der Verband gezwungen, die damit ab 2022 verbundenen Risiken zu minimieren», begründet der Verband. «Mit dem Schritt, Wengen aus dem Long-Term-Kalender der FIS zu nehmen, übernimmt Swiss Ski seine Verantwortung. Es geht für den Verband darum, dass auch in Zukunft attraktive Weltcuprennen unter wirtschaftlich guten Voraussetzungen in der Schweiz – auch am Lauberhorn – stattfinden können.»

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