Heute vor 24 Jahren Heute vor 24 Jahren: Andy Hug erklimmt den Kampfsport-Olymp 

Luca Betschart

6.5.2020

Andy Hug feierte 1996 seinen grössten sportlichen Erfolg.
Andy Hug feierte 1996 seinen grössten sportlichen Erfolg.
Bild: Getty

Am 6. Mai 1996 erringt Andy Hug in Yokohama seinen grössten sportlichen Triumph. Im Final revanchiert er sich bei Rivale Mike Bernardo für die schmerzhafte Niederlage im Vorjahr.

In Japan ist Andy Hug längst ein gefeierter Star, als er 1996 zum «K-1 World Grand Prix Finale» in Yokohama antritt. Es ist das wichtigste Turnier für die K-1-Kämpfer, zu denen der Schweizer seit 1993 gehört. Zuvor figuriert er im Schweizer Karate-Nationalteam. Hug hat beim Saisonhöhepunkt noch eine Rechnung aus dem Vorjahr offen, als er bereits in der Qualifikationsrunde scheiterte – und zwar an seinem grossen Rivalen, Mike Bernardo.

An diesem 6. Mai ist «der Samurai mit den blauen Augen» allerdings nicht zu bezwingen. Im Viertelfinal schickt er Duane van der Merwe auf die Bretter und den Halbfinal gegen Ernesto Hoost entscheidet er in der Verlängerung nach Punkten für sich. Im Final kommt es dann zum Wiedersehen mit Bernardo.

Obwohl es bereits der dritte Kampf des Tages ist, gelingt Hug die Revanche eindrücklich. Mit dem berüchtigten «Hug Tornado» bringt er seinen Kontrahenten in der zweiten Runde zu Boden – und ist Weltmeister.

Ein harter Leidensweg

Nach langer und harter Leidenszeit ist der ehemalige Akkord-Metzger definitiv im Kampfsport-Olymp angekommen. Hug wächst in einfachsten Verhältnissen bei seinen Grosseltern auf und beginnt als Elfjähriger in Wohlen mit dem Karate-Training. Von Lehrern und Mitschülern gehänselt oder verkannt, kämpfte er sich dank seines nie nachlassenden Trainingseifers im Alleingang die Karriereleiter hoch.

So bewegt sich der Schweizer, was das Schmerzempfinden anbelangt, während Jahren am Limit und darüber hinaus. Schon in jungen Jahren lässt sich Hug beispielsweise Baseball-Schläger an seinen Schienbeinen zertrümmern.



Hug lässt sich dabei durch den Hollywood-Streifen «Rocky» inspirieren, in welchem einem Nobody und Verlierer aus dem Armenviertel von Philadelphia ein WM-Titelkampf im Schwergewicht gegen den haushoch favorisierten Champion Apollo Creed angeboten wird: «Rocky» trainiert wie ein Besessener für die Chance seines Lebens. Schliesslich schafft er mit letztem Einsatz den Schlussgong nach 15 Runden und damit das unmöglich Scheinende.

Der viel zu frühe Tod

Nach seinem grössten Erfolg avanciert Andy Hug zum Weltstar. Auch in der Schweiz geniesst er grosse Popularität und füllt mit seinen Kämpfen das Hallenstadion in Zürich-Oerlikon. Vergleichbar mit der Bewunderung, die ihm in seiner Wahlheimat entgegengebracht wird, ist das trotzdem nicht. In Japan wird Hugs Leben als Manga gedruckt und millionenfach verkauft, er selbst plant eine Schauspielkarriere. Doch diese Gelegenheit erhält er nie. 

Denn im Sommer 2000 folgt der Schock. Hug gibt bekannt, an Leukämie erkrankt zu sein und wendet sich in einem offenen Brief an seine Fans: «Diese Krankheit stellt den wichtigsten Kampf in meinem Leben dar, aber ich werde ihn gewinnen.» Kurz darauf fällt er nach Atembeschwerden ins Koma – und wacht nicht mehr auf. Am 24. August 2000 stirbt Andy Hug im Alter von nur 35 Jahren viel zu früh. Es war ein Tod, der die Schweizer Sportwelt seinerzeit tief bewegte.

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