Leichtathletik Hürdensprinterinnen schlagen viel Profit aus dem Schuhwerk

sda

19.8.2022 - 04:01

Die Hürdensprinterinnen um Noëmi Zbären laufen dank neuer Schuhe deutlich schneller als früher
Die Hürdensprinterinnen um Noëmi Zbären laufen dank neuer Schuhe deutlich schneller als früher
Keystone

Das neue Schuhwerk in der Leichtathletik sorgt in vielen Disziplinen für einen Leistungssprung. Insbesondere im Hürdensprint der Frauen fällt er frappant aus.

19.8.2022 - 04:01

Über die allgemeinen Auswirkungen der neuen Schuhe mit den Karbonplatten, die in der Leichtathletik seit einigen Jahren Einzug erhalten, lassen sich diverse generelle Erkenntnisse festhalten. Unter anderem profitieren die Frauen wegen des geringeren Körpergewichts mehr als die Männer.

Und vergleicht man beim weiblichen Geschlecht den 100-m-Hürdensprint mit dem 100-m-Lauf fällt auf, dass es in der Disziplin von Noemi Zbären und Ditaji Kambundji um Zehntelsekunden geht und nicht bloss um Hundertstel.

Einleuchtende Erklärungen

Noemi Zbären, die mit der aufstrebenden Ditaji Kambundji am Schlusstag der EM in München aus den Startblöcken schiessen wird, liefert zu diesem Thema ein paar einleuchtende Erklärungen. Einerseits kann die WM-Sechste von Peking 2015 den Vergleich zu früher ziehen, andererseits hat sie eh den Durchblick.

Die Emmentalerin treibt ihre berufliche Karriere ebenso konsequent voran wie den durch Verletzungen geprägten Weg im Spitzensport und ist bereits CEO eines Jungunternehmens im Medizinbereich. Das Start-up hat ein neuartiges Diagnoseverfahren für verschiedene Allergien entwickelt.

«Es sind nicht nur die Schuhe, die uns schneller machen», sagt Noemi Zbären gleich vorweg. Die Coronapause habe vielen Athletinnen ermöglicht, sich auszuruhen, an der Basis zu arbeiten und eine bessere Grundlage zu legen.

Bessere Technik ist notwendig

Das neue Schuhwerk fiel also auf fruchtbaren Boden. Und der Boden der Bahn gibt nun dank der Karboneinlagen mehr Kraft zurück. «Man erhält mehr Feedback uns muss zuerst herausfinden, wie damit umzugehen ist», schildert die 28-Jährige ihre Erfahrungen. Im Hürdensprint, bei dem eine feste Distanz vorgegeben ist, führte dies zu einem noch intensiveren Schleifen an der Technik, damit der Power ins Hürdenkorsett gezwängt werden kann.

Die höhere Aggressivität des Schuhs verzeiht aber weniger Fehler. «Wenn Du falsch aufsetzst, dann spickt es dich zur Seite oder nach vorne». Sie benötige jeweils etliche Läufe, bis sie sich mit einem neuen Schuhmodell wieder sicher fühle.

Vermehrt Stürze

Im Hürdensprint nahm wegen der erhöhten technischen Anforderungen die Anzahl der Stürze zu. Ein prominentes Opfer war Ditaji Kambundji, die mit 12,70 Sekunden bereits als Nummer 4 der Meldeliste von München antritt. Als Favoritin auf den U20-WM-Titel stürzte sie 2021 in Nairobi ebenso brutal wie als Finalistin an der Hallen-WM in Belgrad diesen März. Läuft sie technisch nicht sauber, dann wird es gefährlich.

Angesprochen auf die Aggressivität der Schuhe, die kaum Fehltritte verzeihen, sagt ihr Trainer Adrian Rothenbühler denn auch: «Wir müssen bei Ditaji aufpassen, dass wir die ganze Sache gradlinig halten. Ohne Hürden geht es schon ganz gut.» Der Emmentaler geht davon aus, dass Ditaji Kambundji das Potenzial der neuen Schuhe noch nicht ausgereizt hat.

Die Bestzeit von Noemi Zbären (12,71 aus dem Jahr 2015) hat Ditaji Kambundji vergangenen Monat an der WM in Eugene unterboten. Nun kann sie als nächste Etappe den Schweizer Rekord von Lisa Urech (12,62 2011) anpeilen.

sda