Super Bowl LV Der American-Football-Guide für Anfänger

tbz

7.2.2021

Im Super Bowl LV (55) trifft Tom Brady (l.) mit den Tampa Bay Buccaneers auf Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs.
Im Super Bowl LV (55) trifft Tom Brady (l.) mit den Tampa Bay Buccaneers auf Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs.
Bild: Keystone

In der Nacht auf den 8. Februar findet in Tampa der 55. Super Bowl statt. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag treffen im grössten amerikanischen Sportereignis des Jahres die Tampa Bay Buccaneers auf die Kansas City Chiefs. Aber wie funktioniert American Football eigentlich? «blue News» erklärt.

Sie haben keine Ahnung von American Football, würden aber auch gerne mitreden können? Kein Problem, «blue News» hat für Sie die wichtigsten Regeln in einer groben Übersicht zusammengestellt. Damit Sie ihren Freunden am Sonntag beweisen können, wie gut Sie sich im Football auskennen, gibt es zusätzlich zu jeder Regel einen Beispielsatz zum Auswendiglernen.

Spielfeld

Ein American-Football-Field ist genau 100 Yards lang und 160 Fuss breit. Das wären 91,44 Meter auf 48,8 Meter. Aber vergessen Sie Meter, das will keiner hören!

Von oben sind die einzelnen Yard-Linien gut zu erkennen.
Von oben sind die einzelnen Yard-Linien gut zu erkennen.
Bild: Getty

Das angreifende Team versucht den Football Yard für Yard von der eigenen Seite des Feldes auf die gegnerische Seite zu bringen. Hinter den jeweiligen 0-Yard-Linien befinden sich die Endzonen der beiden Mannschaften. Dort soll das Ei hin – aus der Perspektive der Angreifer.

Beispielsatz: «Die Chiefs sind erst an der eigenen Zwanzig-Yard-Linie und haben nur noch eine Minute. Es wird Zeit, dass Mahomes ein paar Würfe auspackt.»

Ziel des Spiels

Simpel. Beim American Football gewinnt die Mannschaft, die nach abgelaufener Spielzeit mehr Punkte erzielt hat. Punkte gibt es für Touchdowns, Field Goals, Conversions und Safetys. Mehr dazu später.

Die Spielzeit beträgt eine Stunde. Das Spiel wird allerdings laufend unterbrochen und dauert so üblicherweise bis zu drei Stunden. Für den Fernsehzuschauer werden diese Unterbrechungen stets mit Werbefenstern zugeklastert.

Beispielsatz: «Ohne diese lästigen Werbepausen wäre ich jetzt schon längst im Bett.»

Offence und Defence

Eine American-Football-Mannschaft besteht aus zwei Blöcken: die Offence und die Defence. Das Team in Ballbesitz stellt jeweils die Offence auf den Platz und versucht den Football in die gegnerische Endzone zu bringen. Die Mannschaft ohne Ball stellt die Defence auf den Platz, die versucht den Gegner daran zu hindern, den Football vorwärtszubringen.

Wichtig: Es ist ganz wichtig, dass Sie diese beiden Begriffe richtig aussprechen. Offence wird «Offäns» und Defence wird «Diiifäns» ausgesprochen. Die Betonung liegt dabei jeweils auf der ersten Silbe.

«Du kommst nicht vorbei», ein Football-Tackle vom Feinsten.
«Du kommst nicht vorbei», ein Football-Tackle vom Feinsten.
Bild: Keystone

1st, 2nd, 3rd und 4th Down

Das angreifende Team hat vier «Downs» (Versuche), um den Football mindestens zehn Yards nach vorne zu bringen. Wenn sie das schaffen, erhalten sie vier neue Versuche für die nächsten zehn Yards. Schaffen sie es erneut, gibt es die nächsten vier «Downs». Und so weiter. Schaffen sie es nicht, so erhält das gegnerische Team den Football.

Diese Downs sind während der Partie omnipräsent, es ist also ganz wichtig, dass Sie diesen Teil verstehen. Ein paar Beispiele:

Die Bezeichnung eines Downs besteht aus zwei Teilen. Zuerst geht es darum, um den wievielten Versuch es sich handelt, dann darum, wie viele Yards noch zurückgelegt werden müssen. Das heisst dann zum Beispiel: «1st and ten» oder «2nd and six». «1st and ten» würde bedeuten: 1st Down (erster Versuch) und es müssen noch zehn Yards überwunden werden. Wird die Offence nun nach vier Yards gestoppt, so bräuchten sie im zweiten Versuch nur noch sechs Yards – «2nd and six». Schaffen sie dann zwei weitere Yards, wäre das 3rd Down «3rd and four». Sobald die zehn Yard-Hürde überwunden ist, gibt es wieder ein 1st Down und man startet bei «1st and ten». Misslingt auch der vierte Versuch, so wechselt der Ballbesitz an der Stelle, wo der letzte Angriff gestoppt wurde.

Üblicherweise führt die Offence beim 4th Down keinen normalen Spielzug mehr aus, sondern einen «Punt». Beim «Punt» wird der Football so weit wie möglich auf die Seite des Gegners gekickt. Damit wird zwar der Ballbesitz aufgegeben, aber das gegnerische Team muss den darauffolgenden Angriff viel weiter hinten im Spielfeld starten. 

Beispielsatz: «Noch acht Yards im 4th Down, das versucht Brady gar nicht erst. Die kicken jetzt bestimmt.»

Der Quarterback

Im American Football steht und fällt alles mit dem Quarterback. Er ist Dreh- und Angelpunkt der Offence einer Mannschaft und sorgt dafür, dass der Football in der gegnerischen Endzone landet. Bei einem Angriff wird der Football im Normalfall zuerst dem Quarterback zugeworfen und der sucht sich dann einen sprintenden Teamkollegen aus, dem er das Spielgerät zuwirft. Dieser versucht den Ball zu fangen und damit in die Endzone zu rennen. Wird er allerdings von der Defence gestoppt, so wird das Spiel angehalten und das nächste «Down» findet an der Stelle statt, wo der Angreifer aufgehalten wurde.

Anstatt das Ei zu werfen, kann sich der Quarterback auch dazu entscheiden, selber damit loszulaufen, oder es einem Kollegen in die Hand zu drücken. Das nennt sich «Run» oder «Rush» und wird häufig für kurze Distanzen genutzt.

Quarterback bei den Buccaneers ist Tom Brady. Er ist das Aushängeschild der NFL und der erfolgreichste Spieler der Geschichte. Mit den New England Patriots zog er bereits neun Mal in seiner Karriere in den Super Bowl ein, sechsmal konnte er diesen gewinnen. In seiner ersten Saison bei den Tampa Bay Buccaneers schaffte er nun im Alter von 43 Jahren die Sensation und führte den Underdog bis ins Endspiel.

Bei den Chiefs trifft Patrick Mahomes die Entscheidungen. Mahomes ist für die NFL etwa das, was Kilyan Mbappé für den Fussball ist. Er ist ein junger Spieler (25) und ihm wird vorausgesagt, bald jegliche Rekorde im American Football zu brechen. Bereits letztes Jahr stand Mahomes mit den Chiefs im Super Bowl und gewann diesen gegen die San Francisco 49ers. Im Duell mit den Buccaneers geht es heuer um die Titelverteidigung.

Beispielsatz: «Brady gegen Mahomes – was für ein Duell! Ich sage euch, die Zeit von Opa Brady ist abgelaufen. Aber das sag ich jetzt auch schon seit zehn Jahren ...»

Der Quarterback der Kansas City Chiefs, Pat Mahomes, gilt als grosses Versprechen für die Zukunft.
Der Quarterback der Kansas City Chiefs, Pat Mahomes, gilt als grosses Versprechen für die Zukunft.
Bild: Keystone

Defence

Ziel der Defence ist es, das gegnerische Team so früh wie möglich zu stoppen. Dabei wird als erstes versucht, den gegnerischen Quarterback am Wurf zu hindern und ihn zu «sacken» (zu Boden bringen).

Um so einen «Sack» (sagen Sie «Säck», dann sind sie cool) zu verhindern, stellt die gegnerische Offence jeweils ein paar besonders grosse und schwere Spieler direkt vor den Quarterback, um ihn zu beschützen. Genauso grosse und massige Verteidiger versuchen diesen menschlichen Schutzwall zu durchbrechen und dem Quarterback den Football abzunehmen. Es sind also eigentlich die Verteidiger, die nach vorne wollen. Aber vergessen Sie das wieder und lassen Sie sich nicht noch zusätzlich verwirren.

Schafft es der Quarterback trotzdem den Ball zu werfen (wie in den meisten Fällen), oder ihn einem Kollegen zu überreichen, so geht es für die Defence nun darum, den ballführenden Spieler so früh wie möglich zu stoppen. Meistens durch ein wuchtiges Tackling.

Gelingt es einem Verteidiger den Wurf des Quarterbacks abzufangen und den Football unter Kontrolle zu bringen, so wechselt der Ballbesitz augenblicklich. Das nennt sich Interception und ist der absolute Kracher. Sie dürfen das ruhig wie ein Tor beim Fussball feiern – aufspringen, Bier ausleeren, das volle Programm. Für die Offence ein Alptraumszenario. Der Verteidiger, der den Ball fängt, kann damit sogar gleich in die andere Richtung davonmarschieren und versuchen einen Touchdown zu erzielen.

Beispielsatz: «Ich warte nur darauf bis sich einer endlich Mahomes vorknöpft. Der kann danach nicht mehr laufen.»

Wofür gibt es Punkte?

Punkte gibt es für folgende vier Aktionen:

Touchdown (sechs Punkte)

Der Touchdown gibt am meisten Punkte (sechs) und ist dann erreicht, wenn ein Spieler des angreifenden Teams den Football in die gegnerische Endzone trägt, oder ihn dort fängt.

Auch hier ist die Aussprache von besonderer Wichtigkeit.

Beispielsatz: «Taatsch-Daauuun!»

Field Goal (drei Punkte)

Beim Field-Goal wird der «Foot»-Ball tatsächlich einmal mit dem Fuss gespielt.
Beim Field-Goal wird der «Foot»-Ball tatsächlich einmal mit dem Fuss gespielt.
Bild: Keystone

Anstatt den Football bis in die Endzone zu tragen oder zu werfen, kann das angreifende Team ihn auch dorthin kicken. Das ist deutlich einfacher, aber auch nur drei Punkte wert. Wichtig dabei ist, dass der Ball über eine Torlatte und durch zwei grosse, aufrechte Torstangen gekickt wird, die in der Endzone aufgestellt sind – dem Tor.

Beim Field Goal muss kein Spieler der angreifenden Mannschaft den Football in der Endzone auffangen oder unter Kontrolle bringen. Field-Goal-Versuche ab der 40-Yard-Linie sind meistens erfolgreich.

Beispielsatz: «Wenn er den Kick vermasselt, dann weiss ich also echt auch nicht.»

Extrapunkt (ein oder zwei Punkte)

Nach einem erfolgreichen Touchdown erhält das angreifende Team die Möglichkeit einen oder zwei Bonuspunkte zu erzielen. Meistens wird nur versucht einen Punkt dazuzugewinnen. Dafür muss das Team lediglich ein Field Goal von der 15-Yard-Linie erzielen. Kinderleicht.

Zwei Extrapunkte gibt es, wenn das angreifende Team in einem einzigen Versuch erneut einen Touchdown verbucht (2-Point-Conversion). Der Versuch darf ab der 5-Yard-Linie gestartet werden.

Beispielsatz: «Die Buccaneers brauchen jetzt nicht nur einen Touchdown, sie müssen auch noch eine 2-Point-Conversion nachlegen.»

Safety (zwei Punkte)

Punkte für ein Safety gibt es für das verteidigende Team, wenn dieses den ballführenden Spieler der Angreifer in deren eigener Endzone erfolgreich tackelt. Safetys sind eher selten und geben zwei Punkte.

Beispielsatz: «Das nennt sich Safety! Ich wette, das wusste keiner von euch.»

Hä... Wie war das?

Immer noch keine Ahnung wie das Spiel funktioniert? Keine Sorge, vergessen Sie einfach die Beispielsätze nicht und versuchen Sie so oft wie möglich englische Begriffe in ihre Erklärversuche einzubauen. Und Chicken Wings! Vergessen Sie die Chicken Wings nicht.

Beim Super Bowl in der Nacht auf den 8. Februar treffen die Tampa Bay Buccaneers auf die Kansas City Chiefs. Die Partie findet in Tampa statt und wird in der Schweiz live im Free-TV auf ProSieben übertragen.



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