Die Kadetten Schaffhausen greifen in den Playoffs der Handballmeisterschaft nach dem siebenten Titelgewinn in neun Saisons. Herausforderer gibt es nach unberechenbarer Qualifikation mehrere.
Jedes Team durchlief in den letzten Monaten Durststrecken. Wacker Thun, das die Phalanx Schaffhausens 2013 und 2018 durchbrach und vor einem Monat den Schweizer Cup gewann (mit 30:25 gegen Schaffhausen), beendete die Finalrunde auf dem letzten Platz. Pfadi Winterthur drohte in den ersten drei Monaten des Jahres der finanzielle Kollaps und ein Lichterlöschen noch während der Saison, aber erst im letzten Spiel der Finalrunde verpasste Pfadi den Qualifikationssieg. Suhr Aarau (3. der Qualifikation) und der BSV Bern (4.) brennen darauf, endlich mal auch in den Playoffs für Furore zu sorgen.
Der Weg zum Titel führt indes über Kadetten Schaffhausen. Der Titel muss wieder nach Schaffhausen! – so sehen es die Kadetten. Schon zwei Jahre lang wartet der Dominator der letzten Jahre auf einen Titelgewinn – die längste Durststrecke der letzten zehn Jahre. Trainer Petr Hrachovec formte die Kadetten nach einem radikalen Umbau wieder zum Spitzenteam.
Aber schaffen es die Kadetten, im entscheidenden Moment parat zu sein? Im Cupfinal gegen Wacker Thun gelang ihnen das noch nicht. Von Vorteil für die Kadetten mag sein, dass sie auf Pfadi Winterthur, gegen das sie vor einem Jahr in den Halbfinals nach einer 2:0-Führung in der Serie ausschieden, und auf Angstgegner Wacker Thun erst im Final treffen können. Der RTV Basel sollte im Viertelfinal Schaffhausen nicht bedrängen können, obwohl zwei Tage vor dem Playoff-Auftakt sieben Kadetten noch mit der Nationalmannschaft gegen Belgien glänzten, derweil sich Basel (0 Nationalspieler) in Ruhe vorbereiten konnte.
Pfadi Winterthur als grösster Herausforderer
Im Gegensatz zu (fast) allen Playoff-Sportarten erstellte die Swiss Handball League ein Playoff-Tableau. Das führte womöglich dazu, dass sich Wacker Thun im letzten Spiel bei St. Otmar nicht mehr übermässig anstrengte. Die Kadetten Schaffhausen spielen gegen Basel (8.), den BSV Bern (4.) und St. Otmar (5.) um einen Platz im Final. In der unteren Tableauhälfte kommt es zu den Paarungen Pfadi Winterthur (2.) gegen Kriens-Luzern (7.) und Suhr Aarau (3.) gegen Wacker Thun (6.).
Pfadi Winterthur, Cupsieger und Playoff-Finalist von 2018, gilt nach Ende der Turbulenzen der letzten Monate als ernsthaftester Herausforderer der Kadetten. Mitte Januar hatten die Eulachstädter mitgeteilt, dass bis Ende März 400'000 Franken aufgetrieben werden müssen, damit die Saison beendet werden kann. Das Unterfangen gelang; die Schulden in Millionenhöhe sind indes noch nicht getilgt.
Der Sportbereich wurde durch die Finanzkrise nicht malträtiert. «Wir mussten uns auf den Sport konzentrieren», sagte Goalie Simon Schelling. Er ringt dem Ganzen einen positiven Aspekt ab, denn «der Klub rückte näher zusammen». Den Spielern sei klar, dass sie dem Klub am meisten mit einem Meistertitel helfen können.
Wacker Thun beendete die Qualifikation unter Wert. Im Herbst schwächte die Doppelbelastung mit Champions League die Berner Oberländer. Die Abgänge der Stars Lenny Rubin (zu Wetzlar) und Lukas von Deschwanden (zu Stuttgart) liessen sich nicht kompensieren. «Aber wir wissen, und das nicht erst seit dem gewonnenen Cupfinal gegen Schaffhausen, dass wir alle Spiele gewinnen können, wenn wir unser Potenzial abrufen», sagte Trainer Martin Rubin. Vor dem gewonnenen Cupfinal erachtete Rubin einen Sieg bei Suhr Aarau (25:20) als Initialzündung. Auf Suhr trifft Wacker in den Playoffs in den Viertelfinals wieder – ohne Heimvorteil. Vielleicht zündet Wacker im Aargauischen das nächste sportliche Feuerwerk.