Lena Häcki-Gross vergibt in Lenzerheide ein Top-Resultat. Die Schweizer Team-Leaderin reagiert im Schiessstand falsch auf den Wind und muss nach drei Strafrunden mit Platz 19 vorliebnehmen.
Lena Häcki-Gross ist bei der Beurteilung ihrer Leistung an einem Weltcuprennen nicht zu sehr auf den Rang fokussiert. «An erster Stelle steht die Frage, ob ich mein Leistungspotenzial abgerufen habe. Der Rest hängt auch von der Konkurrenz oder von äusseren Umständen ab. Das kann ich nicht beeinflussen», sagte sie einst.
Am Donnerstag musste sie die Frage nach dem Potenzial mit Ja und Nein beantworten. Das Ja galt für den Langlauf. Mit der siebtbesten Laufzeit wies sie im Vergleich zu den Podestläuferinnen ebenbürtige Werte auf. Die Form stimmt, die Zentralschweizerin läuft so stark wie noch nie in ihrer Karriere. In Engelberg wuchs sie auf den Alpin-Ski auf und liebt deshalb auch die rasanten Abfahrten auf den schmalen Latten. Diese Fähigkeiten sind auf dem Parcours in Lenzerheide speziell gefragt.
Drei Strafrunden
Das Nein betrifft das Schiessen. Drei Strafrunden lassen sich nicht kompensieren, zumal die Top 3, angeführt von der Olympiasiegerin Justine Braisaz-Bouchet, allesamt makellos blieben. «Ich schätzte den Wind falsch ein», begründete Lena Häcki-Gross die Fehler. Sie drehte im Liegend-Anschlag erst nach zwei verpassten Scheiben ein paar Raster am Visier. «Vielleicht flatterten die Fähnchen wegen der Nässe etwas weniger stark als sonst», nannte sie einen möglichen Grund für ihre Fehleinschätzung.
Trotz der drei Fehler lässt sich auch beim Schiessen ein positiver Ansatz finden. Die Zeiten, in denen sie im Schiessstand in Drucksituationen hastig arbeitete oder die Nerven ganz verlor, sind vorbei. «Ich kann mich jetzt viel besser auf die Abläufe konzentrieren und das Drumherum ausblenden», betonte sie. Die Fehler seien nicht auf die Nervosität wegen der Weltcup-Premiere auf Schweizer Boden zurückzuführen.
Bronchien gereizt
Dass sich Lena Häcki-Gross noch vor Amy Baserga (30.) klassierte, die nur eine Strafrunde drehte, war zu erwarten. Die frühere Junioren-Weltmeisterin aus Einsiedeln trat nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte an. «Östersund hat meine Bronchien demoliert», hatte sie bereits im Vorfeld des Heim-Weltcups gesagt. Die zwei Wochen in der klirrenden Kälte in Schweden hatten ihr zugesetzt, krank wurde sie aber nicht. «Der Fokus lag auf dem sauberen Schiessen. Das habe ich geschafft», bilanzierte sie.
Die Bündnerin Lea Meier räumte alle Scheiben ab. Mehr als Platz 31 lag aber nicht drin. Aita Gasparin drehte zwei Strafrunden, die sie auf Platz 34 zurückwarfen. Ihre Schwester Elisa verzichtete krankheitshalber auf einen Start.
Somit befinden sich die Schweizer Frauen mit Blick auf die Verfolgung vom Samstag in der Defensive. Lena Häcki-Gross, im Prinzip der einzige Schweizer Trumpf, steigt mit einem Handicap von anderthalb Minuten auf die Podestplätze ins Rennen. Ohne gütige Mithilfe der Konkurrenz liegt ein Podestplatz wie am vergangenen Samstag in Hochfilzen nicht drin. Am Sonntag beim Massenstart hingegen beginnt alles wieder bei null.