Die Schweizer Handballer wollen sich mit der Teilnahme an der EM-Endrunde 2020 einen Traum erfüllen. Die Ausgangslage vor den letzten beiden Qualifikationsspielen ist vielversprechend.
Ein Punkt aus den zwei Partien heute Mittwoch in Zug gegen Kroatien und am Sonntag in Serbien genügt den Schweizern in jedem Fall, um erstmals seit der Heim-EM 2006 an internationalen Meisterschaften dabei zu sein. Zwei Niederlagen reichen dann mit Sicherheit, wenn jene in Serbien nicht höher als mit vier Toren Unterschied ausfällt – es gibt auch Varianten, in denen die SHV-Auswahl mit fünf Treffern verlieren darf. Und sollten die Serben am Mittwoch in Belgien einen Zähler abgeben, kann ebenfalls gejubelt werden. Selbst wenn die Schweizer in den 3. Gruppenrang zurückfallen, ist die Teilnahme an der EM-Endrunde in Österreich, Schweden und Norwegen noch möglich. Es müsste also einiges passieren, damit der Traum noch platzt.
«Rechnen bringt nichts», sagte Nationaltrainer Michael Suter pragmatisch. «Wir müssen schauen, dass wir zweimal so solid wie möglich spielen und wir den Schwung aus den letzten Partien mitnehmen.» Es sei eine extrem schwierige Woche, die sie aber nach einem sehr guten Jahr mit Selbstvertrauen in Angriff nehmen würden.
Abwehrchef Röthlisberger fehlt
Erschwerend kommt hinzu, dass sich Samuel Röthlisberger am Sonntag zum Abschluss der Bundesliga-Saison eine Ellbogenverletzung zugezogen hat. Der 22-Jährige ist als Abwehrchef der wichtigste Verteidiger in der Schweizer Mannschaft. Somit fehlt Suter nach dem bei Leipzig tätigen Kreisläufer Alen Milosevic (Bandscheibenvorfall) eine zweite eigentlich unverzichtbare Teamstütze. «Das trifft uns sehr hart», sagte Suter.
Auch Lukas von Deschwanden, Teamkollege von Röthlisberger bei Stuttgart, dürfte zumindest am Mittwoch nicht einsatzfähig sein. Er hat sich den Fuss übertreten. Zudem stehen Suter nur zwei Trainingseinheiten mit der gesamten Equipe zur Verfügung, was für ihn jedoch kein grosses Problem darstellt, weil die Grundstrukturen stehen würden und sie sich das gewohnt seien. Zudem arbeitete er bereits intensiv mit den in der Schweiz engagierten Spielern.
Suter hat schon mehrmals bewiesen, dass er aus schwierigen Situationen das Beste herausholen kann. Überhaupt ist es in erster Linie ihm zu verdanken, dass der Handball in der Schweiz wieder salonfähig geworden ist. Die Basis dafür legte er schon vor dem Amtsantritt 2016 mit zahlreichen Erfolgen als Nachwuchs-Nationaltrainer. «Ich spüre, dass viele Leute der Mannschaft vertrauen und sie gerne spielen sehen», so Suter.
Die Eishockey-Halle in Zug wird jedenfalls gut gefüllt sein – am Dienstagmorgen waren bereits 5700 Tickets abgesetzt. Ohnehin verbinden die Schweizer gute Erinnerungen mit diesem Stadion. Sie sind dort noch verlustpunktlos, bezwangen im vergangenen Jahr den WM-Zweiten Norwegen (33:30) und Serbien (29:24). «Es ist eine wunderbare Arena», sagte Suter. «Die Atmosphäre war zweimal sehr gut. Es fühlt sich schon an wie ein Heimkommen.»
Premiere gegen Kroatien?
Ein Punkt oder Sieg gegen Kroatien, das seit 2003 jedes grosses Turnier in den Top 6 abgeschlossen hat, wäre eine Premiere. Die ersten sieben Duelle gegen die Osteuropäer gingen allesamt verloren. Allerdings hielten die Schweizer im Hinspiel (28:31) gut mit. «Wir spielten offensiv einen sehr guten Match», blickte Suter zurück. Ausserdem hätten die Kroaten sie damals noch nicht so auf der Rechnung gehabt. Es werde brutal schwierig. «Sie verfügen über eine Weltklasse-Mannschaft. Wir verstecken uns aber nicht mehr und glauben an unsere Chance.»
Auch die sich im Umbruch befindenden Serben sind auswärts eine hohe Hürde. Wie wichtig sie die Partie nehmen, zeigt die Tatsache, dass das Spiel in einer grösseren, 7000 Zuschauer fassenden Arena in Novi Sad austragen wird. Zuerst einmal gilt der ganze Fokus aber dem Mittwoch. «Wir sind heiss und wollen die gute Ausgangslage unbedingt nutzen», sagte Suter.
SDA