Zürich
Mit der 111. Austragung der Lombardei-Rundfahrt steht am Samstag das letzte ganz grosse Radrennen der Saison im Programm. Gestartet wird in Bergamo, das Ziel befindet sich knapp jenseits der Schweizer Grenze in Como. Die Besetzung ist hochkarätig.
"Il Lombardia", wie der Herbst-Klassiker seit 2012 offiziell heisst, bildete in den vergangenen Jahren immer auch den Abschluss der World Tour. Diesmal figurieren im erweiterten Kalender später im Oktober noch die Rundfahrten in der Türkei und in Guangxi in China, die aber trotz ihrer Aufwertung nur noch wenig Beachtung finden werden. In der World Tour steht zudem mit dem Belgier Greg van Avermaet der Gesamtsieger schon vorzeitig fest. Der Olympiasieger hat seine Saison nach der WM beendet.
Fehlen wird auch der letztjährige Sieger der Lombardei-Rundfahrt. Esteban Chaves, der 2016 als erster Kolumbianer eines der fünf grossen Monumente des Radsports für sich entschieden hat, hat sich am vergangenen Wochenende in der Emilia-Rundfahrt das Schulterblatt gebrochen. Chaves triumphierte letztes Jahr auf dem Parcours von Como nach Bergamo. Diesmal wird wieder in umgekehrter Richtung gefahren, auf einem Kurs, der praktisch identisch ist mit jenem von 2015. Damals gewann der Italiener Vincenzo Nibali, einer der meistgenannten Kandidaten auf den Sieg am Samstag.
Rund 4000 Höhenmeter sind auf den 247 Kilometern zu bewältigen. Besonders schwer sind die letzten 80 Kilometer, unter anderem mit dem berühmten Aufstieg zur Madonna del Ghisallo. Im Finale stehen noch der Civiglio und der Aufstieg nach San Fermo della Battaglia im Weg. Von dort folgt eine rund 4 Kilometer lange Abfahrt, der letzte Kilometer in Como verläuft flach.
Nur ein am Berg überdurchschnittlich starker Fahrer wird sich durchsetzen können. Von denen gibt es aber am Start in Bergamo mehr als genug. Neben Nibali hoch gehandelt wird Rigoberto Uran, der Gesamt-Zweite der Tour de France. Der Kolumbianer gewann am Donnerstag Mailand - Turin, die Hauptprobe auf die Lombardei-Rundfahrt.
Zu beachten gilt es aber auch den Kolumbianer Nairo Quintana (den Gesamt-Zweiten im Giro), den Franzosen Warren Barguil (den Bergkönig der Tour de France) oder den Iren Daniel Martin (Gewinner der Lombardei-Rundfahrt 2014). Diese Liste lässt sich problemlos fortsetzen mit Namen wie Mikel Landa, Michal Kwiatkowski, Wout Poels, Wilco Kelderman, Fabio Aru, Philippe Gilbert, Ilnur Sakarin oder Thibaut Pinot. Kurzfristig absagen musste indes der Niederländer Tom Dumoulin. Der Giro-Gesamtsieger und Weltmeister im Zeitfahren leidet an einer Grippe.
Auf der Meldeliste figuriert auch ein halbes Dutzend Schweizer, die vorab als Helfer vorgesehen sind. Mit den besten Aussichten startet wohl der Thurgauer Michael Albasini, der an der Weltmeisterschaft in Norwegen einen feinen 7. Rang herausfuhr und auch zuletzt bei den Rennen in Italien gute Figur machte. Leader im Team Orica-Scott ist zwar der Brite Adam Yates, aber je nach Rennverlauf kann vielleicht auch Albasini seine Chance nutzen.
Mathias Frank (AG2R-La Mondiale), Martin Elmiger und Michael Schär (BMC), Steve Morabito (FDJ) und Gregory Rast (Trek-Segafredo) sind als weitere Schweizer Starter gemeldet.
Fünf Schweizer Siege gab es in der langen Geschichte der Lombardei-Rundfahrt. Der bisher letzte datiert von 2011, errungen durch den Zürcher Oberländer Oliver Zaugg, dem vor sechs Jahren ein nie erwarteter Coup gelungen war.
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