Marc Hirschi zählt mit dem Punch und der Explosivität bei anspruchsvollen Eintagesrennen zu den stärksten Fahrern. Genau diese Fähigkeiten sind am Sonntag im Strassenrennen der Rad-WM Zürich gefragt.
Der Stern von Marc Hirschi geht in dieser Saison ein zweites Mal auf. Und wer weiss, vielleicht steht der Stern am Sonntag sogar im Zenit. Zugegeben, da steckt auch viel Wunschdenken dahinter. Auf den 273 km mit 4500 Höhenmeter sind Zufallssieger ausgeschlossen: Der Rundfahrten-Dominator Tadej Pogacar will das Regenbogen-Jersey unbedingt, der Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel will zweifacher Weltmeister von Zürich werden und der Titelverteidiger Mathieu van der Poel hat sich akribisch vorbereitet. Ein Vorbeikommen an diesem Trio kommt einer Herkules-Aufgabe gleich.
Hirschi Nummer 4 bei den Buchmachern
Doch die Prognosen taugen nur so lange, bis sie im Rennen widerlegt werden. Abgerechnet wird am Schluss. Vielleicht kann der 26-jährige Schweizer die Phalanx durchbrechen. Eine Medaille, egal welcher Farbe, wäre ein grosser Erfolg. Und die Buchmacher sehen Hirschi auch als ersten Herausforderer der Top 3. Man stelle sich vor: Der Mann aus Ittigen, wo auch Fabian Cancellara aufwuchs, wechselt auf 2025 mit einer WM-Medaille ins Tudor-Team von Cancellara.
Der Weg zur Medaille, und das hat Hirschi schon mehrmals und nicht nur mit Blick auf diese WM gesagt, sieht so aus: «Ich muss in eine Situation kommen, in der andere zuvor mehr machen mussten als ich.» Das heisst: Stefan Küng und Mauro Schmid müssen, aus Hirschis Sicht, helfen: Mit Angriffen oder Nachführarbeit. Wenn es hingegen einzig ein Ausscheidungsrennen nach hinten gibt, dann wird es schwieriger für den Berner.
Erneut im Hoch
Hirschi scheint an jedem Punkt in seiner Karriere angekommen zu sein, an dem er schon einmal war. Der U23-Weltmeister von Innsbruck 2018 fasste rasch bei der Elite Fuss: 2020 gewann er eine Etappe der Tour de France, holte WM-Bronze, gewann mit dem Flèche Wallonne einen prestigeträchtigen Klassiker, ehe er die Saison mit einem zweiten Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich abschloss – coronabedingt wurde der Frühjahrs-Klassiker im Herbst gefahren. In den Jahren darauf warfen ihn körperliche Probleme zurück, ehe er 2024 zum Siegen zurückkehrte. Nach dem Strassenrennen an den Olympischen Spielen hat er fünf Siege aneinander gereiht, zwei davon auf World-Tour-Stufe.
Der Unterschied zum Jahr 2020: Damals trat Hirschi immer wieder gegen die ganz Grossen an. Seit 2021, auch weil er sich im Top-Team UAE mit Tadej Pogacar einfügen musste und nicht mehr auf eigene Rechnung fahren durfte, startete er oft in Rennen, die gut, aber eben nicht top besetzt waren. Am Sonntag nun wird sich zeigen, wo er steht.
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