Mujinga Kambundji, die Hallen-Europameisterin von Istanbul, gibt am Tag nach ihrem Goldlauf über 60 m Auskunft. Ihre Antworten auf ein paar Fragen in der Medienrunde.
Mujinga Kambundji, Sie traten als Favoritin an. Fiel es Ihnen schwer, mit diesem Druck umzugehen?
Es macht mehr Spass an Titelkämpfen, wenn die Medaillen winken. Der Gedanke, dass ich in Istanbul nur verlieren kann, ist mir nie durch den Kopf geschossen. Zu gewinnen ist keine Selbstverständlichkeit. Im Prinzip war es ein Wettkampf wie jeder andere auch. Ich habe mein Augenmerk auf die Leistung gerichtet.
Stört es Sie in diesem Fall, dass Sie die 7-Sekunden-Marke nicht ein zweites Mal in ihrer Karriere durchbrochen haben (Die Bernerin siegte in 7,00, letztes Jahr beim Goldlauf an der Hallen-WM erreichte sie 6,96)?
Nein. Ich habe mich auch nicht mit letzter Konsequenz ins Ziel geworfen. Ich bin im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt besser geworden. Die Konstanz in dieser Hallensaison ist das Wertvollste.
Ist der Sieg eine Genugtuung nach dem verlorenen EM-Final in München über 100 m?
Das war keine Revanche. 60 m und 100 m sind zwei unterschiedliche Disziplinen in anderer Umgebung. Das lässt sich nicht vergleichen. Die Revanche kommt an der EM 2024.
Sie wirken nach einem Sieg immer recht gefasst. Wann sind die Emotionen am Grössten?
Meistens bin ich beim Zieleinlauf noch in meinem Film und kann es gar nicht fassen. Die Emotionen kommen erst hoch, wenn ich auf Leute treffe, die ich kenne. Und am nächsten Tag die Siegerehrung, die ist auch immer speziell. Da überwiegt das Gefühl der Dankbarkeit.
Haben Sie in ihrer Wohnung noch Platz für all die Medaillen?
Ich hänge die Medaillen nicht auf, sie haben eher einen symbolischen Charakter. Das Schöne passiert auf der Bahn, ich muss sie nicht jeden Tag sehen.
Sie haben auf diese Saison hin den Trainer gewechselt. Welche neuen Inputs gab es?
Das Wort Trainerwechsel gefällt mir nicht. Florian (ihr Partner und jetziger Coach) ist bereits seit 2019 im Team. Geändert hat sich primär die Gruppe auf dem Platz. Ich trainiere weniger solo als früher.
Trainieren Sie in ihrem Alter anders?
Ich mache eher weniger, auch weil ich von der Vorsaison ein höheres Niveau mitnehmen kann. Ich mache alles bewusster. Das Gefühl, dass ich noch schneller werden kann, treibt mich an. Es ist toll zu sehen, dass es immer vorwärts geht. Ich verspüre Lust, europäisch um Titel mitzurennen.»