Die Spitzensport-Rekrutenschule ist für Athletinnen und Athleten eine attraktive Möglichkeit, die Karriere voranzutreiben. Deshalb wird die Anzahl der zu vergebenen Plätze bis 2023 auf 140 verdoppelt.
«Emotionen transportieren, Herzen bewegen und die Schweiz zum Träumen bringen», darin sieht die Spitzensportförderung der Armee ihren Auftrag. Die Selektionierten profitieren von idealen Bedingungen, letztendlich ist in den 18 Wochen praktisch alles dem Ziel untergeordnet, die Leistung zu steigern. In den ersten drei Wochen steht jeweils am Morgen eine allgemeine militärische Grundausbildung auf dem Programm, dann werden die Sportler während zwei Wochen ebenfalls am Vormittag und am Dienstagabend zum Militärsport-Leiter ausgebildet.
Ansonsten ist mit Ausnahme des Montagmorgens in den restlichen 13 Wochen Training sowie Regeneration angesagt und erhalten die Auserwählten Inputs in Bereichen wie mentales Training, Ernährungslehre oder Massage. Auch Englisch und Medienschulung gehören zum Angebot. In diesem Jahr war es wegen der Coronavirus-Pandemie insofern anders, als die ersten vier Wochen zu Hause absolviert wurden, die Ausbildung via Internet stattfand, und es erst am 11. Mai vor Ort in Magglingen losging. «Es ist für uns eine super Gelegenheit, während 18 Wochen Vollgas zu trainieren», sagte Snowboardcrosserin Sophie Hediger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA stellvertretend.
Roth: «Ich setze mir lieber hohe Ziele»
«Ich profitiere auch viel vom Umfeld, sehe wie in anderen Sportarten trainiert wird, kann mich austauschen, habe mal andere Trainer, erhalte neue Tipps und Tricks», hob die 21-jährige Zürcherin weitere Vorteile hervor. Die Uniform zu tragen, sei allerdings schon gewöhnungsbedürftig. Hediger gewann 2016 an den Olympischen Jugendspielen in Lillehammer Silber sowie 2018 an den Junioren-Weltmeisterschaften in Cardrona Bronze. Nun will sie im Weltcup regelmässig den Sprung in die Top 8 schaffen.
Die Selektionierten profitieren nicht nur in Magglingen von einer optimalen Infrastruktur, sie können auch sportartspezifisch trainieren. So darf beispielsweise Skiakrobat Noé Roth zusammen mit Pirmin Werner oft nach Mettmenstetten fahren, um dort auf der Wasserschanze zu trainieren. «Das ist unser Haupttraining», erklärte Roth. Der Zuger gehört trotz seiner erst 19 Jahre bereits zur Weltspitze. In der vorletzten Saison sicherte er sich im Aerials sensationell WM-Bronze im Einzel und WM-Gold mit dem Team, im vergangenen Winter wurde er auch Gesamtweltcup-Sieger. Sein Traum ist es, einst Olympiasieger zu werden. «Ich setze mir lieber hohe Ziele», so Roth. Auf die Frage, wo er noch das grösste Potenzial sieht, antwortete er: «Mehr Spannung in der Luft.»
2000 Franken pro Monat als Zeitsoldat
Ein weiterer positiver Aspekt des Militärs ist für die Spitzensportler das Finanzielle. Nach der Rekrutenschule können jedes Jahr bis zu 130 besoldete Diensttage geleistet werden, und zwar in Form von Trainingslagern, Wettkämpfen sowie auch bei einer Reha – 30 Tage werden angerechnet, der Rest ist auf freiwilliger Basis. In Magglingen, Tenero und Andermatt sind Kost und Logis frei. 130 Tage ergeben einen Lohn von etwa 8500 Franken, was gerade in Randsportarten ein mehr als willkommener Zustupf ist.
Noch mehr gibt es, wenn man als Zeitsoldat angestellt wird, nämlich zirka 2000 Franken pro Monat. Die Anstellung geht über vier Jahre, so lange wie ein Olympiazyklus dauert. Aktuell profitieren 18 Athleten von dieser Möglichkeit, unter ihnen die Skifahrerin Jasmin Flury. «Das Geld gibt eine gewisse Sicherheit», sagte die 26-jährige Bündnerin, die im Dezember 2017 am Weltcup in St. Moritz im Super-G triumphiert hatte. Schliesslich sind die aktuellen Zeiten, was das Sponsoring betrifft, alles andere als einfach und gibt es gerade im Skifahren immer wieder Verletzungen, die zu Mindereinnahmen führen.