Rad-WM in Glasgow Nationaltrainer Michael Albasini erwartet ein Ausscheidungsrennen

voe, sda

4.8.2023 - 05:01

Nationaltrainer Michael Albasini fuhr 2018 in Glasgow das EM-Strassenrennen und kann den WM-Parcours - obwohl eine andere Streckenführung gewählt wurde - gut einschätzen
Nationaltrainer Michael Albasini fuhr 2018 in Glasgow das EM-Strassenrennen und kann den WM-Parcours - obwohl eine andere Streckenführung gewählt wurde - gut einschätzen
Keystone

Strassen-Nationaltrainer Michael Albasini erwartet am Sonntag auf dem sehr kurvigen Circuit in Glasgow «ein Ausscheidungsrennen nach hinten».

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Anders als sonst an Weltmeisterschaften findet in Glasgow das Strassenrennen der Männer nicht zum Abschluss, sondern zum Beginn der Titelkämpfe statt. Die Schweizer Fahrer reisen aus vielen Richtungen und teils erst am Freitag nach Schottland an.

Das Rennen am Sonntag führt über 271,1 km von Edinburgh nach Glasgow. Vor allem der zehnmal zu befahrende Circuit in Glasgow beinhaltet sehr viele Kurven und kurze, knackige Anstiege.

Michael Albasini, hätten Sie in Glasgow gerne mehr Zeit gehabt, um mit dem Team das WM-Strassenrennen vorzubereiten?

«Stefan Bissegger kommt direkt von der Polen-Rundfahrt. Auch Fabian Lienhard und Marc Hirschi fuhren diese Woche noch Rennen und reisen einen Tag später an. Bei den Profis ist das halt so – gerade, wenn es noch mitten in der Rennsaison ist und die WM in Europa stattfindet.»

Haben Sie deshalb im Vorfeld mehr mit den Leuten gesprochen?

«Klar habe ich mit dem einen und anderen Fahrer schon angeschaut, was in Glasgow ungefähr sein Job sein wird. Die Mannschaftszusammensetzung zielt ja auch bereits ab, wie wir das Rennen fahren wollen.»

War von Anfang an klar, dass Stefan Küng und Stefan Bissegger vor dem Zeitfahren auch das Strassenrennen bestreiten werden?

«Bei Küng anfänglich nicht, weil er sich in Glasgow wirklich aufs Zeitfahren konzentrieren will. Aber jetzt startet er doch zum Strassenrennen und will er seine Erfahrung und Power fürs Team einbringen.»

Was wussten Sie vor der Anreise über die WM-Strecke?

«In Glasgow fand 2018 die EM statt. Da fuhren wir zwar einen anderen Parcours, aber auch in der Stadt. Da ich damals noch selber gefahren bin, kenne ich es ein bisschen und kann die Art des Rennens abschätzen. Dazu gibt es auch Google Maps, um den Parcours virtuell abfahren zu können. Das habe ich natürlich gemacht und so einen Eindruck der Strecke erhalten. Es gibt enge Stellen, an denen man vorne im Feld sein muss.»

Was erwarten Sie für ein Rennen?

«Das Feld ist anfänglich noch gross. Auf den Runden in Glasgow wird es ein Ausscheidungsrennen nach hinten geben, sobald vorne aufs Tempo gedrückt wird. Bei diesen engen Passagen kannst du zwar im gleichen Feld sein, aber schon eine halbe Minute Rückstand haben. Die ersten drei Runden werden deshalb bereits wichtig sein.»

Marc Hirschi und Mauro Schmid sind im Team die geschützten Fahrer, die anderen vier Schweizer fahren für dieses Duo – richtig?

«Dieser Parcours ist sicher gut für die zwei. Mauro ist zwar nicht unbedingt der, der gerne um die Position kämpft. Aber im Aufgebot haben wir genug Pferdestärken und Erfahrung, um ihn richtig zu platzieren. Natürlich auch Marc, der aber selber positionstechnisch immer dort ist, wo er sein muss. Auch wenn wir nicht das volle Kontingent stellen dürfen, sind wir in Glasgow doch mit einer sehr starken Mannschaft am Start.»

Gerade Marc Hirschi hat gezeigt, dass er in Form ist.

«Er hat sich spezifisch auf diese WM vorbereitet und war noch im Höhentrainingslager. Beim Wiedereinstieg gewann er gleich das erste Rennen. Rund eine Woche nach dem Höhentraining kommt ein Durchhänger, das ist normal. Bei Marc war dies beim Klassiker in San Sebastian. Trotzdem fuhr er da immer noch sehr stark (13. Platz). Ich denke, mit der nötigen Erholung wird er für Glasgow richtig parat sein. Da habe ich keine Bedenken.»

2019 durch Küng und 2020 durch Hirschi gab es jeweils WM-Bronze für die Schweiz. Was ist in Glasgow möglich?

«Ich bin kein Prophet und weiss nicht, ob wir eine Medaille gewinnen werden. Unser Ziel ist aber klar: Wir wollen das Rennen gewinnen und fahren entsprechend. Ob unsere Taktik dann aufgeht? Wir werden es sehen. Jedes Team geht mit einem Ziel und einem Plan an den Start. Aber planen, um Zehnter zu werden, ergibt keinen Sinn.»