Der Prozess wegen Korruption, Betrug und Geldwäsche gegen Lamine Diack, den einstigen Präsidenten des Weltverbandes der Leichtathleten, geht am Montag in Paris weiter.
Seit Montag muss sich der unter Hausarrest stehende 87-jährige Diack vor der 32. Strafkammer des «Palais de Justice» verantworten. Der im November 2015 verhaftete Senegalese steht im Zentrum eines Skandals im Weltsport, dessen Aufklärung und Bestrafung sich für viele Beobachter schon viel zu lang hingezogen hat.
Mehr als vier Jahre hatten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gedauert, bis die 90-seitige Anklageschrift, in der Diack des Betrugs, der Geldwäsche und Korruption sowie der Veruntreuung und bandenmässiger Kriminalität beschuldigt wird, zusammengetragen war. Der erste Prozesstag am 13. Januar war dennoch kurz nach der Eröffnung vertagt worden, weil die Staatsanwälte nur Stunden vor Beginn neue Beweise und Dokumente erhalten hatten. Dazu sollen Aussagen von Diacks Sohn Papa Massata gegenüber Ermittlern im Senegal sowie Bankdaten von drei seiner Beratungsfirmen gehört haben. Der Filius gilt als Drahtzieher der Machenschaften. Interpol hat gegen Diack Junior einen Haftbefehl erlassen, doch Senegal verweigert dessen Auslieferung.
Diack Senior, einst auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, drohen bei einer Verurteilung zehn Jahre Haft und eine hohe Busse. Neben dem Ex-Bürgermeister von Dakar und seinem Sohn sind wegen Beihilfe zum Betrug weitere Personen angeklagt: der einstige Leiter der Anti-Doping-Abteilung des Weltverbandes IAAF (jetzt World Athletics), Gabriel Dolle, Diacks Anwalt Habib Cissé sowie der Ex-Finanzchef der IAAF, Valentin Balachnitschew, und der ebenfalls aus Russland stammende Langstrecken-Cheftrainer Alexej Melnikow.
Laut Anklage soll der Diack-Clan rund 3,45 Millionen Dollar an Schmiergeld für die Vertuschung von Dopingfällen erpresst haben. Zudem soll nicht nur bei der Vergabe der Leichtathletik-WM 2019 an Katars Hauptstadt Doha Bares in ihre Taschen geflossen sein.
Bei dem Prozess könnte auch Licht ins Dunkel der Mutmassungen um Bestechung bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an Rio de Janeiro und 2020 an Tokio gehen. Diack und sein Sohn sollen die Wahlen zugunsten der beiden Städte mit Stimmenkauf beeinflusst haben.
SDA