Mit der Lombardei-Rundfahrt steht am Samstag das letzte der fünf sogenannten Radsport-Monumente und somit der letzte Höhepunkt dieser Radsaison im Programm. Die wichtigsten Fakten dazu:
Die Strecke
Die Lombardei-Rundfahrt steht im Vergleich zu den anderen vier grossen Klassikern, die allesamt im Frühling ausgetragen werden, im Rennkalender etwas quer in der Landschaft. Der italienische Herbst-Klassiker findet am Ende des Radsport-Jahres statt und wird deshalb auch als «Rennen der fallenden Blätter» bezeichnet. «Il Lombardia» wurde 1905 ein erstes Mal ausgetragen und findet in diesem Jahr zum 117. Mal statt.
Die Strecke führt – wie zuletzt vor zwei Jahren – über 238 km von Como nahe der Schweizer Grenze nach Bergamo. 2022 wurde in umgekehrter Richtung von Bergamo nach Como gefahren, wie meistens im vergangenen Jahrzehnt. Scharfrichter des Rennens dürfte der Passo di Ganda gut 30 km vor dem Ziel sein. Danach folgt eine langgezogene Abfahrt und ein 10 km langes Flachstück an den Fuss der letzten kurzen Steigung, dem Colle Aperto, von deren Kuppe es noch knapp 5 km hinunter ins Ziel geht.
Die Favoriten
Aufgrund der vielen längeren Anstiege – total sind 4400 Höhenmeter zu bewältigen – sind neben Klassiker-Qualitäten, sprich Spritzigkeit bei kurzen Rampen, auch Kletterkünste gefragt. Diese Qualitäten vereint wohl am besten der Gewinner der letzten beiden Jahre: Tadej Pogacar. Nach dem klaren Verpassen des Gesamtsiegs an der Tour de France dürfte der Slowene hochmotiviert sein, in dieser Saison nach der Flandern-Rundfahrt noch ein zweites Monument zu gewinnen.
Ähnlich ambitioniert dürfte Remco Evenepoel nach einer für ihn schwierig verlaufenen Vuelta sein. Auch der Zeitfahr-Weltmeister aus Belgien zählt in diesem Rennen zum engsten Favoritenkreis – wie auch der Giro-Sieger Primoz Roglic. Evenepoel hat in diesem Jahr bereits den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. Mathieu van der Poel, der Sieger der anderen beiden Monumente in diesem Jahr (Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix), steht nicht am Start.
Die Schweizer
An der Seite von Tadej Pogacar fährt im Team UAE Emirates mit Marc Hirschi ein Schweizer. Der Gewinner der diesjährigen Ungarn- und Luxemburg-Rundfahrt war gemessen an den Siegen in dieser Saison der erfolgreichste helvetische Fahrer. Ein Podestplatz auf Stufe World Tour blieb dem Berner, der heuer keine Grand Tour und mehrheitlich kleinere Rennen bestritt, 2023 allerdings vergönnt. Diesen kann in diesem Jahr mit dem Sieg im Auftaktzeitfahren der Tour de Suisse aus Schweizer Sicht einzig Stefan Küng vorweisen.
Hirschi präsentierte sich zuletzt in den italienischen Herbstrennen in starker Form. Dass er am Samstag als erster Schweizer seit Fabian Cancellara (Flandern-Rundfahrt 2014) ein Radsport-Monument gewinnt, scheint aber eher unwahrscheinlich, hat er für Pogacar doch wichtige Helferdienste zu verrichten. Mit Tudor Pro Cycling steht auch die von Cancellara geleitete Schweizer Profi-Mannschaft am Start. Der letzte von bislang vier Schweizer Gewinnern der Lombardei-Rundfahrt war 2011 Oliver Zaugg, der quasi aus dem Nichts triumphierte. Seine deutlich bekannteren Vorgänger waren Tony Rominger (1989 und 1992), Pascal Richard (1993) und Oscar Camenzind (1998).
Der letzte Tanz
Zu einem letzten Tanz bittet am Samstag Thibaut Pinot. Der 33-jährige Franzose gehört zu einer Reihe von namhaften Fahrern, die nach dieser Saison ihre Karriere beenden. Er verkörperte die Höhen und Tiefen des Profiradsports, von Etappensiegen bei der Tour de France, über Verletzungen, die seine spätere Karriere beeinträchtigten und ihn zur Aufgabe mehrerer grossen Rundfahrten zwangen, bis zum Triumph an der Lombardei-Rundfahrt 2018. Neben Pinot werden auch der dreifache Weltmeister Peter Sagan, Olympiasieger Greg van Avermaet oder der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister Rohan Dennis was die World Tour betrifft in den Ruhestand treten.
sda