Vor einem Jahr verblüfft Silvan Dillier die Radsport-Welt mit Platz 2 bei Paris – Roubaix. Am Sonntag wird es bei der 117. Ausgabe des Klassikers kaum möglich sein, seinen Coup zu wiederholen.
Natürlich denkt Dillier noch oft und gerne zurück an das «perfekte Rennen», wie er es selbst bezeichnet. 210 von 257 km fuhr der Schweizer vom französischen Team AG2R an der Spitze des Rennens. Am Ende duellierte er sich im legendären Vélodrome von Roubaix mit dem Weltmeister Peter Sagan um den Sieg.
So 14.04. 20:00 - 21:00 ∙ Eurosport 2 XTRA HD ∙ FR ∙ 60 Min
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Zum ganz grossen Coup im prestigeträchtigsten Eintagesrennen des Radsports nebst der WM reichte es Dillier nicht; im Sprint blieb er gegen den slowakischen Champion chancenlos. Im Rückblick fühlt sich Dillier dennoch wie ein Sieger, in Erinnerung blieben ihm nebst den Emotionen vor allem die «stechenden Schmerzen und die Blasen» an den Händen.
Eine ähnliche Top-Klassierung in dieser Art gelang Dillier in den letzten zwölf Monaten nicht mehr. Das ist dem 28-Jährigen bewusst: «Obwohl es mein bestes Resultat der Karriere war, ruhe ich mich nicht darauf aus. Ich versuche jeden Tag, besser zu werden, um ein solches Rennen wiederholen zu können oder gar noch besser abzuschliessen.»
Dass Dillier beim Rennen, bei dem die Profis dieses Jahr 29 Kopfsteinpflaster-Abschnitte mit einer Gesamtdistanz von fast 55 Kilometern zu bewältigen haben, überhaupt am Start steht, ist nicht selbstverständlich. «Eigentlich habe ich das Rennen bis letztes Jahr gehasst», sagt Dillier. Nur einmal bei den Junioren sowie einmal mit seinem früheren Arbeitgeber BMC war er den Klassiker zuvor gefahren. Und auch 2018 war ein Start nicht vorgesehen. Dillier rutschte nur ins Aufgebot, weil ein Teamkollege verletzt hatte Forfait erklären müssen.
Helfer statt Leader
Dieses Jahr ist Dillier aber gesetzt für das dritte der fünf sogenannten Radsport-Monumente (Mailand – Sanremo, Flandern-Rundfahrt, Paris – Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Lombardei-Rundfahrt) im Kalender. Als Leader seiner Equipe tritt er jedoch nicht an. Diese Rolle nimmt der Belgier Oliver Naesen ein, der in diesem Jahr schon Zweiter war in Sanremo, Dritter bei Gent-Wevelgem und Siebenter in der Flandern-Rundfahrt.
Auch für einen Vorjahreszweiten gelten Teamhierarchien. Das ist für Dillier aber kein Problem: «Oliver ist im Moment abartig stark, er ist unsere klare Nummer 1. Ich werde sicher meine Freiheiten erhalten. Aber am Schluss werde ich, wenn wir beide vorne vertreten sein sollten, sicher für ihn fahren und meine eigenen Interessen zurückstellen.»
Und überhaupt: Ein zweites Mal würden ihn die Konkurrenten wohl kaum noch einmal ziehen lassen wie letztes Jahr. Auf dem Weg nach Roubaix ist es zudem noch schwieriger, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, als bei allen anderen Rennen. «Vermutlich etwa 120 Fahrer wollen in die Spitzengruppe», so Dillier. Da sei auch etwas Glück dabei. «Ich werde versuchen, clever zu fahren.»
Wie im Vorjahr, als ihn ein Fingerbruch zurückwarf, tritt Dillier nicht in Topform an. Weshalb es ihm diesen Frühling noch nicht nach Wunsch gelaufen ist, weiss Dillier nicht genau. Ein 14. Rang bei der Strade Bianche ist sein bisher wertvollstes Resultat. «Letztes Jahr war die Form auch kein Hindernis für eine Topleistung. Das wird es auch diese Jahr nicht sein», blick Dillier dennoch zuversichtlich auf das Rennen.
Kräfte schonen muss Dillier nicht, legt er doch ab Montag eine zweiwöchige Pause ein. Danach kehrt er an der Tour de Romandie ins Renngeschehen zurück. Später steht mit der Tour de Suisse auch die zweite Schweizer Rundfahrt in seinem Programm. Zudem hofft Dillier auch auf einen Start an der Tour de France. Ein starker Auftritt in Roubaix würde seine Chancen innerhalb von AG2R sicher erhöhen.