Nach dem Tod von Muriel Furrer an der Rad-WM in Zürich hat der belgische Rad-Influencer und Journalist Benji Naesen den Weltverband (UCI) und dessen Präsidenten David Lappartient schwer kritisiert.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nach Muriel Furrers tödlichem Sturz an der Rad-WM in Zürich gerät der Weltverband zunehmend unter Druck.
- Der belgische Rad-Influencer und Journalist Benji Naesen wirft der UCI vor, in den letzten Jahren viel zu wenig für die Sicherheit der Athlet*innen unternommen zu haben.
- Auch das von der UCI verhängte Funkverbot kritisiert der Belgier scharf.
- Hätte Furrer mit dem Einsatz von Funk früher gefunden werden können?
«Wir fühlen uns sehr schlecht. Es hätte der beste Moment der Saison werden sollen», sagte UCI-Präsident David Lappartient nach der Tragödie um die Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer. Der Verband habe sich gemeinsam mit Furrers Familie aber dazu entschieden, die WM fortzusetzen. Gleichzeitig warnt der Franzose, in der Sicherheitsdiskussion nun keine Kurzschlüsse zu ziehen: «Wir sollten vorsichtig sein und eine Tragödie nicht verallgemeinern.»
Jemand, der das völlig anders sieht, ist Rad-Influencer und Journalist Benji Naesen. Der Belgier, der den Rad-Podcast «Lanterne Rouge» führt, äussert nach dem Tod Furrers und den Aussagen Lappartients scharfe Kritik am Weltverband und auch am Präsidenten selbst.
«Wir sollten nicht warten, bis der nächste stirbt...»
«Lappartients Äusserungen widern mich an», wettert Naesen auf der Plattform X. «Er behauptet, dass 50 Prozent der Stürze auf das Verhalten der Fahrer*innen zurückzuführen sind, ohne dies durch Statistiken zu belegen. Das fasst den Mangel an Verantwortlichkeit der UCI zusammen, wenn es um Sicherheit geht. Ich bin schockiert, dass diese Leute am Ende des Tages noch in den Spiegel schauen können.»
Naesen kritisiert zudem, dass der Verband bei jedem Todesfall denselben Zyklus lostrete. Zuerst heisse es: «Die UCI trauert um ...», dann werde die Familie gefragt, ob die Rennen fortgesetzt werden dürfen und danach sei es dann «zu früh, um darüber zu diskutieren, was hätte verhindert werden können.»
Getan werde währenddessen viel zu wenig. «Die Entscheidungen, die die UCI in den letzten 10 Jahren zugunsten der Sicherheit getroffen hat, kann ich an einer Hand abzählen. Wir sollten nicht warten, bis der nächste stirbt, bevor wir die notwendigen Änderungen am Sport vornehmen.»
Bei der Sicherheitsdiskussion im Radsport ist auch das Funkverbot immer wieder Thema. Die UCI untersagte den Funk bei der WM, und möchte dies auch auf die Rennen der World Tour ausweiten. Der Weltverband verspricht sich davon, dass die Rennen spannender und unberechenbarer werden.
Hätte man Furrer ohne UCI-Funkverbot früher gefunden?
Allerdings haben Fahrer und Teams immer wieder darauf hingewiesen, dass der Funk für die Sicherheit wichtig sei. Das sieht auch Naesen so: «Jenthe Biermans stürzte beim Giro d'Italia in eine Schlucht und konnte nur deshalb so schnell gefunden werden, weil die anderen Fahrer dem Teamwagen über Funk mitteilten, wo er abgestürzt war.»
Hätte so auch Furrer nach ihrem Sturz früher gefunden werden können?
Die Frage bleibt unbeantwortet, für Lappartient, der seit 2017 im Amt ist, sticht dieses Argument aber ohnehin nicht: «Es gibt auch Stürze wegen des Funks. Wir sollten vorsichtig sein und eine Tragödie nicht verallgemeinern», findet der UCI-Boss.
Naesen sieht das völlig anders: «Es ist unmöglich, jeden Unfall in diesem Sport zu verhindern, aber alle Massnahmen, die schwere oder tödliche Verletzungen reduzieren oder verhindern können, sollten mit höchster Priorität verfolgt werden.»