Die Schweizer Sporthilfe hilft seit 50 Jahren Schweizer Sportlern. Darum heisst sie so. Ist die Stiftung auch in der Corona-Krise stark genug, um zu helfen? Geschäftsführer Steve Schennach bejaht.
Steve Schennach, könnte die Schweizer Sporthilfe durch eine solche Krise in ihrer Existenz bedroht werden?
Nein, die Stiftung wurde vor 50 Jahren gegründet und hat den klaren Auftrag, die Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg vom Talent zum Spitzensportler finanziell zu unterstützen. Dieser Auftrag bleibt auch jetzt bestehen. In den 50 Jahren hat einige Male das System der Unterstützung gewechselt, und auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren nicht immer dieselben. Jetzt sind sie herausfordernd. Aber der Sport und die Sportler sind nicht in einer Blase, sie sind Teil der Gesellschaft. Athletinnen und Athleten, Partner und die Sporthilfe wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Alle Exponenten der Schweizer Sporthilfe geben alles, um den Athleten bestmögliche finanzielle Unterstützung zu ermöglichen, gestern wie heute.
Welche Rolle kann die Schweizer Sporthilfe in einer solchen Situation spielen?
Da sein für die Athletinnen und Athleten, mit Ratschlägen und Support. Aber natürlich auch damit, dass wir sie auch in dieser Ausnahmesituation finanziell unterstützen. Auch für die Sportler kommt an erster Stelle die Gesundheit. Sie sind als Spitzensportler meist selbständige Unternehmer. Das heisst, dass auch für sie unmittelbar die wirtschaftliche Einnahmenunsicherheit besteht. Keine Preisgelder, weniger Werbeeinahmen, wirtschaftliche Partner, die durch Corona in Krisen geraten. Auch Arbeitgeber, die den Sportlern die Teilzeit-Jobs nicht mehr gewährleisten können. Schwierigkeiten, neue Sponsoren zu finden, und anderes.
Haben Sie bereits Kontakt mit Ihren Hauptbeitragszahlern aufgenommen, um über die Zukunft zu diskutieren?
Wir sind selbstverständlich permanent in Kontakt mit unseren Partnern aus der Wirtschaft und unseren privaten Gönnern. Weil diese Krise aber wirklich alle betrifft, sind natürlich auch für unsere Partner die wirtschaftlichen Herausforderungen riesig. Seit zwei Wochen sind wir mit Hochdruck mit unseren Partnern Swiss Olympic, BASPO, Sporttoto-Gesellschaft, Armee und weiteren zusammen. Wir versuchen gemeinsam ein tragbares Szenario zu bauen, ein Netz für die Athletinnen und Athleten für 2020 bis 2022 zu weben.
Gibt es eine Art Kriegskasse, die es Ihnen erlaubt, gewissen Halbprofisportlern zu helfen, deren finanzielles Überleben von der Schweizer Sporthilfe abhängt?
Es gibt keine solche Kasse, aber die Sporthilfe ist in der Vergangenheit sorgsam mit den Ressourcen umgegangen und hat Rücklagen. Die grossen Herausforderungen sind, alle Athleten gleich und fair zu unterstützen. Dies für die Jahre 2020 bis 2022. Durch die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 werden die Sommersportler sowohl 2020 als auch 2021 vollen Bedarf an Unterstützung haben. Danach stehen bereits die Winterspiele in Peking 2022 vor der Türe. Wir brauchen also, um den Athleten Planungssicherheit zu geben, einen verbindlichen Plan für diese Periode. Diese Rechnung ist ganz einfach, aber leider nur auf dem Papier. Nehmen wir die guten Unterstützungsjahre 2017 bis 2019 und den Bereich mit den etwa 400 Förderathleten, so haben wir in dieser Phase über 20 Millionen Franken an Athletinnen und Athleten ausgeschüttet. Um diesen Bedarf, dieses Niveau für diese Anzahl Förderathleten zu halten, bräuchten wir für 2020 bis 2022 ebenfalls wieder über 20 Millionen. Dies aus Rücklagen zu finanzieren ist illusorisch.
Haben Sie eben Anrufe oder E-Mails von Sportlern erhalten, die um Hilfe baten?
Ja, wir sind mit vielen Sportlern in persönlichem und gutem Austausch. Wir vermitteln auch Adressen, an die sie sich wenden können. Eben auch unter der Prämisse, dass sie als Selbständigerwerbende vom Bund aktuell gleich behandelt werden wie alle Selbständigerwerbenden aus anderen Branchen.