Interview Sefolosha: «Vielleicht organisiere ich mit Capela mal ein Raclette-Essen»

Von Nicolas Barman

30.9.2019

Clint Capela und Thabo Sefolosha sind neu Teamkollegen bei den Houston Rockets. 
Clint Capela und Thabo Sefolosha sind neu Teamkollegen bei den Houston Rockets. 
Bild: Keystone

Thabo Sefolosha geht bereits in seine 14. NBA-Saison. Vor seiner neuen Herausforderung bei den Houston Rockets hat der 35-Jähige mit «Bluewin» gesprochen. Über sein neues Team, den Titel-Traum – und Raclette.


Sie stehen vor der 14. Saison in der NBA, Ihrer ersten bei den Houston Rockets. Wie fühlen Sie sich körperlich? Und warum haben Sie sich dazu entschieden, in Texas zu unterschreiben?

Ich will voll angreifen und 100 Prozent aus mir herausholen. Der Sommer war grossartig für mich, meine Verletzungen liegen hinter mir und ich bin bereit für die Herausforderung bei den Houston Rockets. Es ist eines der Teams, die mich im Frühsommer am meisten angesprochen haben. Auch weil Russell Westbrook, James Harden und Clint Capela da spielen.

Vor Ihrer Unterschrift bei Houston haben Sie an einem Testcamp der Rockets in Las Vegas teilgenommen. Wie haben Sie das erlebt? Mussten Sie mit ihren 35 Jahren noch jemandem etwas beweisen?

Das Team hat mich aufgeboten, um zu sehen und zu beurteilen, was ich noch draufhabe. Es stimmt schon, dass es nicht wirklich das war, was ich mir vorgestellt hatte. Aber weil ich meine Situation ändern wollte und es ein Team war, bei dem ich gerne spielen wollte, bin ich trotzdem gegangen.

Sie haben das auch getan, weil sie sehen wollten, wie motiviert ich wirklich war. In dieses Camp zu gehen, war die richtige Entscheidung. Es kam rasch zu Gesprächen und wir blieben während des ganzen Sommers in Kontakt. Sie boten mir dann mehrere Verträge an, die mir aber nicht gefallen haben, weil ich keine Garantie hatte. Und es war schwierig für mich, die Familie in eine Situation zu bringen, in der ich im Dezember und Januar vielleicht wieder ohne Vertrag dagestanden hätte. Ich habe dann alles dafür getan, doch noch einen gesicherten Vertrag zu erhalten und konnte überzeugen.

(Anm. d. Red.: Sefolosha hat schliesslich bei den Rockets einen «Veteranen»-Vertrag mit dem Mindestjahresgehalt von 2,5 Millionen US-Dollar unterschrieben.)

Sie haben die Sicherheit Ihrer Familie natürlich priorisiert. Wie erlebt sie den Umzug nach Texas?

Wir leben nun schon seit 13 Jahren in den USA. Wir können es kaum erwarten, diese neue Stadt kennen zu lernen. Ich bin sicher, dass wir uns sehr gut einleben werden.

Mit Ihrer langjährigen Erfahrung in der NBA werden Sie sicherlich eine besondere Rolle in der Umkleidekabine haben. Wie stellen Sie sich Ihre Rolle bei den Houston Rockets vor?

Es ist noch etwas zu früh, um das zu sagen. Aber James Harden müsste der Anführer im Team sein. Jeder muss seine Rolle finden. Mit der Verbindung, die ich mit Westbrook, Harden und Clint habe, kann ich die Brücke zwischen den Spielern sein und dafür sorgen, dass die Egos in der Umkleidekabine im Hintergrund gehalten werden.

Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Saisonstart. Welche Ziele hat sich der Verein gesetzt?

In der NBA spricht man vor der Saison nicht über bestimmte Ziele. Das gibt dir nur unnötigen Druck. Wir sind alles ehrgeizige Profis und wollen alle das maximale Potenzial aus der Mannschaft herausholen. Es wird einige Opfer bringen, einige Spieler müssen ihre Denk- oder Spielweise ändern. Die Wahrheit ist, dass wir ins Finale wollen und vom NBA-Titel träumen.

Haben Sie persönliche Erwartungen und Ziele nach ihrem Wechsel zu den Houston Rockets?

Ich erwarte nichts Besonderes, aber ich hoffe auf eine grossartige Saison. Ich habe diese Chance, noch einmal mit James und Russell zu spielen. Die Saison wird eine grosse sportliche Herausforderung sein, aber wir haben gute Karten, um etwas Besonderes zu schaffen.



Zum ersten Mal in der NBA teilen Sie sich die Umkleidekabine mit einem anderen Schweizer, mit Clint Capela. Eine tolle Geschichte.

Wir haben viel gemeinsam und ich kann es kaum erwarten, ihn kennen zu lernen. Wir hatten noch nie wirklich die Gelegenheit, zusammen zu spielen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Es wird cool. Zwei Schweizer, die im gleichen NBA-Team spielen – das ist wie die Kirsche auf der Torte. 

Apropos Schweiz. Wie wird unser Land von den anderen Houston-Spielern wahrgenommen, seitdem zwei Schweizer im Club sind?

Geographie ist nicht die Stärke der Amerikaner, egal ob wir Schweizer, Schweden, Finnen oder Spanier sind. Das ist völlig egal. Unsere Herkunft hat keinen grossen Einfluss auf unsere Teamkollegen. Sie wissen nicht, was typisch schweizerisch oder italienisch ist. Aber vielleicht sollten wir mal ein Raclette mit dem ganzen Team organisieren! 

Haben Sie jemals über Ihr Karriereende nachgedacht? Werden Sie in der Welt des Basketballs bleiben – zum Beispiel als Trainer? Oder gibt es andere Herausforderungen, von denen Sie im zukünftigen Leben träumen? 

Ich habe viele Ideen und ein Tag hat genug Stunden, um mehrere Dinge zu machen. Aber klar, mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten und meine Erfahrungen zu teilen, ist etwas, das mir Spass machen würde. Vielleicht werde ich auch als Berater arbeiten, um jungen Spielern zu helfen. Ganz vom Basketball wegkommen werde ich wohl nie können. Das ist noch alles Zukunftsmusik, aber ich denke schon immer mehr darüber nach.

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