Billard Snooker-WM als Modellprojekt in der Corona-Pandemie

plh

21.4.2021 - 12:12

Die Snooker-WM in Sheffield könnte exemplarisch werden.
Die Snooker-WM in Sheffield könnte exemplarisch werden.
Bild: Keystone

Was beim Snooker derzeit im Schnelldurchlauf versucht wird, soll dem Fussball im Idealfall als Vorbild dienen. Zuerst einmal wenige Fans, dann etwas mehr – und pünktlich zum Final die Vollauslastung.

Keystone-SDA, plh

Das Crucible Theatre von Sheffield ist zwar nicht das Londoner Wembley-Stadion und die Snooker-WM erst recht nicht die Fussball-EM, die Zeichen aber, die von dem Event ausgehen, sind deutlich: Grossbritannien will es Schritt für Schritt zurück in die alte Realität schaffen.

Im Rahmen eines Pilotprojekts der britischen Regierung, bei dem die Snooker-WM als eines von mehreren Events ausgewählt wurde, bekommen im Lauf des Turniers immer mehr Fans Zutritt ins «Crucible». In der ersten Runde, die am Samstag begann, war eine Auslastung von 33 Prozent zugelassen. Dabei galten noch Abstandsregeln zwischen den einzelnen Zuschauergruppen.

In der am Donnerstag beginnenden zweiten Runde wird die Kapazität auf 50 Prozent, bei den Viertel- und Halbfinals auf 75 Prozent erhöht. Ein Mindestabstand ist dann nicht mehr nötig. Die Maskenpflicht besteht für die Fans während des gesamten Turniers. Im Final schliesslich sollen alle Plätze des traditionellen Austragungsorts besetzt sein. Wie 2019 in der Vor-Corona-Zeit.

Im Vorjahr «Laborratten»

«Unsere führenden Spieler haben die Aufregung vermisst, in eine Arena voller Fans zu gehen», sagte Snooker-Cheff Barry Hearn. Der 72-Jährige fällt in der Corona-Pandemie auch damit auf, dass seine Prognosen stets sehr optimistisch ausfallen. Zum Jahreswechsel hatte Hearn, der auch Boss des Darts-Weltverbandes PDC ist, angekündigt, bis Ostern habe man «das Virus besiegt» und kehre «zur Normalität zurück». Damit wurde nichts.

Im Vorjahr, als die WM im August stattfand, hatte die Zulassung von Zuschauern noch für heftige Kontroversen gesorgt. Der spätere Weltmeister Ronnie O'Sullivan hatte von «Laborratten» gesprochen und gesagt: «Irgendwo muss man ja anfangen, dann fängt man eben mit den Snooker-Spielern an.» Sein englischer Landsmann Anthony Hamilton – selbst Asthmatiker – schimpfte damals: «Wenn nur ein Mensch im Crucible krank wird und dann stirbt – dann ist es ein Mensch, der ohne jeglichen Grund gestorben ist, nur für die Unterhaltung.»

Die Stimmung 2021 ist deutlich besser. «Wir wurden aufgrund unserer beispielhaften Durchführung von Snooker-Events im vergangenen Jahr in einer sicheren Umgebung ausgewählt. Wir haben den Standard in der Sportwelt gesetzt», behauptete Hearn. Es gehe nicht um Snooker, sondern «auch um die Ausrichtung von Live-Events in Innenräumen». Man sei «stolz», ein Teil davon zu sein.