Die Schweizer Top-Athletinnen und -Athleten meistern die Coronavirus-Krise bislang ordentlich. Allerdings könnte sich die finanzielle Situation wegen auslaufender Verträge deutlich verschlechtern.
Zu diesem Schluss kommt die «Swiss Athletes Corona Study» der Uni Bern, welche die Umfrage gemeinsam mit Swiss Olympic und der Schweizer Sporthilfe durchführte.
Rund drei Viertel der Sportler gaben an, dass der Lockdown den Trainingsbetrieb deutlich veränderte. Durchschnittlich wurden nur noch 69 Prozent der Trainingswochenstunden im Vergleich zum normalen Pensum absolviert. Die grössten Einbussen beklagten die olympischen Sommersportlerinnen und -sportler (minus 33 Prozent), die normalerweise im Frühsommer das Trainingspensum hochgefahren hätten. Olympische Wintersportlerinnen und Wintersportler (minus 24 Prozent), deren Wettkampfsaison sich dem Ende zuneigte, berichteten hingegen von deutlich geringeren Trainingsverlusten. In der Zeit nach den ersten Lockerungen ab dem 11. Mai bestritten die Aktiven bereits wieder 92 Prozent ihres normalen Trainingspensums.
Sommersportler empfanden mehr Stress als Wintersportler
Im Gegensatz zum Trainingsbetrieb wirkte sich der Lockdown gemäss der Umfrage nur geringfügig auf die Motivation aus. Gedanken an einen Rücktritt blieben die Ausnahme. Allerdings empfanden die Sommersportler mehr Stress als die Wintersportler. Dies lässt sich primär mit dem Zeitpunkt des Lockdowns und der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf den Sommer 2021 erklären.
Die Umfrage zeigt, dass die finanzielle Situation bei knapp der Hälfte der Athletinnen und Athleten unverändert ist. Etwa ein Viertel musste eine leichte und weniger als fünf Prozent eine deutliche Verschlechterung der finanziellen Situation in Kauf nehmen – im letzten Fall geht es primär um fehlende Wettkampfprämien.
Um die Situation zu evaluieren, hat das Forscherteam unter der Leitung von Professor Achim Conzelmann 1411 Schweizer Spitzensportlerinnen und Spitzensportler mit einer anonymen Online-Studie befragt. Untersucht wurde der Zeitraum vom 13. März bis zum 20. Juli.
Conzelmann mahnt, die insgesamt positiven Ergebnisse mit Vorsicht zu geniessen: «Die meisten befragten Sportlerinnen und Sportler haben zwar den Lockdown ohne grössere Schwierigkeiten überstanden und viele konnten aus der Situation zumindest teilweise einen persönlichen Nutzen ziehen, jedoch werden einige negative Auswirkungen erst in den kommenden Monaten sichtbar werden. So kann es sein, dass zum Jahresende Sponsoren aussteigen oder weitere wichtige Wettkämpfe abgesagt werden. Die Konsequenz dürfte sein, dass erfolgversprechende Leistungssportkarrieren ein vorzeitiges Ende finden könnten.»