Der frühere Weltklasse-Springreiter Willi Melliger hat seinen letzten Kampf verloren. Er erholte sich nicht mehr von einem Mitte Dezember erlittenen Hirnschlag und starb in der Nacht auf Dienstag im Alter von 64 Jahren.
Der Mythos Melliger und Calvaro lebt aber weiter. Mit seinem Wunderschimmel schrieb Melliger Reitsportgeschichte. Es waren nicht nur Aura und Glanz, die das aussergewöhnliche Paar zum Sympathieträger machten, sondern auch deren Erfolge. Zwei Olympia-Silbermedaillen gewann der kantige Solothurner mit dem blütenweissen Holsteiner-Riesen: 1996 in Atlanta im Einzel und 2000 in Sydney mit der Schweizer Equipe.
An Europameisterschaften gewann Melliger mit Calvaro Gold (1995) und Silber (1999) mit der Schweizer Mannschaft sowie zweimal Bronze im Einzel (1995 und 1997). Dazu kam der 4. Platz an der WM 1998 in Rom, wo der mächtige Schimmel als bestes Pferd ausgezeichnet wurde. Ausserdem feierte das Paar Siege an zahlreichen Grossen Preisen wie am CSIO St. Gallen und in der Classic am CSI Zürich.
13 EM-Medaillen
Mit insgesamt 13 EM-Medaillen, darunter vier goldenen Auszeichnungen, ist Melliger der erfolgreichste Schweizer EM-Reiter aller Zeiten. Vor 1995 hatte der Neuendörfer schon 1983 in Hickstead mit Van Gogh in der Equipe sowie 1993 in Gijon mit Quinta im Einzel und mit der Schweizer Mannschaft den EM-Titel gefeiert.
Melligers Stern ging 1976 in Luzern auf, als er am CSIO auf der damaligen Hausermatte mit Rhonas Boy völlig überraschend den Grossen Preis der Schweiz gewann. Diesen Erfolg bestätigte der äusserlich robuste, innerlich aber feinfühlige Metzgerssohn 1984 in Luzern mit Van Gogh und 1996 in St. Gallen mit Calvaro. Sechsmal wurde Melliger Schweizer Meister.
Der langjährige Zigarrenraucher, Feinschmecker und Genussmensch war als nervenstarker Reiter und schlauer Pferdehändler bekannt. Er konnte sich an Pferde verschiedener Grössen und Eigenarten anpassen. Er führte mit seinem Gespür nicht nur Calvaro oder Quinta zu Erfolgen, sondern auch Corso (zweimal EM-Team-Bronze), Van Gogh, Beethoven und Gold du Talus sowie Durchschnitts-Sportpferde wie Trumpf Buur und Rhonas Boy.
2010 beendete der Solothurner seine aktive Karriere. Er widmete sich danach vermehrt dem Pferdehandel und stellte seine Dienste dem Schweizer Verband für Pferdesport als Coach des Nachwuchses zur Verfügung. Auch dies mit beachtlichen Erfolgen.
Herzinfarkt vor Jahresfrist
Ende 2016 erlitt Willi Melliger einen Herzinfarkt. Er musste notfallmässig operiert werden, erholte sich aber vom Eingriff relativ gut. Er stellte darauf seinen Zigarrenkonsum praktisch ein.
Willi Melliger war zweimal verheiratet. Er hinterlässt drei Kinder und einen Enkel. Seine Söhne Kevin und Kay sind aktive Reiter. Er war freundschaftlich mit der Reiterfamilie Fuchs in Bietenholz verbunden und Götti des erfolgreichen jungen Equipenreiters Martin Fuchs.
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