Marlen Reusser nimmt ihren Sturz auf dem Weg zu WM-Gold im Mixed-Teamzeitfahren mit Humor. «Ich habe in diesem Rennen für zusätzliche Spannung gesorgt», so die Bernerin.
Kaum hatte sie die Ziellinie in der Innenstadt von Glasgow überquert, entschuldigte sich Marlen Reusser bei Elise Chabbey und Nicole Koller für ihr Missgeschick eine Viertelstunde zuvor in einer langsamen Rechtskurve.
«Ich wäre nur ungern dafür verantwortlich gewesen, wenn es trotz unseres grossen Vorsprungs nicht zum Sieg gereicht hätte», sagte die 31-Jährige aus Hindelbank.
Reusser: «Wir können sehr stolz sein»
Zum Glück nahmen sowohl die Fahrerin wie auch das Spezialvelo keinen Schaden. Reusser schloss sehr schnell wieder zu den Teamkolleginnen auf. «Für uns war sofort klar, dass wir warten. Der Weg ins Ziel war noch weit», wies Elise Chabbey auf die fast 13 noch ausstehenden Kilometer hin.
Nach schnell geschafftem Anschluss verrichtete Reusser denn auch gleich wieder intensive Führungsarbeit. «Wir können sehr stolz sein. Schon einen Titel zu gewinnen, ist hart. Diesen zu verteidigen, ist noch härter», betonte die Bernerin.
Küng: «Die Frauen haben das super gemacht»
Im perfekt sitzenden Regenbogentrikot, mit der Goldmedaille um den Hals und dem WM-Maskottchen in der Hand verriet Stefan Küng, dass er trotz Reussers Sturz nicht allzu fest ins Zittern gekommen sei. «Einerseits haben die Frauen das super gemacht. Das zeigt die Klasse des Teams, in einem solchen Moment ruhig zu bleiben und den Sieg heimzufahren. Andrerseits war der Vorsprung zu diesem Zeitpunkt auch beträchtlich.»
Dafür hatte der Thurgauer zusammen mit Mauro Schmid und Stefan Bissegger gesorgt. Das Schweizer Männer-Trio übergab nach 20,3 km mit mehr als 23 Sekunden Vorsprung auf das am Ende zweitklassierte Frankreich.
Wichtig war Küng, der vom TV-Regisseur nach Reussers Sturz in einer Einblendung kopfschüttelnd gezeigt wurde, noch der Hinweis, «dass mein Kopfschütteln nicht im Sinne von 'Hey, was machst du denn!' war, sondern ich vielmehr hoffte, dass bei Marlen trotz des Sturzes alles gut ist».
Von Anfängerfehlern, die auch Profis passieren
Stefan Bissegger seinerseits konnte nach der Siegerehrung ein Schmunzeln nicht verbergen. Der Thurgauer, zum Sturz von Reusser befragt, erinnerte sich im Interview sofort an eine Episode aus dem Höhentrainingslager in der WM-Vorbereitung.
«Da stichelte Marlen immer noch über meine Stürze im Vorjahr an der Tour de France in Dänemark. Das seien doch Anfängerfehler, die ihr nie passieren würde, sagte sie. Und nun ist es ihr eben doch passiert. Danach bibberten wir etwas, aber zum Glück war das Polster ausreichend», sagte Bissegger und sprach davon, dass man diesen Titelgewinn am Abend noch feiern werde. «Aber nur ein bisschen, schliesslich folgt ja noch das Einzelzeitfahren (am Freitag in Stirling).»