WM in Glasgow Stefan Küng steigert sich mit fortlaufender Renndauer zu Rang 5

voe, sda

6.8.2023 - 21:21

Vom Edelhelfer zum besten Schweizer: Der Zeitfahrspezialist Stefan Küng fühlt sich an der WM im Strassenrennen immer besser, je länger das Rennen dauert. (Archivbild)
Vom Edelhelfer zum besten Schweizer: Der Zeitfahrspezialist Stefan Küng fühlt sich an der WM im Strassenrennen immer besser, je länger das Rennen dauert. (Archivbild)
Keystone

Stefan Küng beginnt das WM-Strassenrennen als Edelhelfer für Marc Hirschi und Mauro Schmid. Am Ende steht der Thurgauer mit Rang 5 da, bezwungen nur von vier Grössen des Radsports.

Stefan Küng hatte es sich lange überlegt, ob er an der WM in Schottland zum Strassenrennen antreten wolle. Noch zwei Tage vor dem Start sprach der Thurgauer aufgrund der inflationär auftretenden 90-Grad-Kurven auf dem Stadt-Circuit in Glasgow von einem «Hauseckenkurs» und davon, dass ihm als grossgewachsenem Fahrer diese verwinkelte, zehnmal zu befahrende Stop-and-Go-Strecke kaum liegen würde. Er wolle nach zwei Wochen Pause wieder in den Rennrhythmus zurückfinden und fahre deshalb vor allem als Unterstützer für seine Teamkollegen.

Stets vorne präsent

Doch Küng sollte sich – zu seinen Gunsten – irren. Auf eigenen Wunsch von Nationaltrainer Michael Albasini nicht als Leader aufgestellt zu werden, half dem WM-Dritten von 2019 auch in der mentalen Vorbereitung auf das so harte Rennen. Als mit der Ankunft auf dem Circuit das erwartete Ausscheidungsrennen einsetzte, war er vorne immer präsent. Anfänglich war neben Mauro Schmid (am Ende als 13. zweitbester Schweizer) auch Hirschi, seinerseits WM-Bronzegewinner von 2020, noch dabei, ehe der Berner bald einmal zurückfiel und wie fast 150 weitere Fahrer aufgab.

Von dieser Aufgabe erfuhr Küng aufgrund des an der WM verbotenen Funk-Einsatzes erst mit Verspätung. Im Vorbeifahren bei Nationaltrainer Albasini habe er sich einmal nach Hirschi erkundigt, «da hiess es dann, es sei an Mauro (Schmid) und mir. Da war es wirklich schon ein hartes Rennen und praktisch alle schienen erschöpft.»

In der Schlussphase immer stärker

Auch Küng spürte vier, fünf Runden vor Schluss die zuvor schon geleisteten Efforts. Trotzdem vermochte sich der 29-Jährige auch in der nahenden Endphase weit vorne im extrem geschrumpften Feld der Spitzenfahrer zu positionieren. «Die entscheidende Lücke im Kampf um die Medaillen entstand aufgrund eines Sturzes», bedauerte Küng die Situation gut 50 km vor dem Ziel.

Hinter dem Star-Quartett um den nachmaligen Weltmeister Mathieu van der Poel, Wout van Aert, Tadej Pogacar und Mads Pedersen kam in einer abfallenden Rechtskurve Jhonatan Narvaez zu Fall. Als zweiter Fahrer nach dem Kolumbianer und dem Belgier Jasper Stuyven, der etwas abbremsen musste und beim Kurvenausgang nicht mehr voll beschleunigte, kam Küng. «Ich konnte die Lücke nach vorne nicht schliessen. Auch, weil ich nicht bereit war, bei diesen Verhältnissen alles zu riskieren. Du wusstest nie, mit welcher Geschwindigkeit du die Kurven nehmen kannst.»

Trotz der entschwundenen Aussicht auf eine Medaille und einem Rückstand auf die Spitze von fast vier Minuten steckte der Ostschweizer nicht auf. Im Gegenteil: «Ich begann, mich immer besser zu fühlen. Am Ende befand ich mich in einer Verfolgergruppe, die um Platz fünf kämpfte. In einem solchen Rennen steckst du dann natürlich nicht auf, sondern kämpfst bis zum Schluss.»

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