Handball-WM Suter: «Es kann uns nun nichts mehr aus der Ruhe bringen»

sfy, sda

16.1.2021 - 05:01

Nationaltrainer Michael Suter hat allen Grund stolz zu sein auf seine Mannschaft.
Nationaltrainer Michael Suter hat allen Grund stolz zu sein auf seine Mannschaft.
Bild: Keystone

Auch einen Tag nach dem heroischen 28:25-Auftaktsieg gegen Österreich an der WM in Ägypten ist für die Schweizer Handballer Flexibilität angesagt. Der nächste Gegner heisst Norwegen.

Das Hotel der Schweizer liegt am Fuss der grossen Pyramiden von Gizeh. Diese sind das einzige bis heute erhaltene Weltwunder der Antike (total 7). Der Blick auf die Chephren-Pyramide ist denn auch beeindruckend, sie ist nah und doch so fern. Den Schweizern ist es aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht erlaubt, diese zu besuchen. «Vielleicht gibt es ein anderes Mal die Möglichkeit dafür», sagte der Nationaltrainer Michael Suter, «ohnehin sind wir hier, um Handball zu spielen.»



Das taten die Schweizer am Donnerstagabend in der wegweisenden Partie gegen Österreich erfolgreich, obwohl sie am Spieltag angereist und erst zwei Stunden vor dem Anpfiff, direkt vom Flughafen kommend, in der Halle eingetroffen waren. Erst nach dem Duell gegen den Nachbarn ging es ins weitläufige Hotel. Deshalb war am Tag danach Erholung angesagt. Wer wollte, konnte um 9.30 Uhr Ortszeit in den Kraftraum gehen, gefrühstückt wurde ab 10.15 Uhr.

Vor dem Mittagessen um 14 Uhr stand ein weiterer Corona-Test an. Es wird nun täglich getestet, wie der Weltverband IHF bekannt gab, weil es unter anderen bei Titelverteidiger Dänemark einen positiven Fall gab. Das Training der Schweizer war ursprünglich auf 18 Uhr angesetzt, es wurde jedoch kurzfristig um 75 Minuten vorverschoben. «Nach gestern nehmen wir alles, was noch kommt, mit einer gewissen Gelassenheit. Es kann uns nun nichts mehr aus der Ruhe bringen», führte Suter nach einer weiteren kurzen Nacht aus.

Der Glauben an das gemeinsame Tun

Der Sieg gegen die Österreicher zeugt von der Reife des Schweizer Teams. «Gerade im Handball braucht es Kontinuität, ist es schwierig, stärkere Gegner zu bezwingen», erklärte Suter. «Um stabile Leistungen abzurufen, braucht es Zusammenhalt, braucht es Klarheit in den Systemen, braucht es den Glauben an das gemeinsame Tun. Das macht uns aus. Mit den einen Jungs arbeite ich schon zwölf Jahre zusammen.» Zudem führten die Visionen von Suter dazu, dass die Routiniers Andy Schmid und Alen Milosevic zurückkehrten, die selbstredend enorm wichtige Rollen im Team einnehmen.

Der Erfolg gegen die Österreicher war nun ein weiterer Meilenstein im Entwicklungsprozess der jungen Mannschaft. Die Basis dafür bildete die stabile Verteidigung, dank der die Schweizer die ÖHB-Auswahl zu vielen technischen Fehlern zwangen. «Wir waren den Österreichern jeweils einen Schritt voraus und verunsicherten sie dadurch. Das war der Schlüsselpunkt», blickte Suter zurück.

Die zwei Punkte waren eminent wichtig und dürften gleichbedeutend sein mit dem Einzug in die Hauptrunde, denn es ist davon auszugehen, dass die Handball-Schwergewichte Norwegen und Frankreich die ersten beiden Plätze in der Gruppe E belegen – die ersten drei kommen weiter. Suter will jedoch nicht zu weit vorausschauen: «Das macht keinen Sinn. Ich bin nicht der Trainertyp, der gross spekuliert, der nach einem so wunderbaren Tag wie gestern überheblich wird. Das liegt mir fern.»

Vielmehr konzentriert er sich auf die nächste Aufgabe, das Spiel gegen Norwegen am Samstagabend. Die Skandinavier starteten mit einer 24:28-Niederlage gegen den sechsfachen Weltmeister Frankreich ins Turnier und sind nun gefordert. Für Suter gehören die Norweger, die an den letzten beiden Weltmeisterschaften jeweils Silber und an der EM im vergangenen Jahr Bronze gewonnen haben, aktuell zu den Top 3 der Welt. Teamleader ist Sander Sagosen, der derzeit wohl beste Handballer der Welt. «Sie sind enorm eingespielt, treten seit Jahren mit den gleichen Spielern an», sagte Suter.

So beeindruckt er von den Norwegern ist, so stolz ist er darauf, «was wir aus unseren Möglichkeiten machen. Jedoch ist es sicherlich ein grosses Erlebnis, gegen sie zu spielen. Insofern versuchen wir, es zu geniessen.» Dafür braucht es eine weitere gute Leistung. Vielleicht ist das nahe Weltwunder die entscheidende Inspiration.

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